Kirchhellen. 200 Frostkerzen zündet Jörg Umberg in eisigen Nächten an, um Obstblüten vorm Erfrieren zu schützen. Dahinter steckt ein physikalisches Prinzip.

Dieses Jahr dauert die Frostperiode bis in den April hinein. Das merken vor allem die Landwirte. Dazu gehört auch Jörg Umberg vom gleichnamigen Hof am Overhagener Feld. Er musste in diesem Jahr zum ersten Mal Frostkerzen gegen die Kälte einsetzen. Genutzt werden diese, um Steinobst zu schützen.

Jörg Umberg hat sich im vergangenen Jahr über Frost-Verluste beim Steinobst geärgert - und sich diesmal frühzeitig um den Einsatz von Frostkerzen bemüht.
Jörg Umberg hat sich im vergangenen Jahr über Frost-Verluste beim Steinobst geärgert - und sich diesmal frühzeitig um den Einsatz von Frostkerzen bemüht. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Schon vergangenes Jahr hat Umberg über Frostkerzen nachgedacht, doch dafür stimmten die Bedingungen nicht, denn für die hell flackernden Frostkerzen war es zu windig. Die Folgen waren jedoch fatal. „Wir hatten extrem große Frostschäden. Gerade bei den Pfirsichen haben wir auf der gesamten Anlage nur sieben Früchte gefunden, die uns der Frost übrig gelassen hatte. Deswegen haben wir uns dieses Jahr frühzeitig darum gekümmert.“

Warme Kerzenluft verwirbelt die kalte Luft

Umberg hat auf seinen Feldern insgesamt 200 Kerzen aufgestellt. Das sind ungefähr 50 Quadratmeter pro Kerze, und das klappt gut, wenn die Gegebenheiten stimmen, sagt der Bauer. „Die Kerzen strahlen an sich schon eine gewisse Wärme ab, doch diese Wärme verursacht eine Thermik. Das heißt, die warme Luft verwirbelt zusätzlich die kalte Luft.“ Bis jetzt musste der Landwirt die Kerzen zwei Mal anzünden. „Ich muss sie nur einsetzen, wenn die Blüte in einem gefährdeten Stadium ist.“ Und das kontrolliert er regelmäßig.„Wir haben Wetterstationen. Das heißt, ich bekomme nachts eine SMS geschickt, die mir sagt, ob die Schwellentemperatur unterschritten ist.“ Zusätzlich stellt sich Umberg einen Wecker, um auf Nummer Sicher zu gehen und die Daten abzufragen. „Wenn ich dann denke, es ist soweit, heißt es ab in die Plantage und die Kerzen anzünden.“

Die Kerzen bewirken ihren Zweck jedoch nur, wenn die Minusgrade knapp unter 0 Grad liegen, bei -8 Grad würden sie keine Erfolge bringen. „Die brennen so sechs bis acht Stunden, vielleicht auch mal neun. Wenn man die Kerzen relativ spät anzünden würde, weil der Frost beispielsweise morgens um 6 Uhr zu erwarten ist, kann man sie mit einem Deckel wieder schließen. Dann kann man sie auch zwei Mal nutzen.“

Landwirt Umberg: Die Kosten für die Frostkerzen-Methode sind enorm

In den letzten Nächte war das aber nicht der Fall. „Wir haben die Kerzen schon so um 1 Uhr anzünden müssen, und somit sind sie dann morgens gegen 8 oder 9 Uhr schon abgebrannt.“ Eine Brandgefahr besteht bei richtiger Anwendung nicht. „Dafür sind die Äste zu weit von den Kerzen weg.“

Die Kosten für die Kerzen sind enorm. „Die Kerzen kosten zirka 1500 Euro pro Hektar beziehungsweise pro Einsatz. Man muss natürlich auch die Arbeitszeit und den ganzen Aufwand mit einrechnen. Wenn man das zehn Mal machen muss, wären es 15.000 Euro. Dann wäre es natürlich billiger, alles erfrieren zu lassen.“ Doch Umberg bleibt optimistisch. „Man hofft ja immer, dass es nicht regelmäßig ist und die Fröste nur kurz sind, damit man die Kerzen mehrmals nutzen kann.“

Die Frostkerzen werden vorsichtshalber noch einmal aufgestellt. Angesteckt werden sie aber nur, wenn der Bauer von Gefahr ausgeht. Er hofft nun, dass sich seine Arbeit und die Investition gelohnt haben. „Ich hoffe, dass durch die Kerzen die Blüten bei den empfindlichen Kulturen, also unseren Pfirsichen, Nektarinen und Esspflaumen, nicht erfrieren und wir dieses Jahr dementsprechend eine gute Ernte an Obst einfahren können.“

Verfahren aus Süddeutschland

Das Konzept der Nutzung von Frostkerzen kennt Landwirt Jörg Umberg schon länger. „Das ist ein Verfahren, das kenne ich von Berufskollegen aus Süddeutschland, die es für Weinbauregionen nutzen.“

Umberg ergänzt: „Da bei uns die Wetterextreme zunehmen und die Blüte durch das Klima immer früher erfolgt und somit das Risiko steigt, haben wir uns bemüht, die Kerzen rechtzeitig da zu haben. Letztes Jahr war ein Warnschuss für uns.“