Kirchhellen. Jede Menge Grubengas liegt noch in dem Feld „Jupiter“ unter Kirchhellen. Lohnt es sich, das weiter zu verheizen, wenn das Grubenwasser ansteigt?
Auch nach dem Ende des Steinkohlenbergbaus will der Energiekonzern Steag unter Kirchhellen Energie aus der Erde fördern. Im Feld „Jupiter“ liegen unterirdisch noch große Mengen des Grubengases Methan, das aus der noch vorhandenen Kohle ausgast. Aber rechnet sich die Verheizung noch, wenn die RAG ab Ende Mai das Grubenwasser ansteigen lässt und gleichzeitig die Staatsförderung für die Gasabsaugung ausläuft?, Ja, sagt die Steag. Wenn die Kohle stimmt.
Bisher stimmte die Rechnung für die Steag-Tochter „New Energies“. Sie hatte zunächst vorgehabt, an den alten Schächten der Zeche Zweckel in Gladbeck das „Kirchhellen-Gas“ abzusaugen. Schnell hat sie aber herausgefunden: Am Schacht 9 von Prosper-Haniel in Grafenwald ist das Absaugen ergiebiger. Über eine Rohrleitung strömte das Gas zu einem Blockheizkraftwerk an der Fernewaldstraße.
„Klimakiller“ Methan
Das hat bisher wirtschaftlich und ökologisch Sinn gemacht. Seit 2000 fließen aus dem „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ EEG Subventionen für die Verwertung von Gruben- und Deponiegas. Denn das Absaugen des Grubengases verhindert, dass ein übler Klimakiller unkontrolliert aus der Tiefe strömt. Methan belastet das Klima um den Faktor 25 stärker als Kohlendioxid, das beim Verheizen entsteht.
Aber jetzt verändern zwei Faktoren die Rechnung. Die Subventionen aus dem EEG laufen bis 2024 Stück für Stück aus. Und: Ab Ende Mai stellt die RAG am Bergwerk Prosper-Haniel die Pumpen ab, die die Grubengebäude trocken halten. Bis zum Jahr 2031 soll das Grubenwasser anstiegen bis auf eine Tiefe von 630 Meter und dann unterirdisch seinen Weg finden bis zur Zeche Lohberg in Dinslaken. Dort soll es in den Rhein gepumpt werden. Das jedenfalls ist der Plan A.
Grubenwasser und Grubengas
Im Auftrag des Landes NRW haben die Essener Bergbauexperten der Deutschen Montan-Technologie DMT berechnet, was der Grubenwasseranstieg macht mit den Aussichten auf die Grubengasgewinnung. Kernaussage des 50 Seiten starken Gutachtens aus dem April 2020: „Die jährlich technisch verwertbaren Gasvolumina werden von rund 197 Mio. m³ in 2019 auf rund 84 Mio. m³ in 2030 abfallen“. Derzeit lässt die CDU/FDP-Landesregierung errechnen, mit wie viel Geld vom Staat sich die ökologisch sinnvolle Gasabsaugung künftig rechnet.
Derzeit betreibt die Steag keine Verwertung des „Kirchhellen-Gases“, sagt Konzernsprecher Daniel Mühlenfeld. Das habe aber zu tun mit den Verschließungsarbeiten der RAG auf Prosper-Haniel. Nach den Berechnungen der Steag-Tochter „New Energies“ könnte das Feld Jupiter ergiebig Methan liefern bis ins Jahr 2035. Also formuliert Mühlenfeld so: „Wir sehen dort mittelfristig belastbare Perspektiven für die Grubengasverwertung.“ Wenn die Kohle stimmt.