Bottrop. . Die Rottmannsmühle versorgt Altenheim, Hospiz, Kita und Flüchtlingsheim jeden Tag mit bis zu drei Mahlzeiten. Marco Kobe ist Küchenchef im DRK-Haus.
Um 12 Uhr mittags ist das Tagwerk in der Großküche im DRK-Haus Rottmannsmühle eigentlich schon erledigt. Die Töpfe sind leer, das Essen zum Transport verpackt, die Arbeitsflächen aus Edelstahl sind frei geräumt. Gleich muss hier noch geputzt werden. Küchenchef Marco Kobe und seine Crew haben gerade an die 600 Essen gekocht. Dabei können die Gäste, für die sie bestimmt sind, unterschiedlicher nicht sein: Senioren, Patienten im Hospiz, Kinder und Flüchtlinge aus aller Welt. Wie kriegt man die kulinarisch alle unter einen Hut?
„Kein Problem“, strahlt junge Chefkoch. Im Prinzip wird allen das Gleiche serviert – aber eben mit Veränderungen im Detail. Freitag gab es beispielsweise Wildreis mit Spitzpaprika und Hähnchenbollen. „Für die Senioren lassen wir den Wildreis weg, der setzt sich im Gebiss fest, dazu gibt es Hähnchenfilet ohne Knochen“, zählt Kobe auf. Für die Kinder in der Kita muss die Paprika fein gewürfelt sein und für die Flüchtlinge kommen ganz andere Gewürze zum Einsatz. Die Notunterkunft in einer früheren Tennishalle an der Brakerstraße betreibt das DRK seit rund fünf Wochen im Auftrag des Landes.
Gewürze aus der Balkanküche
„Wir haben eine ganze Armada auf der Balkanschiene angeschafft“, verweist der Koch auf die Batterie von Dosen mit Gewürzen, die er mit „etwas schärfer“ beschreibt. Ohne Frage, bei manchen würden den älteren Bewohnern des Hauses die Flammen aus dem Mund schlagen. „Wir kochen für alle ausgewogen. Gerade für die Kinder muss die Ernährung gesund sein, mit viel Vollkorn und Vitaminen.“ Aber natürlich soll es auch allen schmecken.
Ein Beleg dafür, wie das Essen bei den Gästen ankommt, ist, wie viele Reste es gibt. Regelmäßig fragt der Chefkoch die Heimbewohner, wie es ihnen geschmeckt hat und mehrmals die Woche ist er in der Notunterkunft, um Hygiene, Vorräte und Zufriedenheit zu kontrollieren. Gerade bei den Bewohnern hier – „Wir sagen Gäste, nicht Flüchtlinge“ – ist dem Chefkoch „eine gewisse Grundzufriedenheit“ wichtig. Die Lebensumstände vor Ort seien schwierig genug. Da sollte es wenigstens allen schmecken und kein Ärger um die Kost aufkommen.
Denn mit allem kann man den Gästen aus aller Welt nicht kommen. Möhrengemüse zum Beispiel geht gar nicht und auch kein Eintopf. Natürlich geht auch nichts mit Schwein bei Muslimen, auch keine Gelatine in Nachspeisen. Und „anderes“ Brot wurde gewünscht: „Jetzt backen wir jeden Tag über 70 Stuten“, erzählt der Koch. Die werden gegessen mit Nuss-Nougat-Creme (ohne Gelatine vom Schwein), Marmelade, Honig und Frischkäse. Es gibt Rohkost und Obst, Oliven (20 Kilogramm werden dann als Beilage für alle gebraucht), Pudding, Joghurt. Mit Frühstück, Mittagessen (rund 600 Gramm insgesamt pro Person) und Abendessen wird die Notunterkunft täglich beliefert. Gelegentlich gibt es Kuchen, selbstgebackenen natürlich. Eine eigene Konditorei ist Teil der Großküche.
Viel Arbeit für die 14-köpfige Crew mit Köchen, Küchenhilfen, Azubi, Bufdi und Fahrer, die der 31 Jahre alte Chef dirigiert. Seit Eröffnung des DRK-Hauses 2013 steht der Vater einer kleinen Tochter hier am Herd, seit 2014 als Chef. Ein Traumjob für den gebürtigen Erfurter mit Meisterbrief und Diätkoch-Ausbildung, der auch mal in einer Sterneküche gearbeitet hat: „Das war nichts für mich. Zuviel Chichi.“