Bottrop. Kinder, die von Haus zu Haus ziehen - in Corona-Zeiten undenkbar. Trotzdem bringen die Sternsinger in Bottrop den Segen und sammeln. So geht das.

"Hochmotiviert, die Krone poliert und desinfiziert, damit nix passiert ..." - dieser Beginn des Segensspruchs der Sternsinger ist neu. Doch das gilt eigentlich für die gesamte Sternsingeraktion in diesem Jahr. Normalerweise wären sie jetzt unterwegs, um ihren Segen in die Häuser zu tragen und um Spenden zu bitten. Doch Kinder, die in Zeiten der Pandemie von Haus zu Haus laufen - schwer vorstellbar. Entsprechend haben die beiden Bottroper Pfarreien reagiert und Konsequenzen gezogen. 

Und so stehen nun in der Cyriakus-Kirche sechs kleine Könige vor dem Altar - selbstverständlich im vorgeschriebenen Abstand - und nehmen den Segen digital auf. Gemeindereferentin Jennifer Brink steht im Mittelgang und hat die Handykamera im Blick. Dann stimmen die Kinder ihr Lied an. "Wir kommen daher aus dem Morgenland..." schallt es durch die fast leere Kirche. Die erste Aufnahme klingt noch etwas dünn, bei der zweiten Aufnahmen klingen die Stimmen kräftig durch den Raum. Es folgen die Strophen drei und vier, dann der ungewohnte und auf die Pandemie abgestimmte Segensspruch für dieses Jahr. 

Der Besuch bei den Menschen zu Hause fehlt den Sternsingern

Ab dem 6. Januar, dem Dreikönigstag ist der virtuelle Sternsingerbesuch dann auf der Internetseite der Pfarrei oder auf deren Youtube-Kanal abrufbar. Für die Kinder war der Auftritt vor der Kamera etwas ungewohnt. Aber der achtjährige Hannes hatte sich einen guten Trick überlegt, um das Lampenfieber zu bekämpfen: "Als wir mit dem Singen angefangen haben, habe ich mir vorgestellt es ist wie vor Corona und die Kirche ist voll."

Auch Anna (9) und Marilene (9) fanden diese ganz andere Art des Sternsingens "komisch". Klar habe es Spaß gemacht, aber unterwegs zu sein und die Menschen dann tatsächlich zu besuchen, das sei schon besser, finden sie. "Auf diese Weise jetzt kann man die Menschen ja nicht sehen und viele freuen sich ja sonst auch, wenn wird kommen."

Helfer verteilen Segenspakete in der Bottroper Pfarrei St. Cyriakus

Zumindest ein Segenspaket bekommen die Mitglieder der Pfarrei St. Cyriakus nach Hause. Ab dem Dreikönigstag bis zum 17. Januar sind Helfer unterwegs und verteilen diesen Sternsingergruß, der in den Briefkasten passt. "Wir haben einen Flyer entworfen, da erklären wir die Situation, außerdem gibt es den Segenszettel der Sternsinger und den Aufkleber mit dem Segen für die Tür", erklärt Jennifer Brink. 

Der Organisationsaufwand für diese Art der Sternsinger-Aktion ist fast noch größer als für die Klassische. Segenspakete müssen gepackt werden, Helfer müssen gefunden werden, die den Gruß dann verteilen, dazu die Arbeiten für den digitalen Auftritt - da steckt Arbeit drin. Alle Beteiligten hoffen, dass es sich nun auch lohnt. Zum Schluss steht Marielene allein vor der Krippe, die Kamera läuft und die achtjährige bittet um eine Spende für die Sternsinger.

Spenden im Opferstock oder als Überweisung

Die kann in diesem Jahr am besten überwiesen werden. Aber in St. Cyriakus steht auch ein Opferstock, in dem Spenden für die Sternsinger gesammelt werden. Das Kindermissionswerk unterstützt diesmal Projekte für Kinder von Arbeitsmigranten in der Ukraine. "Wir hoffen, dass die Menschen trotzdem spenden und sich beteiligen, damit die Projekte am Ende nicht darunter leiden müssen", sagt Gemeindereferentin Jennifer Brink.

Auch in der zweiten Bottroper Pfarrei, St. Joseph, hoffen die Verantwortlichen auf Spenden. Allerdings wurden hier alle Aktionen rund um die Sternsinger abgesagt. Lediglich eine Gruppe hatte einen Auftritt in einem der aufgezeichneten Gottesdienste, die die Pfarrei regelmäßig aus der Kirche St. Franziskus überträgt. Selbst einen Plan B habe man fallen gelassen, sagt Roberto Giavarra, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates.

Auftritt an zentralen Orten in Bottrop auch abgesagt

Zwischenzeitlich hatte man überlegt, die Sternsinger an zentralen Orten der Pfarrei - beispielsweise an wegekreuzen - auftreten zu lassen. Doch auch das habe man letztlich abgesagt. "Wir können die Kinder nicht im Lockdown auftreten lassen und womöglich noch Gefahr laufen, dass sich dort die Menschen treffen." Außerdem seien naturgemäß auch viele Eltern besorgt gewesen, so dass es auch kaum Teilnehmer gegeben hätte. Stattdessen liegt der Segensspruch zum Mitnehmen in den Kirchen der Pfarrei aus.

<<

Die Pfarrei St. Cyriakus sucht noch Segensbringer. Zwar gebe es schon viele Helfer, die die Segenspakete in den Straßen der Pfarrei verteilen, doch weitere Helfer würden noch gesucht, sagt Jennifer Brink. Wer Interesse hat kann sich melden unter 01523 7663384 oder per Mail: info@st-cyriakus.de.

Wer für die Projekte der Sternsinger spenden möchte kann das tun. Spendenkonto: Iban, DE14 3706 0193 2001 4930 20 bei der Pax-Bank, BIC GENODED1PAX.