Bottrop. Beschäftigte des Knappschaftskrankenhauses machen mit beim Aktionstag von Verdi. Das sind ihre Forderungen an Gesundheitsminister Jens Spahn.

Der solidarische Applaus ist verklungen. Viele versprochene Hilfen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sind ausgeblieben. Nun sollen nach Ansicht von Verdi endlich Taten folgen. Beschäftigte des Knappschaftskrankenhauses haben sich deshalb am Montag an einer bundesweiten Protestaktion der Gewerkschaft beteiligt.

Um 11.55 Uhr machen sie auf ihre Situation im Arbeitsalltag aufmerksam. Die Uhrzeit, fünf vor zwölf, ist ganz bewusst gewählt. Es ist höchste Zeit, die Lage ernst. „Eigentlich ist schon längst fünf nach zwölf“, sagt Krankenschwester Stefanie Brüninghoff. „Der Alltag ist sehr stressig.“ Man hört aus ihr die Leidenschaft für den Beruf heraus. Aber unter ihren Aussagen mischt sich Frust über die fehlende Wertschätzung. „Das Pflegepersonal ist ausgepowert. Es kann nicht mehr.“

In der Pflege am Menschen müssen Menschen eingesetzt werden

Die Krankenschwester unterstreicht die Wichtigkeit und die dafür nötige Empathie ihres Berufs. „Es handelt sich um Menschen, die von Menschenhand versorgt werden müssen. Dafür gibt es keine Maschinen.“ Einen prominenten Besucher würde sie sich auf der Station wünschen. „Ich möchte Herrn Spahn gerne für einen Tag in die Pflege einladen“, sagt sie. Dann könne er sich selbst ein Bild davon machen, was die Beschäftigen jeden Tag leisten. Die Situation in der Kranken- und Altenpflege mit drei Worten von ihr zusammengefasst: „Wir brauchen Hilfe.“ Und aus ihrer Sicht nicht nur in der aktuellen Coronakrise, sondern auch nach der Pandemie.

Die Kritik der Pflegekräfte richtet sich vor allem an Jens Spahn.
Die Kritik der Pflegekräfte richtet sich vor allem an Jens Spahn. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Wir können diesen Beruf nicht mehr machen, ohne krank zu werden“, meint Ergotherapeutin Jutta Markowski. „Wir gehen nach Hause und sind psychisch und körperlich kaputt.“ Stefanie Brüninghoff fragt: „Was soll man noch machen? Soll man auf den Knien kriechen, um zu zeigen, dass man nicht mehr kann?“ Die Forderungen an die Politik, und konkret an den Bundesgesundheitsminister, bringen die Beschäftigten mit Schildern zum Ausdruck und sind unmissverständlich. „Bedarfsgerechte Personalausstattung“, „Herr Spahn, uns reichts“ und „Mehr Personal, mehr Geld“ ist darauf zu lesen.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege sind am Limit

„Die Stimmung ist mehr als angespannt. Die Kolleginnen und Kollegen sind am Limit“, beschreibt Betriebsrat Arnold Salewski die Situation. „Wir brauchen mehr Personal in der Pflege.“ Salewski spricht davon, dass in der Vergangenheit vieles „kaputt gespart“ wurde. „Wir brauchen verlässliche Personalbemessungen“, sagt Jutta Markowski.

Bundesweiter Aktionstag

Anlass der bundesweiten Aktion von Verdi ist eine aktuelle Bundestagsanhörung zum Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung. Laut Gewerkschaft kann das von der Deutschen Krankenhausgesellschaft, dem Deutschen Pflegerat und Verdi erarbeitete Instrument zur Personalbemessung in der Krankenhauspflege in Kraft gesetzt werden.

Damit sollen eine bedarfsgerechte Versorgung sichergestellt und die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Verdi wirft dem Bundesgesundheitsminister vor, bislang keine Schritte unternommen zu haben, um diese Maßnahme auf den Weg zu bringen.

Zurzeit läuft vonseiten der Gewerkschaft Verdi eine Mitarbeiterbefragung, auch im Knappschaftskrankenhaus, in der die Beschäftigten in der Pflege ihren beruflichen Alltag schildern sollen. „Jeder soll ein Statement zu seinem Arbeitsplatz abgeben“, hofft Arnold Salewski. Die Befragungsergebnisse sollen anschließend zusammengefasst und bei einer Konferenz der Gesundheitsminister von Verdi vorgelegt werden.