Bottrop. Braukessel und Tanks ziehen im ehemaligen Kiosk ein. Für die Macher ist das ein weiterer Meilenstein hin zum Bottroper Bier. Sie haben viel vor.

Es blinkt und glänzt im ehemaligen Kiosk auf der Sterkrader Straße. Große Tanks, Bottiche und Töpfe sind eingezogen, und damit ist ein nächster großer Schritt getan, damit aus dem alten kleinen Häuschen auf dem Fuhlenbrock eine Brauerei wird.

Zu dem kleinen Haus mit derm Kisok gehört auf der rechten Seite auch noch ein ehemaliger Blumenladen. Den bauen die Fuhlenbrocker um zu einem Schnakraum. Hier eine Aufnahme aus dem Juli.
Zu dem kleinen Haus mit derm Kisok gehört auf der rechten Seite auch noch ein ehemaliger Blumenladen. Den bauen die Fuhlenbrocker um zu einem Schnakraum. Hier eine Aufnahme aus dem Juli. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Das Sudwerk und die vier großen 1000-Liter-Edelstahltanks haben inzwischen ihren Platz gefunden. Für die zehn Fuhlenbrocker Jungs, die hier demnächst wieder Bottroper Bier brauen wollen, ein echter Kraftakt. Rund 500 Kilo brachte das schwerste Stück auf die Waage – und alles mussten sie selbst nach drinnen bringen und dann die Tanks ins Untergeschoss wuchten.

68 Säcke Braugerste sind auch schon nach Bottrop geliefert worden

„Da kam uns zugute, dass einer von uns Maschinenbauer ist“, sagt Markus Gehring. So habe er ein Rutschensystem ausgetüftelt, außerdem habe man wie beim Pyramidenbau Baumstämme als Rollen genutzt, berichtet er von der Aktion. Am Ende sei es einfacher gewesen als zuvor befürchtet – und was das Wichtigste ist: „Keiner der Kessel hat irgendwelche Beulen abgekriegt.“

Weil zeitgleich auch die ersten 68 Säcke Braugerste geliefert wurden, sei der Wunsch besonders groß, endlich loszulegen. „Man musste die Jungs schon fast bremsen, damit sie nicht sofort anfangen“, scherzt Markus Gehring.

Bis der erste Bottroper Sud angesetzt werden kann, dauert es noch

Doch im Ernst: Bis der erste Sud für das Bottroper Bier angesetzt werden kann, dauert es noch. Denn nur weil Sudwerk, Lagertanks und Heißwassertank nun endlich vor Ort sind, ist die Arbeit ja nicht abgeschlossen. Im Gegenteil, nun stehen die Klein- und Feinarbeiten an. Dazu gehören beispielsweise die Strom- und Gasanschlüsse. Ohne die wird es nichts mit dem Bier.

Das kleine Häuschen an der Sterkrader Straße – links der Kiosk, wo der Straßenverkauf geplant ist, daneben der ehemalige Blumenladen, der zum Schankraum wird.
Das kleine Häuschen an der Sterkrader Straße – links der Kiosk, wo der Straßenverkauf geplant ist, daneben der ehemalige Blumenladen, der zum Schankraum wird. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Außerdem stehen noch Schweißarbeiten an. Denn selbstverständlich müssen Kessel und Tanks über Rohrleitungen miteinander verbunden werden. Hier ist noch einmal besondere Vorsicht gefragt. Denn die Schweißarbeiten müssen den Ansprüchen der Lebensmittelsicherheit genügen. Schließlich dürfen sich an irgendwelchen Schweißnähten keine Rückstände sammeln oder gar Keime bilden.

Reifezeit in den Tanks ist entscheidend für Charakter und Geschmack des Bieres

„Klar wollen wir loslegen, doch wir haben von Anfang an gesagt, dass wir uns die Zeit nehmen, die wir brauchen“, stellt Gregor Schäfers klar. Denn bevor der erste Sud angesetzt werden kann steht auch noch ein Probelauf mit Wasser auf dem Programm. Schließlich muss getestet werden, ob auch alles dicht ist.

Wenn alles reibungslos läuft, könne möglicherweise Anfang Oktober der erste Sud angesetzt werden, sagt Markus Gehring. Doch dazu komme dann noch die Reifezeit in den Tanks. Die sei überhaupt entscheidend für den Geschmack und den Charakter des Bieres, ergänzt Schäfers.

Auf den Weihnachts- und Gabentischen könnte das erste Bottroper Bier landen

Trotzdem, mit mindestens einem Auge schielen die Fuhlenbrocker aufs Weihnachtsgeschäft. „Wir haben jetzt Ein-Liter-Flaschen bekommen, die können wir dann auch anbieten“, hofft Gehring, dass sich auf dem ein oder anderen weihnachtlichem Gabentisch am Ende auch Bottroper Bier befindet.

Vor dem Haus wurden die Kessel abgeladen, die Fuhlenbrocker und ihre Helfer mussten dann alles an seinen Bestimmungsort schaffen.
Vor dem Haus wurden die Kessel abgeladen, die Fuhlenbrocker und ihre Helfer mussten dann alles an seinen Bestimmungsort schaffen. © Dirk Vennemann

Das Interesse jedenfalls sei riesig und übertreffe auch die Erwartungen, die sie zu Beginn gehabt hätten, sagt Gregor Schäfers. „Wir freuen uns total und sind froh, dass es so funktioniert.“ Klar sei man davon ausgegangen, dass das Projekt ankommt, doch so viel Zuspruch hatten sie nicht erwartet. Sogar der OB habe sich gemeldet und ihnen in einem Schreiben viel Erfolg gewünscht, sagt Schäfers.

Erste Seminare mit dem Bottroper Braumeister sind stark nachgefragt

Die ersten Seminare mit Braumeister Arthur Riedel als Bier-Sommelier sind stark nachgefragt, sogar Buchungen für Firmenfeiern in dem kleinen ehemaligen Blumenladen im gleichen Haus, den die Jungs zum Schankraum umbauen wollen, lägen bereits vor, sagt Markus Gehring.

Auch einen Namen gibt’s dafür schon: „Theo’s“, benannt nach Theo Kuchheida, dem letzten Betreiber des Kiosks an der Sterkrader Straße. Dort wartet auch die nächste Baustellen auf die Fuhlenbrocker. Denn wenn das Bier gebraut ist, muss auch der alte Kiosk auf Vordermann gebracht werden, schließlich soll hier das Bottroper Bier verkauft werden.

Idee, das Bottroper Marktviertel zu unterstützen wird konkreter

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Ein Stück weit beflügelt von den vielen positiven Rückmeldungen haben sich die zehn Bottroper außerdem ein kleinen Verkaufswagen bestellt, vergleichbar mit den bekannten Kaffeewagen. „Sobald das erste Bier fertig ist, wollen wir damit in Bottrop unterwegs sein“, sagt Markus Gehring. Ein möglicher Anlaufpunkt: das Marktviertel – hier könnte das Bottroper Bier auf dem Wochenmarkt vorgestellt und probiert werden. Entsprechende Überlegungen und Kontakte gibt es zwischen den Marktviertel-Initiatoren und den Machern des Bottroper Biers bereits.

Gemeinsam im Fuhlenbrock aufgewachsen

Die zehn Macher hinter dem Bottroper Bier sind alle gemeinsam im Fuhlenbrock aufgewachsen. Später verstreute sich die Gruppe teils über ganz Deutschland, aber einmal im Jahr traf man sich dann doch. Inzwischen leben die meisten wieder in Bottrop.

Die Gruppe hat eine GmbH gegründet und das alte Haus gekauft. Jeder bringt sich seinen Fähigkeiten entsprechend ein. Neben dem Braumeister gehören auch Techniker, Kaufleute oder ein Polizist zum Team der Mikro-Brauerei. So lautet nämlich die Bezeichnung für Brauereien dieser Größenordnung. 1000 Liter Bier werden hier bei einem Brauvorgang produziert.