Bottrop-Kirchhellen. Der heftige Wintereinbruch in dieser Woche richtete bei den Landwirten keine größeren Schäden an. Spargel profitierte von vorhandener Bodenwärme.

Der kleine Winter zwischendurch: Wenn Spaziergänger sich über hübsche Schneekristalle auf zarten Blüten freuen, treibt das Obstbauern eher Sorgenfalten auf die Stirn. Die Frost- und Schneetage in dieser Woche haben nach Temperaturen von über 20 Grad in den Tagen davor zwar für Irritationen gesorgt. „Aber die Obsternte hat es uns zum Glück bislang nicht verhagelt“, sagt Jörg Umberg vom gleichnamigen Hof in Kirchhellen. Bei Kern- und Steinobst hat der Obstbauer bis ein gutes Gefühl. Die Minusgrade hätten keinen großen Schaden verursacht. Gerade beim Steinobst sei die Blüte gut gewesen, bei den Pfirsichen die Hauptblüte wegen des vorausgegangenen warmen Wetters sogar schon durch gewesen, die Bestäubung erfolgt. Geringe Minusgrade für kurze Zeit würden dann eher geringe Schäden anrichten.

Zur Not helfen Kerzen gegen Frost

Vorgesorgt hat Umberg allerdings. Falls die Temperaturen noch einmal in den Keller gingen, stünden spezielle Kerzen bereit. Entzündet sorgten die für Luftverwirbelungen, so dass der Frost nicht so gefährlich würde. Die Erdbeerkulturen seine bislang nicht gefährdet gewesen. „Die sind zurzeit in Folienhäusern.“ Und die Pflanzen mit den zarten Blüten, die ja in Bodennähe seien, habe er zusätzlich durch Abdeckungen aus Vlies schützen können. „Anders sieht das natürlich bei den Freilanderdbeeren aus, die ab Ende April, Mai blühen. Da können Maifröste immer noch ordentlich Schaden anrichten.“ Von seinem Vater weiß er, dass es zum Beispiel in den 70er Jahren mehrmals Fröste noch Anfang Juni gegeben habe. Vorhersehbar ist das alles also nicht.

Die Birnenblüten sahen nach den Frosttagen doch noch ganz munter aus. Einige wenige haben die Minusgrade allerdings nicht so glimpflich überstanden.
Die Birnenblüten sahen nach den Frosttagen doch noch ganz munter aus. Einige wenige haben die Minusgrade allerdings nicht so glimpflich überstanden. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Mit einem hellblauen Auge davongekommen: So beschreibt Eberhard Schmücker die Situation nach dem Frost. Der sei so plötzlich gekommen und dazu noch mit soviel Wind, dass Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel das Besprühen mit Wassernebel für eine schützende Eisschicht auf den Blüten nicht möglich gewesen wären. „Schäden hat es bei einigen frühblühende Birnen gegeben, an anderen Bäumen, zum Beispiel bei Äpfeln, waren die die Blüten noch soweit geschlossen, dass nichts passiert ist“, sagt der Besitzer des Schmücker-Hofes. Ein, zwei Minusgrade vertrügen Blüten in diesem Stadium, allerdings nur für kurze Zeit. Die Erdbeeren sind sicher gewesen unter ihren Folien. Und der Spargel? „Der war bislang auch unbeeindruckt von dem kurzen Wintereinbruch.“

Regen könnte der Boden immer noch vertragen

Der Boden habe sich nach den ersten sehr warmen Tagen nicht so schnell abgekühlt. Ideal wäre jetzt ein Sonne-Regen-Mix und etwas höhere Temperaturen, also das, was man als „typisches Frühlingswetter“ bezeichnet. Wenn die Obstkulturen sich zu schnell zu früh entwickelten, sei das immer mit Gefahr verbunden. So könnten Fröste mehr Schaden anrichten. „Aber das Wetter hält sich nicht an Kalender.“

Der Spargel hat die fröste der letzten Tage ganz gut weggesteckt. Erste Köpfe recken sich schon wieder vorsichtig aus der Erde.
Der Spargel hat die fröste der letzten Tage ganz gut weggesteckt. Erste Köpfe recken sich schon wieder vorsichtig aus der Erde. © FFS

In puncto Trockenheit gibt er seinem Kollegen Jörg Umberg recht. Auch der recht nasse Jahresbeginn habe das Regendefizit der letzten Jahre noch nicht ausgeglichen. Da dürfte ruhig noch etwas kommen.

Spargelsaison hat längst begonnen

Kurz vor Ostern hat auf den Kirchhellener Höfen die Spargelsaison begonnen. Das warme Wetter Ende März hat dem Edelgemüse einen guten Wachstumsschub versetzt. Den kurzen Kälteeinbruch der letzten Tage haben die weißen und grünen Stangen aber gut überstanden.

Jetzt kann es also richtig losgehen. Der letzte Spargel wird traditionell am 24. Juni, dem Johannistag, gestochen.