Die evangelische Sozialberatungsstelle hat zehn Zimmer im Boyer Hof gemietet. Jetzt wird das Projekt fortgesetzt. Darum ist das so wichtig.

Das Wohnprojekt für Obdachlose im Hotel Boyer Hof wird zum Dauerbrenner. Zehn Zimmer hat die evangelische Sozialberatungsstelle in Bottrop (ESB) dort gebucht, damit wohnungslose Menschen in der Corona-Krise eine Unterkunft bekommen können - und zwar so, dass auch sie ihre Kontakte verringern können. Erst einmal für ein halbes Jahr wollte die Beratungsstelle ihre Kunden in den Einzelzimmern am Boyer Marktplatz einquartieren. Denn so lange konnte sie das Projekt aus Spenden und Corona-Hilfsgeldern finanzieren. Dass es jetzt in die Verlängerung gehen wird, verdanken die Helfer der Stadt und dem Jobcenter.

Eigene Mittel für ihr Projekt in der Boy hat die evangelische Sozialberatungsstelle bald ausgeschöpft. „Das Geld geht zu ende“, sagte Felix Brill. Deshalb komme die prinzipielle Einigung mit der Stadt gerade zur rechten Zeit. „Das Sozialamt und das Jobcenter erkennen die Zimmerpreise als Kosten der Unterkunft an. Da uns auch der Hotelbesitzer noch etwas entgegen gekommen ist, können wir die Zimmer weiter für unsere Kunden mieten“, freut sich Sozialarbeiter Felix Brill. Ohne die erfolgreichen Verhandlungen den Sozialbehörden wäre das Projekt sonst aber jetzt ausgelaufen.

Wohnungslose brauchen gerade jetzt sichere Schlafplätze

Sozialarbeiter Felix Brill, hier mit Leiterin Claudia Kretschmar in der ESB-Geschäftsstelle an der Kirchhellener Straße in Bottrop.
Sozialarbeiter Felix Brill, hier mit Leiterin Claudia Kretschmar in der ESB-Geschäftsstelle an der Kirchhellener Straße in Bottrop. © Labus / FUNKE Foto Services

Alle Verhandlungspartner seien sich grundsätzlich einig, dass es dazu nicht kommen dürfe. „Es fehlt zwar noch das offizielle Okay, aber sicher ist: Die Leute können da wohnen bleiben“, berichtet Felix Brill. „Das ist um so besser, da wir uns jetzt ja in der zweiten Corona-Welle befinden“, betont er. Die Sozialberater hatten die Hotelzimmer ja gemietet, damit ihre Kunden ohne Wohnung gerade in der Corona-Krise sichere Schlafplätze bekommen. Hotelinhaber Stefan Hartenstein hat dazu eine Etage für das ESB-Hilfsprojekt reserviert. Nötig hätten auch die ESB-Kunden Einzelzimmer mit frisch bezogenen Betten und Waschgelegenheiten, erklärte Sozialarbeiter Felix Brill. Die sonst üblichen Notunterkünfte mit ihren Mehrbettzimmern seien dazu nicht geeignet.

„Das Ganze ist natürlich für eine so kleine Beratungsstelle wie uns auch mit einem relativ großen Betreuungsaufwand verbunden“, stellt der Mitarbeiter der evangelischen Sozialberatung fest. Um so mehr freut es die ESB-Sozialarbeiter, dass sich ihr Projekt im Boyer Hof so erfolgreich entwickelt habe und seine Fortsetzung gesichert ist. Bis jetzt konnten die Helfer so immerhin 17 Menschen in Wohnungsnot helfen. Zurzeit halten sich elf Bewohner in dem Hotel am Boyer Marktplatz auf. Denn in Notfällen könne die Beratungsstelle das vereinbarte Zimmerkontingent auch auf zwölf Räume aufstocken. Erfüllt habe sich auch die Hoffnung, dass die ESB-Kunden mit der zeitweisen Hoteladresse bei der Wohnungsuche besser vorankommen. So hätten vier Hotelbewohner inzwischen wieder eine Mietwohnung bezogen.

>>> Die Vinci-Stiftung half mit Fördergeldern

Möglich wurde das ESB-Hilfsprojekt für Wohnungslose vor allem durch die Unterstützung der „Vinci-Stiftung für gesellschaftliche Verantwortung“. Die Vinci-Stiftung hat wegen der Corona-Krise gesondert Fördergelder bereit gestellt. Die von dem französischen Baukonzern Vinci ins Leben gerufene Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, Projekte zur Eingliederung ausgegrenzter Menschen in das Erwerbsleben zu fördern. Die Stiftungsvertreter fanden dabei auch die Idee der ESB unterstützenswert, wohnungslosen Menschen während der Pandemie ein provisorisches Zuhause zu geben. Dass ein Projekt in Bottrop ausgewählt wurde, liegt daran dass die Bottroper Firma Eurovia zum Vinci-Konzern gehört.