Bottrop. In den letzten zwei Monaten starben dreimal so viele Covid-Patienten wie im gesamten Zeitraum der Corona-Krise seit Ende Februar 2020.

Die Anzahl der Bottroper, die an und mit einer Corona-Infektion gestorben sind, ist in den letzten beiden Monaten sehr stark angestiegen. So teilt der Bottroper Krisenstab mit, dass bis zum Donnerstag inzwischen 55 Menschen in Bottrop an dem Coronavirus gestorben sind. Anfang Dezember meldete das Landeszentrum Gesundheit noch insgesamt 13 Corona-Tote aus Bottrop. Damit sind in der Stadt allein in den letzten zwei Monaten dreimal so viele Patienten in Bottrop der tödlich enden könnenden Viruserkrankung zum Opfer gefallen als im gesamten vorherigen Zeitraum der Corona-Krise seit Ende Februar 2020.

Allerdings können weitaus mehr Patienten die Kliniken nach einer Behandlung wegen der Corona-Erkrankung gesünder wieder verlassen. "Wir konnten in den Covid-Bereichen inzwischen viel Erfahrung sammeln. Hierbei kommt es auch immer wieder zu besonderen Fällen. Die jüngste Patientin, die wir bisher auf der Intensivstation behandeln mussten, war 22, die älteste weit über 100 Jahre alt", erklärt Dr. Markus Peuckert für das Bottroper Marienhospital. "Beide Patientinnen konnten geheilt entlassen werden", freut sich der Chefarzt für Innere Medizin. "Insgesamt konnten wir inzwischen 115 Patienten nach einem schweren Covid-Verlauf entlassen", teilt er mit.

Covid-Patienten kommen auf eigene Stationen

Dennoch seien auch im Marienhospital inzwischen elf Patienten mit dem Coronavirus gestorben, bedauert der Chefarzt. Zurzeit werden in der Klinik zehn Covid-Patienten behandelt. Insgesamt haben sich die behandelnden Teams im Marienhospital trotz der schwierigen Lage gut auf die Situation eingerichtet, erklärt Dr. Peuckert. "Wir können unseren Patienten durch Tests vor der Aufnahme und Isolation von Notfallpatienten sowie die Behandlung von Covid-Patienten auf eigenen Stationen momentan den größtmöglichen Schutz geben", macht er klar.

Eine Corona-Schutzimpfung trägt dabei bei den Patienten in Behandlung nicht mehr zur einer Linderung der Krankheit bei. "Die Impfung ergibt leider bei Patienten, die bereits erkrankt sind, keinen Sinn mehr. Der Verlauf lässt sich dadurch nicht beeinflussen. Der volle Impfschutz tritt auch erst eine Woche nach der zweiten Impfung mit den momentan gängigen Impfstoffen auf", erläutert der Mediziner. Das sei deutlich zu spät für bereits erkrankte Patienten. "Wer die Gelegenheit bekommt, sollte sich impfen lassen, bevor er erkrankt", rät Dr. Peuckert.

Je mehr infizierte Menschen, desto mehr schwere Corona-Erkrankungen

Den ersten Corona-Todesfall in Bottrop überhaupt hatte das Landeszentrum am 25. März 2020 gemeldet. In der ersten Corona-Welle starben nach Angaben der Landesstatistiker bis Ende Mai insgesamt sieben Menschen aus Bottrop an der Viruserkrankung. Danach waren gut fünf Monate lang überhaupt keine Corona-Todesfälle mehr aufgetreten, doch danach kam es immer wieder zu neuen Corona-Todesnachrichten. Stiegen die Todeszahlen im Dezember noch Woche für Woche weiter an, meldeten die Gesundheitsbehörden in der zweiten und dritten Januarwoche fast täglich neue Corona-Todesfälle. Zu Beginn des Jahres war die Anzahl der Corona-Toten aus Bottrop danach erst halb so hoch wie jetzt.

Seit Mitte Oktober 2020 geht in Bottrop auch die Kurve bei den Covid-19-Infizierten steil nach oben. Waren die Gesamtzahlen bis zu den Herbstferien langsam angestiegen und noch unter 600 geblieben, haben sie sich bis jetzt versechsfacht. Insgesamt hat des danach in Bottrop inzwischen bis heute 3555 labor-bestätigte Corona-Fälle gegeben. Das bereitet auch den Ärzten weiterhin Sorge. "Je mehr infizierte Menschen, desto mehr schwere Verläufe sind auch zu erwarten.", erklärt Chefarzt Dr. Markus Peuckert. Geschätzt sind zurzeit etwa 350 Menschen aus Bottrop mit dem Virus infiziert, meldete der Krisenstab. Das sind inzwischen aber deutlich weniger aktuell infizierte Patienten als noch Anfang Dezember.

Mehr als 80 Prozent der Bottroper Intensivbetten sind belegt

Zu Corona-Todesfällen ist es in Bottrop bisher ausschließlich unter Patienten in den Altersgruppen über 50 Jahre gekommen. Deutlich mehr als die Hälfte der gestorbenen Corona-Patienten (56 Prozent) war 80 Jahre und älter gewesen, geht aus den Daten des Landeszentrums Gesundheit hervor. "Grundsätzlich besteht ein Zusammenhang zwischen Alter und Vorerkrankungen und der Gefahr an Covid zu versterben. Das ist ja bekannt", erläutert Dr. Peuckert. Das belegen prinzipiell auch die Erfahrungen im Marienhopstial. "Viele unserer verstorbenen Patienten waren hochbetagt", berichtet der Mediziner, doch er macht auch klar: "Es waren aber auch Menschen zwischen 50 und 60 darunter".

Nach wie vor ist auch eine Reihe von Menschen aus Bottrop so schwer an Covid-19 erkrankt, dass sie Ärzte und Pfleger auf einer der Intensivstationen in den Bottroper Kliniken behandeln müssen. Zurzeit befinden sich - Stand Donnerstag - sieben Corona-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, und zwei von ihnen müssen invasiv beatmet werden. Im Marienhospital behandeln Ärzte und Pflege momentan nur noch zwei Covid-Patienten auf der Intensivstation. "Die Zahl ist glücklicherweise zurückgegangen", freut sich Chefarzt Dr. Peuckert. Allerdings werden in den Bottroper Krankenhäusern noch etliche andere Patienten auf den Intensivstationen behandelt. Von den insgesamt 40 Intensivbetten sind 33 belegt.