Bottrop. Außengastronomie allein lohnt sich nicht für alle. Bottroper Inhaber fordern Verlässlichkeit, die Anerkennung der Konzepte und Impfpriorisierung.

Bottrops Wirte und Hoteliers sehen endlich Licht am Ende eines gefühlt endlose Corona-Tunnels. Grund: Die Landesregierung gestattet die Öffnung der Außengastronomie ab Samstag, sofern die Inzidenz unter 100 liegt. Aktuell liegt sie in Bottrop wieder bei 103.8, nachdem sie am Dienstag kurzzeitig die magische 100 unterschritten hatte. Auch die Öffnung der Übernachtungsbetriebe für Touristen ist nun wieder gestattet, zumindest für 60 Prozent der Kapazität des jeweiligen Hotels.

Nicht alles ist logisch - aber besser als nichts

Die erste gute Nachricht seit sieben Monaten“, sagt Tina Große-Wilde kurz nach Ende der Düsseldorfer Pressekonferenz, auf der NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) die Corona-Lockerungen auch für ihr Gewerbe verkündet hat. Die Bottroper Hotelbetreiberin und Restaurantbesitzerin gehört seit kurzem zum NRW-Präsidium des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, der kürzlich noch einen Brandbrief an alle regionalen Landtags- und Bundestagsabgeordneten geschickt hat.

„Man möchte es kaum glauben, dass es auf Bottrops  Gastromeile einmal wieder so aussehen wird, wie im vergangenen Sommer nach dem ersten Lockdown. Die letzten sieben Monate war alles dicht.
„Man möchte es kaum glauben, dass es auf Bottrops Gastromeile einmal wieder so aussehen wird, wie im vergangenen Sommer nach dem ersten Lockdown. Die letzten sieben Monate war alles dicht. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

So sei für sie zum Beispiel die Begrenzung der Außengastronomie auf die drei G-Gruppen (genesen, geimpft, getestet) bei einer Inzidenz von unter 100 und allen Schutzbestimmungen nicht nachvollziehbar, wenn die bei einer 50er-Inzidenz ganz wegfalle. Oder: „Warum dürfen in der ersten Lockerungsphase Hotels mit Touristen nur zu 60 Prozent ausgelastet sein? Bei Geschäftsleuten gibt es schon jetzt keine Beschränkung.“ So sei ihr Hotel mit vielen Geschäftsleuten im Gegensatz zum Restaurant auch eher glimpflich durch die Pandemie gekommen. Für Bottrop blickt sie als Dehoga-Vertreterin aber insgesamt zuversichtlich auf das Coronageschehen; nicht nur wegen der guten Impffortschritte, sondern auch wegen der zahlreichen Testmöglichkeiten.

Bottroper Gastronomen: Am Ende muss sich alles rechnen

An der Gastro-Front der Stadt beurteilt man die jüngsten Lockerungen vorsichtig positiv. Natürlich gehe wieder alles hoppla-hopp, sagt Ramona Fleer von der Traditionskneipe Hürter auf der Gastromeile in der City. Ob sie zu Pfingsten öffnet, weiß die Inhaberin noch nicht. „Mein Bauchgefühl sagt mir, vielleicht doch eher zu Fronleichnam.“ Beim Servicepersonal habe sie seit dem ersten Lockdown zwei Leute verloren, bedauert die Wirtin. Und die Beschränkung zunächst auf die Außengastronomie betrachtet sie auch mit gemischten Gefühlen. „Am Ende muss sich alles rechnen. Bei Coronaabständen bleiben draußen nicht mehr allzu viele Plätze übrig“, so die Gastronomin, die zuletzt nicht nur in mehrere Raumlüfter investiert hat, sondern gerade QR-Codes für die Nachverfolgung per Handy eingerichtet hat.

In der Boy würde Ibrahim Kabakci sein „Café Bernsmann“ wenn möglich sofort wieder öffnen. „Das Team ist vollzählig, wir haben unsere Küche ohnehin fürs Take-away geöffnet.“ Den coronakonform auf etwa 20 Plätze reduzierten Außenbereich würde er wenn möglich schon ab Samstag öffnen, wie Minister Pinkwart jetzt erlaubte - falls die Inzidenz es zuließe. „Vielleicht könnten wir bei warmem Wetter und nach Coronaregeln bald sogar wieder kleinere Beerdigungsgesellschaften begrüßen“, so Kabakci, dessen Lokal nur einen Steinwurf vom Ostfriedhof entfernt liegt.

Ohne Innengastronomie weiter Verluste für Bottroper Gastronomen

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Nicht um jeden Preis öffnen will Thorsten Stöcker seinen Bahnhof Nord. „Ohne Innengastronomie würde ich dann einen größeren Verlust machen, als wenn ich gar nicht öffnete“, ist sich Stöcker sicher. Mit pandemiegemäß ausgedünnter Bestuhlung ließe sich die Terrasse entlang der idyllisch anmutenden stillgelegten Bahntrasse einfach nicht wirtschaftlich betreiben, wie er bereits im vergangenen Jahr erfahren musste.

Der große Innenbereich mit seinen Festräumen sei für das Gesamtpaket Bahnhof Nord absolut wesentlich. Die Gastronomie des Golfclubs Schwarze Heide, die er seit vergangenem Herbst ebenfalls betreibt, würde Thorsten Stöcker hingegen sofort öffnen. „Sobald es die Inzidenzzahlen zulassen.“

Treue Mitarbeiter sollen Impfpriorisierung bekommen

Spätestens zu Pfingsten will auch Gasthof Berger Gäste wieder „richtig bewirten“ und nicht nur Kuchen oder Bier „to go“ anbieten. „Sobald die Inzidenz absehbar unter 100 liegt, sind wir am Start“, sagt Volker Rütter.

Der Kompagnon von von Stefan Bertelwick im Gastro-Flaggschiff im ländlichen Norden der Stadt setzt dabei zunächst voll auf die umgestaltete und erweiterte Außengastronomie. Die Küche bliebe dabei sogar durchgehend warm. „Alle Mitarbeiter sind geblieben, jetzt wäre es nur noch toll, wenn Gastro-Personal auch eine Impfpriorisierung bekäme wie im Einzelhandel.“