Kirchhellen. Die letzte große Investition der RAG unter Kirchhellen wurde vor zehn Jahren eröffnet. 100 Millionen Euro kostete die 7. Sohle von Schacht 10.

Es war eine der letzten echten bergmännische „Feierstunden“ mit flüssigem Grubengold, Festreden und dem bekannten Steigerlied, zu der die RAG am 27. Mai 2011 nach Kirchhellen eingeladen hatte. In mehr als 1200 Meter Tiefe fand die feierliche Eröffnung der 7. Sohle statt. Sie sicherte dem Bergbau den Zugriff auf jede Menge Kohle bis zur Schließung des letzten deutschen Steinkohlebergwerks Ende 2018.

Einweihung der siebten Sohle mit vielen Ehrengästen am 27. Mai 2011. Die Barbarastatue links steht heute im Dortmunder Knappschaftskrankenhaus.  
Einweihung der siebten Sohle mit vielen Ehrengästen am 27. Mai 2011. Die Barbarastatue links steht heute im Dortmunder Knappschaftskrankenhaus.   © Friedhelm Wessel

Rund 100 Millionen Euro hatte die RAG in dieses Projekt zur Erschließung von neuen Grubenfeldern mit einem Kohlevorkommen von etwa 100 Millionen Tonnen investiert. Um an diese „schwarzen Vorräte“ zu gelangen, musste zunächst der 1981 in Betrieb genommene Heide-Schacht von ehemals 1064 Meter, um weitere 270 Meter tiefer geteuft werden. „Wir brauchen diese 7. Sohle, um fit für die Zukunft zu sein,“ betonte damals DSK-Vorstandsmitglied Jürgen Eikhoff, der bereits 1995 als damaliger Chef des Verbundwerkes Prosper-Haniel den Anstoß für die Auffahrung der tiefsten Bottroper Sohle gab.

Serie: 1000 Jahre Dorfgeschichten, Folge 2

Die Vorarbeiten hatten bereits 2004 begonnen. Die technische Federführung in der „Arge Tieferteufen Schacht 10“ hatte Thyssen Schachtbau. Zu Jahresbeginn 2009 meldeten die Teams den ersten Zwischenerfolg: Pilotschacht bis zur Endteufe von 1328 Metern fertig, Füllort 7. Sohle bei einer Teufe von 1230 Metern angesetzt. Dabei entstanden auch ein ca. 2,5 km langer Förderberg von der 7. zur 6. Sohle und eine in Ost-West-Richtung verlaufende Förderstrecke. In drei Bauabschnitten wurde der Pilotstollen anschließend erweitert und mit Spritzbeton und Stahlbögen gesichert.

Zahlreiche Ehrengäste hatten sich so am 27. Mai 2011 am neuen Füllort des Schachtes 10 eingefunden, darunter RAG-Chef Bernd Tönnjes, die DSK-Vorstandsmitglieder Jürgen Eikhoff und Peter Schrimpf, RAG-Gesamtbetriebsrat Ludwig Ladzinski, Oberbürgermeister Bernd Tischler, der ehemalige Werksleiter Dr. Heinz-Werner Voss, der ehemalige Chefmarkscheider Dr. Stefan Stocks und Stadtdechant Neumann. Tischler sprach damals von einem Zukunftssignal für die Stadt, wenn auch mit überschaubarer Perspektive. „Die Auffahrung der 7. Sohle bedeutet auch sieben Jahre Zukunft und weitere sieben Jahre Beschäftigungsgarantie für 4500 Kumpels. Der Bergbau war immer ein verlässlicher Partner der Stadt und bot qualifizierte Ausbildungsplätze in Bottrop an. Prosper-Haniel hat immer Verantwortung für die Menschen und die Stadt übernommen.“

„Neues Kellergeschoss“

RAG -Gesamtbetriebsratsche Ludwig Ladzinski, der diese neue Sohle damals als neues Kellergeschoss mit Zugang zur Kohle bezeichnet hatte, und Oberbürgermeister Bernd Tischler gaben das unterirdische Bauwerk mit einem 300 Meter langen Materialbahnhof frei. Der Chor der Prosper-Haniel-Azubis intonierte gefühlvoll bekannte Bergmannslieder. Die Einsegnung einer kleinen Barbara-Statue (heute längst im Dortmunder Knappschafts-Krankenhaus beheimatet) durch Dechant Paul Neumann geriet an diesem Maitag fast zur Nebensache.

Schwärmt bis heute von einer „technischen Meisterleistung“: Steiger Jörg Laftsidis gehjörte zum erweiterten Projektteam.  
Schwärmt bis heute von einer „technischen Meisterleistung“: Steiger Jörg Laftsidis gehjörte zum erweiterten Projektteam.   © Friedhelm Wessel

„Technische Meisterleistung“

Auch Steiger Jörg Laftsidis (57), der damals ebenfalls zum erweiterten Projektteam „7. Sohle“ gehörte, schwärmt heute noch von dieser technische Meisterleistung. „Leider heute alles Geschichte,“ betont der Ex-Markscheider, der am 21. Dezember 2018 auch zum Team um Steiger Jürgen „Jacke“ Jakubeit gehörte, das Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unter dem Doppelbock von „Haniel“ das letzte deutsche Stück Steinkohle überreichte.