Die Unternehmen des Steag-Konzerns wollen unter Kirchhellen Methanvorkommen der ehemaligen Zechen Zweckel und Fürst Leopold nutzen

  • Unter Tage gefährdet Grubengas die Bergleute, über Tage die Atmosphäre
  • Steag-Töchter wollen über RAG-Wetterschächte das Gas saugen und verheizen
  • Das Verfahren wird schon fast überall im Ruhrgebiet zur Stromerzeugung genutzt

Zwei Schachtsysteme stillgelegter Bergwerke treffen sich unter Feldhausen. Zwei Schwesterfirmen des Steag-Konzerns wollen das Grubengas aus den Stollen jetzt in Blockheizkraftwerken zu Strom und Wärme nachen. Während das große Feld Jupiter der ehemaligen Zeche Zweckel sich auch weit unter Kirchhellen erstreckt (siehe Grafik), liegt das Feld „Altendorf-Gas“ von Fürst Leopold nur unter einem Zipfel von Feldhausen rund um den Movie-Park.

Grubengas Bewilligungsfeld Jupiter. Das Unternehmen A-tec aus Moers will über einen Scahcht der ehemaligen Gladbecker Zweckel Zweckel Grubengas fördern.
Grubengas Bewilligungsfeld Jupiter. Das Unternehmen A-tec aus Moers will über einen Scahcht der ehemaligen Gladbecker Zweckel Zweckel Grubengas fördern. © Helge Hoffmann

Unter Tage war das Grubengas Methan (CH4) in Form der berüchtigen „schlagenden Wetter“ eine stete Gefahr für die Bergleute, über Tage ist es in noch viel stärkerem Maße als Kohlendioxid ein Klimaschädling. Deshalb ist die Die Nutzung von Grubengas zur Energiegewinnung gut fürs Klima - und in NRW inzwischen weit verbreitet. Allein die Steag-Töchter Minegas und Mingas-Power betreiben rund 100 Blockeizkraftwerksmodule. In Recklinghausen liegt der Anteil von Grubengas an den alternativen Energieträgern bei 40 Prozent.

Anlagen entlasten die Atmosphäre

Die Steag rechnet vor, mit ihren Anlagen entlaste sie die Atmosphäre um 2,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente und erzeuge zudem jährlich mehr als 600 Millionen Kilowattstunden Strom und gut 100 Millionen Kilowattstunden Wärme, die sie zum Beispiel in das Fernwärmenetz einspeise.

Für das Absaugen des Grubengases aus dem „Altendorf-Feld“ unter Feldhausen hat die Steag-Tochter Mingas-Power schon länger eine sogenannte ‚Erlaubnisgenehmigung‘ vor. Jetzt haben die Mingas-Ingenieure gemeinsam mit der RAG einen Fundpunkt für Grubengas ausgemacht, sagt Steag-Konzernsprecher Jürgen Fröhlich Deshalb soll die Erlaubnisgenehmigung erweitert werden zu einer Gewinnungsgenehmigung erweitern wollen.

Förderung in Dorsten

Fördern will Mingas-Power das Gas von Dorsten aus. Dort gibt es an einem Schacht des Verbundwerkwerks Lippe, das zu Jahresende 2008 geschlossen worden war, noch einen offenen Wetterschacht. So lange die RAG den bewirtschaftet, sagt Fröhlich „werden wir keine größeren Maßnahmen vornehmen. Wenn die Aktivitäten der RAG dort abnehmen, werden wir wie üblich unsere Verwertungsanalagen an einem der vier Schächte anlegen und die bereits bestehenden Abluftrohre benutzen. Eine Bohrung wird nach aktueller Sicht nicht nötig sein. Derzeit ist allerdings auch noch nicht absehbar, an welchen der vier Wetterschächte wir uns anschließen werden.“

Gas reicht bis zu 30 Jahre lang

Das ungleich größere Feld Jupiter unter Kirchhellen hat das Schwesterunternehmen Minegas vom niederrheinischen Anlagentechnikunternehmen A-TEC übernommen, das die Probebohrungen an der Zeche Zweckel durchgeführt und lange das Genehmigungsverfahren betrieben hat. Geschäftsführer Clemens Backhaus: „Wir haben vereinbart, dass Minegas die Gewinnungsanlage installieren und betreiben wird.“ 6 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr lasse sich mit dem Grubengas aus dem Jupiter-Feld jährlich gewinnen, und das bis zu 30 Jahre lang.

Der Fachbereich Umwelt der Stadt hat mit den Plänen der Steag-Töchter kein Problem. Beim Jupiter-Genehmigungsverfahren im Jahr 2015 musste A-TEC noch Überzeugungsarbeit leisten und versichern, die Fördertechnik habe nichts gemein mit der damals extrem kontrovers diskutierte Fracking-Fördermethode. Diesmal hat die Stadt „keine Bedenken gegen eine Bewilligung“.