Kirchhellen. Sieben Millionen Euro soll Bottrop bekommen, um Breitbandversorgern die Schließung von Lücken schmackhaft zu machen. Das Problem ist die Zeit.
Der Bund gibt 3,5 Millionen für den Breitbandausbau in Bottrop. Das Land soll noch einmal die gleiche Summe geben. Mit dem Geld sollen die Anbindung von Schulen und Gewerbegebieten und die Versorgung von „weißen Flecken“ auf der Breitbandkarte gefördert werden. Von diesen Flecken gibt es reichlich im Dorf, wie die Karte zeigt.
2016 zeigte die erste Breitband-Studie der regionalen Wirtschaftsförderung (Win Emscher-Lippe): Bottrops Breitbandversorgung liegt weit über dem Bundesdurchschnitt. 2014 hat die Telekom für den Breitbandausbau in Kirchhellen zehn Millionen Euro in die Hand genommen, Gelsennet hat eine Nord-Süd-Trasse unter anderem für die Häuser der städtischen Wohnungsbautocher GBB gelegt, dazu kommt das weit verbreitete Kabelnetz von Unitymedia.
Viele weiße Flecken in Kirchhellen
Zwei Jahre später haben die Breitbandkoordinatoren für ihren „Breitbandbericht 2018“ genauer hingeschaut. Und festgestellt: „Auch heute noch ist die Breitbandversorgung im NRW-Vergleich noch überdurchschnittlich. Trotzdem zeigt sich, dass die hochverdichteten Ballungsräume zwar verhältnismäßig gut versorgt sind, es aber weiterhin Problemzonen existieren, die eine unzureichende Breitbandversorgung aufweisen, sogenannte weiße Flecken.“ Die definieren die Breitbandkoordinatoren als Flächen, auf denen beim Download keine 30 Mbit pro Sekunde erreicht werden. Solche Flecken finden sich reichlich in Kirchhellen, aber auch an der Mehrzahl der Bottroper Schulstandorte sowie an Gewerbegebieten.
Das Problem an diesen Stellen: Wirtschaftlich sind diese Standorte oder Gebiete für die Telekommunikationsunternehmen unattraktiv. Wenn die Stadt sich aber an der Investition beteiligt, kann die Rechnung schon deutlich anders aussehen. Deshalb sind die sieben Millionen Euro von Bund und Land für Bottrop vorgesehen zur „Schließung einer Wirtschaftlichkeitslücke bei privatwirtschaftlichen Betreibern von Breitbandinfrastruktur“.
In der Warteschleife
Auf die städtischen Wirtschaftsförderer kommt nun eine Mammutaufgabe zu. Sie müssen eine europaweite Ausschreibung vorbereiten, die Telekommunikationsunternehmen für diese Mischkalkulation interessieren. Gleichzeitig müssen sie die Förderfristen im Auge behalten. Und da droht ein Zielkonflikt: Weil Bottrop nicht grade ganz vorn dabei war mit den Förderanträgen, sind viele Kommunen schon weiter. Ergebnis: Derzeit mangelt es an qualifizierten Tiefbauunternehmen, weil gerade bundesweit viele neue Breitbandnetze geknüpft werden. Die Telekom zu Beispiel kalkuliert aktuell: Zwischen Zuschlag und Baubeginn vergehen vier bis fünf Jahre.
„Fünf Jahre Vorsprung vor dem Rest der Stadt“
Die Bürger in Hardinghausen, die sich auf eigene Kosten vom Versorger Muenet schnelle Glasfaser holen wollen. bleiben deshalb weiter am Ball. Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder, der das Projekt mit angestoßen hat, rechnet für Januar mit dem Verlegen der ersten Leerrohre für die Glasfaser. „Meine Hoffnung ist: Das Projekt wird in der ersten Jahreshälfte fertig. Dann hätten die Bürger fünf Jahre Vorsprung vor dem Rest der Stadt.“
Abgekoppelt vom Radwegebau
Weil der Bau des Radweges nach Gahlen sich auf Kirchhellener Seite immer wieder verzögert hat, haben die Anwohner jetzt nach Schnieders Angaben ihr Projekt vom Radwegebau abgekoppelt.
Versorger Muenet denkt jetzt nach über eine Richtfunkstrecke, mit der er die Signale aus Gahlen bis an den Dorfrand bringen will.