Bottrop. Am Wochenende konnten sich erste Kunden ihre Sixpacks Bottroper Bier abholen. Die Nachfrage ist groß. In der Brauerei ist vieles Handarbeit.

Bier aus Bottrop – darauf scheinen viele Bottroper nur gewartet zu haben. Die ersten Flaschen Bottroper Bier sind abgefüllt und die Nachfrage ist enorm. Am Wochenende konnten sich die ersten Kunden ihr vorbestelltes Sixpack abholen. Doch was heißt hier Sixpack. Zwar gibt es das Bottroper Bier auch im klassischen Pappträger, gefragt war jedoch vor allem die schicke Holzkisten, in der dann drei Falschen Helles und drei Flaschen Dunkles aus der kleinen Fuhlenbrocker Brauerei auf den Verzehr warteten. Die Kisten entstehen übrigens in der Rheinbabenwerkstatt der Diakonie, 15 Euro Pfand sind dafür fällig, trotzdem gehen sie am Samstag weg wie nichts.

3600 Flaschen haben die zehn Initiatoren des Bottroper Biers aus ihrem ersten Brauvorgang abgefüllt – von Hand wohlgemerkt. Zwar gibt es eine Abfüllanlage, mit den großen, vollautomatischen Anlagen, die man aus der Industrie kennt, hat die jedoch nur wenig zu tun. Peter Busch nimmt jede Flasche einzeln in die Hand, stellt sie in die Maschine, wo sie dann auf Knopfdruck befüllt wird. Doch das sei eine Absolut professionelle Maschine, betont Braumeister Arthur Riedel. „Wir arbeiten hier mit Gegendruck, so das kein Sauerstoff in den Flaschen zurück bleibt.“ Danach kommt der Kronkorken drauf, auch die Maschine funktioniert im Handbetrieb.

Abfüllen und Etikettieren – beim Bottroper Bier Handarbeit

Es folgt das Etikettieren. Auch das: Handarbeit, jede Flasche wird einzeln in die Maschine eingelegt. Die hat zuvor übrigens schon 40 Jahren ihren Dienst bei einem Winzer getan. Dank Ebay-Kleinanzeigen fand sie ihren Weg ins Ruhrgebiet. Ein Schnäppchen. „Unser Maschinenbauer hat sie komplett überholt und jetzt schaffen wir damit in drei Stunden 900 Flaschen.“

Braumeister Arthur Riedel bereitet die nächsten Liter Bottroper Bier vor.
Braumeister Arthur Riedel bereitet die nächsten Liter Bottroper Bier vor. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Der Braumeister ist am Samstagmorgen schon wieder gut beschäftigt, setzt den nächsten Sud an. Schließlich wollen die Macher des Bottroper Biers so schnell wie möglich Nachschub ausliefern. Denn die Nachfrage hat sie doch ein wenig überrascht. „Wir haben viel positives Feedback bekommen und waren uns schon ziemlich sicher, dass wir alles loswerden, wie schnell wir aber ausverkauft waren, das hat uns überrascht.“ Um 0 Uhr hatten sie die E-Mail-Adresse für Bestellungen freigeschaltet, zwei Minuten später war die erste Order da. Gegen 15.30 Uhr war alles vergriffen. Markus Gehring: „Ich hatte gedacht so zweieinhalb Tage hätte das mindestens gedauert.“ Doch man habe da einen Punkt in Bottrop berührt, viele scheinen auf so etwas nur gewartet zu haben und identifizierten sich mit ihrer Stadt und einem lokalen Bier, berichtet Gehring von Rückmeldungen, die sie erhalten hätten.

Ziel: Ein Bier, bei dem man nach dem zweiten noch Lust auf ein drittes oder viertes hat

Dabei war der Zugriff schon limitiert. Pro Bestellung gab es ein Sixpack, auch die Aufteilung mit drei Hellen und drei Dunklen war vorgegeben. Nun müssen die Biertrinker ein wenig auf Nachschub warten. Zwar wollen die Macher so schnell es geht vom Braukessel in die Lagertanks umfüllen, doch dort muss das Bier dann noch reifen. Riedel: „Weil wir auf klassische kalte Lagerung setzen, braucht unser Bier sechs bis sieben Wochen Zeit.“ Währenddessen setzten sich auch die Jungbouquetstoffe ab. Weil die am nächsten Morgen für Kopfschmerzen sorgen, möchte die natürlich niemand im Bier haben.

In den Abfüllautomaten passt immer nur eine Flasche, die wird dann auf Knopfdruck befüllt.
In den Abfüllautomaten passt immer nur eine Flasche, die wird dann auf Knopfdruck befüllt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Denn: „Unser Ziel war es, ein Bier zu brauen, bei dem man nach dem zweiten noch Lust auf ein drittes oder viertes hat“, verrät der Braumeister. Ist das gelungen? „Wir haben es ausprobiert, es funktioniert“, heißt es da mit breitem Grinsen. Doch ernsthaft: Er habe das Bottroper Bier Brauerkollegen zur Verkostung gegeben und das Feedback aus der Runde sei eindeutig gewesen, sagt Riedel. „Die hätten nicht erwartet, dass wir mit unserem ersten Schuss so eine Qualität hinkriegen und haben eigentlich nur gefragt, warum ich nicht mehr mitgebracht habe.“

Team wartet nun auf die ersten Rückmeldungen der Bottrop zu ihrem Bier

Nun wartet das Team hinter dem Bottroper Bier auf Rückmeldungen der ersten Kunden. Dass es dann auch Bottroper geben wird, die mit dem heimischen Bier womöglich nichts anfangen können, darauf sei man vorbereitet, sag Gehring. „Letztlich ist es eine Geschmacksfrage.“ Und das Team sei von dem Ergebnis nach der langen Vorarbeit, zu der ja auch der Umbau des ehemaligen Kiosks und des Blumenladens nebenan zählt, überzeugt.

Nachschub und Flaschenrückgabe

Im Moment gehen die Inhaber der kleinen Brauerei davon aus, dass sie ab Anfang April wieder Bestellungen annehmen. Wann genau es soweit ist, darüber informieren sie auf ihren Seiten in den sozialen Netzwerken.

Anders als im Supermarkt sind beim Bottroper Bier 50 Cent Pfand auf einer Flasche. Denn den Machern ist es wichtig, dass die Flaschen auch tatsächlich ihren Weg zurück zur Sterkrader Straße finden. Zwar könnte man die Flaschen auch im Supermarkt abgeben, da gibt’s jedoch nur acht Cent zurück. „Wir sind auf die Flaschen angewiesen, sonst müssen wir laufend Flaschen nachkaufen“, erklärt Markus Gehring den Hintergrund.

Ein Holzträger mit sechs 0,5-Liter-Falschen kostet inklusive Pfand 31,50 Euro, der Pappträger mit sechs Flaschen kostet 17,50 Euro.