Bottrop. Integrativer Supermarkt der Diakonie in Bottrop kommt gut durch Corona-Zeiten. Dafür setzt man zeitweise sogar auf einen Bedienservice.

"Wir merken schon, dass jetzt mehr Kunden kommen", sagt Sandra Rose, Filialleiterin des Cap-Marktes in Grafenwald. Es gebe einige, die sonst vielleicht eher in den großen Märkten eingekauft hätten, denen es dort in Zeiten der Pandemie vielleicht zu unsicher ist, die ihre Besorgungen nun lieber vor Ort erledigen. Und da bietet sich eben der Supermarkt in Grafenwald, getragen von der Diakonie, gut an.

24 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, einige davon mit Handicap. Entsprechend ist man da in Corona-Zeiten noch vorsichtiger, schließlich gehören auch einige der Mitarbeiter zur Risikogruppe. Das führt dann auch dazu, dass morgens an der Kühltheke keine Selbstbedienung ist.

An der Kühltheke gibt es morgens einen Bedienservice

Das habe sich so entwickelt, sagt Sandra Rose. Der Bereich sei verhältnismäßig eng und wenn dort morgens die Ware aufgefüllt wird sperre man den Teil des Ladens ab - zum Schutz der Mitarbeiter und Kunden. Wer dann Milch, Joghurt, Butter oder ähnliches benötigt, der wendet sich an einen Mitarbeiter und bekommt das Gewünschte dann ausgehändigt. Das habe schon fast Tante-Emma-Flair, schmunzelt die Filialleiterin. "Und ich glaube, einige Kunden genießen diese Bedienung auch. Nicht umsonst werde der Cap-Markt ja auch gerne mal als "großer Tante-Emma-Laden bezeichnet", sagt Sandra Rosen.

Trotzdem, die psychische Belastung sei für einige Mitarbeiter angesichts der Pandemie schon groß. "Aber wir haben hier ein Superteam und kriegen es gut hin, das aufzulockern." Aber auch von den meisten Kunden, erfahre man viel Zuspruch und Aufmunterung. Zu sehen auch an den vielen Weihnachtskarten und Grüßen, die im Mitarbeiterbereich an den Wänden hängen.

Grafenwälder lassen auf ihren Supermarkt nichts kommen

Klar gebe es auch Kunden, die hätten kein Verständnis für bestimmte Maßnahmen - etwa wenn nur ein Paket Toilettenpapier pro Haushalt abgegeben werden. "Aber oft erhalten wir dann sogar Unterstützung von anderen Kunden", freut sich sie Filialleiterin über den Zusammenhalt der Grafenwälder mit ihrem Supermarkt.

Bleibt die Frage nach den Schutzmaßnahmen. Wie in anderen Supermärkten sind die Einkaufswagen auch im Cap-Markt abgezählt. Allerdings stehen hier sogar weniger Wagen, als Kunden in den Markt dürften, erläutert Sandra Rose. Das sei den vielen, teils auch schon älteren Stammkunden geschuldet. "Die kommen teils mit dem Rollator oder mit Begleitung einkaufen, die können nicht unbedingt einen Wagen nutzen." Also habe man die Zahl der Wagen vor dem Markt noch einmal verringert. "So ist sichergestellt, dass auch wenn kein Einkaufswagen vor der Tür steht, nie zu viele Leute im Laden sind und auch die Kundin oder der Kunde mit Rollator hinein darf."

Kunden in Bottrop kommen seltener, kaufen dafür aber mehr

Eines allerdings hat sich doch geändert. Die Kunden kommen nicht mehr ganz so häufig. Es habe Menschen gegeben, die seien vor der Pandemie mehrmals täglich gekommen, einfach um auch zu quatschen. Dieser soziale Aspekt habe nachgelassen, hat Sandra Rose beobachtet. Dabei sei der Redebedarf mancher Kunden gerade jetzt groß. "Doch während man früher man im Laden zwischen den Regalen noch geplaudert hat, sind es jetzt oft eher kurze Gespräche draußen an der frischen Luft."

Überhaupt: Viele Kunden kauften einmal alles für die ganze Woche ein. Dadurch nehme zwar die Kundenfrequenz ab, gleichzeitig steige aber der durchschnittliche Umsatz pro Kassenbon.

<<<<Info>>>

Das Kürzel „Cap“ im Namen des Marktes steht für Handicap. Es verweist darauf, dass in dem Laden Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten.

Das Konzept des Markts entwickelte die Genossenschaft der Werkstätten (GDW). Mittlerweile gibt es viele vergleichbare Läden in der Bundesrepublik.