Bottrop. Saisonauftakt für die Suppenküche Kolüsch in Bottrop. Für Bedürftige gibt’s ein warmes Essen. Und auch wenn Corona vieles verändert, eins bleibt.
Corona wirft zwar vieles durcheinander, aber es gibt Dinge, an denen ändert auch das Virus nichts. Dazu gehört beispielsweise, dass es zum Auftakt der Kolüsch-Saison Grünkohl gibt. Auch in diesem Jahr hängt im Barbaraheim am ersten Tag der Grünkohlgeruch in der Luft – wenn auch nicht so intensiv wie in den vergangenen Jahren.
Und da sind wir auch schon bei den Veränderungen, die Corona hervorruft. Denn den Grünkohl gibt es in diesem Jahr – wie auch alle anderen Mahlzeiten – nur abgepackt zum mitnehmen. Fertig portioniert in Aluschalen verschlossen wartet das Mittagessen auf die hungrigen Besucher, die sich coronakonform mit Abstand und Masken anstellen müssen.
Diesmal werden die Mahlzeiten nur zum Mitnehmen ausgegeben
Eigentlich sollen sich die Türen ja erst um 12.30 Uhr öffnen, doch weil drinnen schon alles fertig ist, geht es diesmal schon etwas schneller los. Und innerhalb kürzester Zeit ist der Ansturm dann auch schon vorüber. Die Helfer sind selbst ein wenig verdutzt, denn es fehlt einfach das gemeinsame Essen, das bei Tisch sitzen und quatschen.
Das findet auch Waltraud Schwarz. Die 83-Jährige kommt schon lange zur Suppenküche. Auch am Dienstag kommt sie mit ihrem Rollator den Unterberg hoch. Die Helfer kennen sie schon und weil außer ihr gerade sonst niemand da ist, gibt’s für die Seniorin den Extraservice. Sie muss nicht hintenrum über den Hof ins Heim, stattdessen bringen ihr die Helfer ihre Portion nach draußen.
Verantwortliche fürchten, dass einige Stammkunden wegbleiben
Trotzdem, Waltraud Schwarz fremdelt noch ein wenig mit der diesjährigen Essensausgabe. Ihr fehlt die Geselligkeit, der Austausch mit anderen Menschen. So wie es in diesem Jahr laufen muss, das sei nicht ganz nach ihrem Geschmack, urteilt sie. Denn Kolüsch, das sei eben mehr als nur eine warme Mahlzeit.
Weil das viele Stammkunden so sehen, fürchtet Felix Brill von der Evangelischen Sozialberatung (ESB), dass unter den Coronabedingungen einige von ihnen wegbleiben. Dafür aber, so glaubt er, kämen andere, die das Angebot sonst vielleicht nicht wahrnehmen. Außerdem: „Der erste Tag ist immer etwas schleppend, da kommen noch nicht so viele“, berichtet der Sozialarbeiter aus seiner Erfahrung.
Helfer sind froh, dass die Bottroper Suppenküche überhaupt öffnen kann
Auf dem Hof sind mit Kreide Abstandsmarkierungen aufgebracht, im Saal geben Klebebandmarkierungen Abstand und Laufwege vor. Auf einem Stehtisch ist die Hygienestation aufgebaut – Desinfektionsmittel und Papiertücher.
„Wir sind ja schon froh, dass es überhaupt stattfinden kann. Und nun hoffen wir, dass es auch gut angenommen wird“, sagt Andreas Przybylski. Er gehört zu den Helfern und ist ein echtes Kolüsch-Urgestein. Klar sei es erst einmal ungewohnt, die verpackten Mahlzeiten einfach nur über die Theke zu reichen anstatt wie sonst üblich die gefüllten Teller an den Tischen zu servieren. Aber eben besser als gar nichts.
Nächste Saison hoffentlich wieder das Bottroper „Restaurant der Herzen“
Ähnlich sieht es Mitstreiter Sven Mann. Was aus seiner Sicht schade ist: Auch die Zahl der Helfer ist geschrumpft. „Sonst sind wir hier mit 15 Leuten im Einsatz, diesmal reichen sieben.“ Das alles zeigt ziemlich genau: Nicht nur den Stammgästen fehlt die gewohnte Kolüsch-Atmosphäre, auch die Helfer hoffen, dass aus der diesjährigen Essensausgabe zur nächsten Saison wieder das bekannte „Restaurant der Herzen“ wird.
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