Bottrop. Bürger weisen darauf hin, dass die Schadstoffwerte an Duisburgs Kokereien niedriger als in Bottrop sind. Das Landesumweltamt bewertet das so.

Vertreterinnen des Landesumweltamtes sehen die Aussagekraft eines direkten Vergleichs der gemessenen Schadstoffwerte im Umkreis der drei NRW-Kokereien als gering an. Daraus lasse sich trotz der teils geringeren Werte jedenfalls nicht ohne weiteres ableiten, dass etwa die beiden Kokereien in Duisburg weniger umweltschädlich produzieren als die in Bottrop. Denn einer der wesentlichen Faktoren für die Höhe der gemessenen Schadstoffwerte sei auch die Entfernung der Messstation zur jeweiligen Kokerei.

Nah an Wohngebieten

Im Streit um Luftverschmutzungen durch die Kokerei Prosper weisen Anwohner und Bürgerinitiativen oft darauf hin, dass die Schadstoffwerte im Umkreis der Kokereien in Duisburg niedriger seien als im Bottroper Süden. Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Michael Hübner hob schon darauf ab.

Der SPD-Fraktions-Vize im Düsseldorfer Landtag erwähnte in einem WAZ-Interview auch, dass anders als in Bottrop die beiden Duisburger Kokereien nicht in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohngebieten liegen. Darum müsse man im Bottroper Süden um so achtsamer sein.

Mit Hilfe der Messungen des Landesumweltamtes könnten Ursachen von Luftverunreinigungen ermittelt werden. Es sei allerdings grundsätzlich so, dass die Messpunkte - etwa zur Beurteilung der Belastung durch den krebserregenden Schadstoff Benzo(a)pyren (BaP) - nicht danach ausgewählt werden, wie man Verursacher an verschiedenen Orten am besten miteinander vergleichen könne, sondern um die Belastung in der jeweiligen Nachbarschaft, an der Wohnbebauung, in Gärten oder auf Spielplätzen zu überwachen, erklärte Angelika Notthoff für das Landesumweltamt. „Die Höhe der BaP-Werte hängt von der Emission, der Windrichtung und auch von der Entfernung zur Kokerei ab“, teilte sie mit.

Jeder Kokerei-Standort weist eigene Besonderheiten auf

Ein proportionaler Vergleich dieser Messdaten sei auch gar nicht zulässig. Denn es gebe immer mehrere Faktoren, die die Immissionsbelastung beeinflussen. „Allein die Geländestruktur und die Bebauungsart, die Windrichtung und andere Witterungsverhältnisse haben Einfluss darauf, wie sich die Luft bewegt und wie sich somit Schadstoffe ausbreiten können“, erklärte Angelika Notthoff. Jeder Standort weise eigene Besonderheiten auf. „Deshalb messen wir auf vielen Stationen auch klimatische Daten, um zum Beispiel für Verursacheranalysen die Messergebnisse durch Modellrechnungen ergänzen zu können“, ergänzte sie.

Die Messstation des Landesumweltamtes liegt in Bottrop eingezäunt in der Nähe der Welheimer Schulen. Dort werden auch solche Schadstoffe erfasst, die von der Kokerei Prosper kommen.
Die Messstation des Landesumweltamtes liegt in Bottrop eingezäunt in der Nähe der Welheimer Schulen. Dort werden auch solche Schadstoffe erfasst, die von der Kokerei Prosper kommen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Vertreterin des Landesumweltamtes hatte auch während der gemeinsamen Sondersitzung des Bottroper Umweltausschusses sowie des Ausschusses für Soziales und Gesundheit mit Blick auf die Belastung durch Benzo(a)pyren schon erklärt: „Je näher die Messstelle an der Kokerei liegt, um so höher wird der Wert sein“. Während die Bottroper Messstation an der Welheimer Straße etwa 600 Meter von der Kokerei Prosper entfernt ist, liegt die Duisburger Messstelle für die Kokerei von Thyssen-Krupp an der Kiebitzmühlenstraße in einem Abstand von 1300 Metern. Die westliche Messstation für die Kokerei der Hüttenwerke Krupp Mannesmann in Duisburg Ehingen ist allerdings näher dran als in Bottrop. Ihr Abstand zu den Koksöfen beträgt etwa 400 Meter.

Werte sind an der am weitesten entfernten Messstelle am niedrigsten

Dort wird allerdings erst sei Juli 2020 gemessen. Deshalb gibt es dort aus dem Jahr 2020 bisher nur einen Halbjahreswert von 0,5 Nanogramm pro Kubikmeter Luft. Der Jahresmittelwert in Welheim lag bei 1,1 Nanogramm und der im Umkreis der Thyssen-Kokerei bei 0,2 Nanogramm. Auch im ersten Quartal des Jahres 2021 war der mittlere Messwert für Benzoapyren an der am weitesten entfernten Messstation der Thyssen-Kokerei bei 0,4 Nanogramm pro Kubikmeter Luft am niedrigsten. Der Bottroper Mittelwert an der Kokerei Prosper betrug 0,9 Nanogramm, und der Mittelwert der am nächsten liegenden Messstation an der Kokerei der Mannesmann-Hüttenwerke lag bei 1,4 Nanogramm.