Bottrop-Kirchhellen. Essener Sammlerin verkauft „Die Schaukelnde“ des Künstlers. Sie war Vorbild für die große Arbeit, die vor der Kirche in Feldhausen steht.

Derzeit bietet eine Essener Sammlerin eine Figur des bekannten Künstlers Gottfried Kappen zum Kauf an. Dabei handelt es sich um „Die Schaukelnde“, die auch in Kirchhellen nicht unbekannt ist. Die 61 mal 36 Zentimeter große Statue diente dem Bildhauer als Modell für sein monumentales Werk vor der Kirche in Feldhausen. Die grazile Frauenfigur steht nun seit fast 50 Jahren in Essen-Bredeney, versprüht mit kraftvoll-laszivem Ausdruck Lebensenergie und sucht ein neues Zuhause.

Guido Hofmann restaurierte „Die Schaukelnde“ vor sieben Jahren

Kappen sei ein wichtiger Zeuge der Gladbecker Stadtgeschichte, so Wolfgang Keuterling, Vorsitzender des dortigen Heimatvereins. Aber auch Bottrop - und da vor allem Kirchhellen, wo er lange am Brabecker Feld lebte und im Turm von Haus Brabeck sein Atelier hatte - ist eng mit Kappens Leben und Werk verbunden.

Künstler Guido Hofmann restaurierte vor sieben Jahren in seiner Werkstatt die Skulptur „Die Schaukelnde“ des Kirchhelleners Gottfried Kappen. Damals kehrte sie an ihren angestammten Platz vor der Feldhauser Kirche zurück. Das kleine Vorbild für die große Arbeit bietet derzeit eine Essener Sammlerin zum Verkauf an.
Künstler Guido Hofmann restaurierte vor sieben Jahren in seiner Werkstatt die Skulptur „Die Schaukelnde“ des Kirchhelleners Gottfried Kappen. Damals kehrte sie an ihren angestammten Platz vor der Feldhauser Kirche zurück. Das kleine Vorbild für die große Arbeit bietet derzeit eine Essener Sammlerin zum Verkauf an. © FFS | Michael Korte

Seine Werke sind sehr präsent in der Region. 1906 wurde er in Recklinghausen geboren, ging in Gladbeck zur Schule, studierte an der Essener Kunstgewerbeschule, siedelte dann nach Berlin um und kehrte 1948 mit seiner Familie zurück und lebte bis zuletzt in Kirchhellen. Als einer der ersten Künstler setzte er Polyester für Reliefs und Skulpturen ein. Den Kunststoff testete er für einen Chemiekonzern, für den er auch Gussformen etwa für Türklinken entwickelte. Für die Kirche St. Elisabeth in Gladbeck schuf er aus diesem Stoff die 14 Stationen des Kreuzwegs. Bei der großen „Schaukelnden“ in Feldhausen hat er ein im Boden verankertes Aluminiumskelett mit Matten umkleidet, die dann mit Polyester überzogen wurden. So hat der Künstler Guido Hofmann die Arbeitsweise Kappens beschrieben. Hofmann hatte die Skulptur, die in städtischem Besitz ist, vor sieben Jahren mit Mitteln der Egon-Bremer-Stiftung und des Vereins „Natürlich Kirchhellen“ restauriert.

Eigentlich gehört die Skulptur nach Kirchhellen

Dass die Essener Sammlerin und Künstlerin Marlies Lunau nun die Skulptur, die für die Arbeit in Feldhausen Pate stand, abgeben möchte, hat einfach praktische Gründe. Ihr Leben lang hat die heute 83-Jährige mit ihrem vor einiger Zeit verstorbenen Mann Kunst gesammelt. Jetzt steht altersbedingt ein Umzug in ein viel kleineres Domizil an. Und nicht alles kann mit. „Es tut mir in der Seele weh um jedes einzelne Stück, das ich abgeben muss“, sagt Marlies Lunau. In den 1970er Jahren ist das Grafiker-Ehepaar berufsbedingt mit Gottfried Kappen in Kontakt getreten, hat seine Werkstatt besucht und sich in „Die Schaukelnde“ verliebt. Sie weiß nicht, was später einmal mit den Arbeiten aus ihrer Sammlung geschieht. Und für Bottrop oder Gladbeck wäre es doch schön, wenn die Skulptur mit so deutlichem Bezug zu beiden Städten, dorthin zurückkehren würde, wo der Künstler lebte und bereits Spuren hinterließ.

Kappen-Werke im öffentlichen Raum

In Kirchhellen finden sich Skulpturen von Gottfried Kappen (1906 - 1981) zum Beispiel am Chor der Kirche St. Johannes, auf dem Friedhof Feldhausen oder bei der Schule in Grafenwald. Ab 1948 lebte Kappen in der Brabecker Mühle.

Wer sich für die Skulptur „Die Schaukelnde“ interessiert oder Näheres erfahren möchte, kann sich bei der Essener Künstlerin und Sammlerin Marlies Lunau per E-Mail melden: Kh-m.lunau@t-online.de.