Bottrop. Zehn Bottroper wollen in ihrer Heimatstadt wieder Bier brauen. Die Vorarbeiten laufen auf Hochtouren. Das genau planen die Fuhlenbrocker Jungs.
Bottrop soll wieder zur Bierstadt werden. Und dazu gehört auch eine Brauerei. Zehn Bottroper arbeiten derzeit daran, aus einem über 100 Jahre alten Wohnhaus mit Kiosk und Blumenladen eine Brauerei mit Ausschank zu machen. Ende August wird die Technik geliefert, bis dahin muss der Braubereich fertig sein und den hygienischen Ansprüchen genügen, und dann soll es hier entstehen – Bottroper Bier.
Derzeit braucht es noch etwas Fantasie, um sich vorzustellen, wie es einmal werden soll, hier an der Sterkrader Straße. Doch wenn Braumeister Arthur Riedel, Markus Gehring und ihre Mitstreiter erzählen, dann wird das Bild vor dem inneren Auge schon lebendig und fast meint man, das Aroma schon in der Nase zu haben.
Zum Team gehört auch ein gelernter Braumeister aus Bottrop
Arthur Riedel ist Bottroper, wohnt inzwischen aber im Sauerland und arbeitet als Braumeister bei einer großen Brauerei. Außerdem ist er noch Biersommelier. Und wenn man so will, geht die ganze Geschichte ein Stück weit auf ihn zurück, zumindest hat er die Runde auf den Geschmack gebracht.
Riedel hat seinen Jugendfreunden vor gut zwei Jahren erstmals Selbstgebrautes aus seiner 20-Liter-Anlage ausgeschenkt. Dabei kamen die Jungs – sie sind alle zwischen 40 und 55 Jahre alt und zusammen im Fuhlenbrock aufgewachsen – auf den Geschmack. Es folgten weitere Touren und Besuche in kleinen Brauereien, und irgendwann entstand die Idee, dass es so etwas auch in Bottrop geben müsste.
Das Bier reift in Edelstahltanks im hinteren Bereich des ehemaligen Fuhlenbrocker Kiosks
Und nun also ist die Gruppe mitten drin in den Bauarbeiten zu ihrer eigenen Brauerei. Spätestens 2021 soll hier, frei nach Jürgen von Manger, „Bottroper Bier“ ausgeschenkt werden. Alle sind heiß darauf, endlich den ersten Sud anzusetzen.
Dafür bauen sie eine entsprechende Küche mit einem hochmodernen Braukessel, in dem die Würze entstehen soll. Daran angrenzend ist die Lagerfläche für die Tanks, in denen das Bier mit der zugesetzten Hefe dann reifen kann. Im ehemaligen Kiosk soll das Bottroper Bier dann flaschenweise über den Tresen gehen, im ehemaligen Blumenladen direkt nebenan plant die Truppe einen Brauereiausschank.
Die Macher hinter dem Bottroper Bier sind gemeinsam im Fuhlenbrock groß geworden
Sie sind alle gemeinsam im Fuhlenbrock aufgewachsen, hätten sich damals fast täglich gesehen. Später verstreute sich die Gruppe teils über ganz Deutschland, aber einmal im Jahr traf man sich dann doch. Inzwischen leben die meisten wieder in Bottrop. „Ich kann jetzt hier mit den Leuten zusammen arbeiten, mit denen ich aufgewachsen bin, dazu noch an so einem großartigen Projekt“, erklärt Peter Busch seine Motivation, sich zu beteiligen.
Die Gruppe hat eine GmbH gegründet und das alte Haus gekauft. Jeder bringt sich seinen Fähigkeiten entsprechend ein. Neben dem Braumeister gehören auch Techniker, Kaufleute oder ein Polizist zum Team der Mikro-Brauerei. So lautet nämlich die Bezeichnung für Brauereien dieser Größenordnung. 1000 Liter Bier werden hier bei einem Brauvorgang produziert.
Den Ausschank wollen die Bottroper auch für kleinere Veranstaltungen nutzen
Dazu findet an der Sterkrader Straße noch eine 50-Liter-Anlage Platz. Hier will Arthur Riedel dann auch experimentieren. In der großen Anlage sollen zwei untergärige Biere entstehen, ein helles und ein dunkles. Im kleinen Kessel könne auch ein Maibock zum Frühjahr oder ein dunkles Doppelbock zum Winter hin angesetzt werden, verrät Arthur Riedel einige der Ideen. Aber auch in Richtung Craft-Bier könne er sich Experimente vorstellen. „Allerdings alles im Rahmen des Reinheitsgebotes.“ Versuchen mit Früchten oder anderen exotischen Zutaten erteilt er eine Absage.
Den Jungbrauunternehmern schwebt vor, ihren Ausschank auch für kleinere Veranstaltungen zu nutzen, etwa für Lesungen oder aber Abende, an denen Arthur Riedel sein Wissen als Biersommelier weiter gibt. „Wir können uns auch vorstellen, die Macher hinter anderen kleinen Brauereien einzuladen und dann deren Bier auszuschenken. Das ist untereinander durchaus üblich“, sagt Riedel. Ein „Taptakeover“ heißt das in Fachkreisen, frei übersetzt die Übernahme des Zapfhahns. Auch private Feiern oder die Teilnahme an Veranstaltungen wie dem Feierabendmarkt können sich die Macher des Bottroper Biers vorstellen.
Doch bis es soweit ist, müssen die Jungs noch schuften und schwitzen auf der Baustelle. Für die Zeit danach haben sie noch viele Ideen im Köcher. Aber: „Wir wollen alles Schritt für Schritt machen und uns nicht direkt am Anfang verzetteln“, sagt Markus Gehring.
Kontakt mit der Nichte von Jürgen von Manger
Der Name Bottroper Bier ist ja ganz klar angelegt an Jürgen von Mangers gleichnamiges Lied. Sein Alter Ego Adolf Tegtmeyer hat dafür Udo Jürgens Hit Griechischer Wein umgedichtet.
Mit Monika von Manger, der Nichte von Jürgen von Manger haben die Bottroper Kontakt aufgenommen. Auch sie unterstütze die Idee, in Bottrop wieder Bier zu brauen, da damit auch das Gedenken an ihren Onkel aufrecht erhalten werde. Die Bottroper planen daher auch gemeinsam mit Monika von Manger diverse Aktivitäten, auch zum Gedenken an ihren Onkel.