Kirchhellen . Die Initiative „Natürlich Grafenwald“ hat viele Unterstützer gefunden für ihre Petition. Sie soll die Bebauung von Grünflächen verhindern.

Die Bürgerinitiative „Natürlich Grafenwald“ wehrt sich gegen eine Bebauung von Grünflächen. Ihre Petition „Grafenwald wird zubetoniert“ hat schon 818 Unterstützer gefunden, die die von der Verwaltung ins Gespräch gebrachte Neubauten im Osten des Ortsteils verhindern wollen. Horst Nachtmann freut das. Seine 3000 Quadratmeter große Alpaka-Weide liegt mitten in einem der geplanten Neubaugebiete.

Mehrere Flächen am Heimersfeld hat die Verwaltung als mögliche Neubaufläche ausgemac ht. Weil die geplanten Neubaupläne am Vossundern wegen des hohen Grundwasserstandes nicht mehr weiter verfolgt werden, hat die Verwaltung vorgeschlagen, die Flächen im Regionalplan zu tauschen: Vossundern wird Grünfläche, die Flächen am Heimersfeld mögliches Bauland. Die katholische Stiftung, Besitzerin der Grundstücke, hat schon Verhandlungsbereitschaft signalisiert.

Initiative gegen Neubau im Grünen

Um die Neubauten dort zu verhindern, haben Jürgen Becker, Elisabeth Paul, Dorothee Storm und Wolfgang Klinger die Initiative „Natürlich Grafenwald“ gegründet . Ihr Kernargument: Grafenwald braucht keinen Zuzug von 200 bis 300 Familien, könnte den zusätzlichen Verkehr gar nicht vertragen. Wenn neu gebaut werden soll, dann sollten zunächst Baulücken gefüllt werden.

Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat die Initiative ihre Petition auf dem Onlineportal „openpetition.de“ gestartet mit dem Ziel, 800 Unterstützer zu finden. Diese Hürde ist genommen: Donnerstag um 17 Uhr waren es bereits 818. Die Petition soll jetzt Oberbürgermeister Bernd Tischler übergeben werden.

Kompromissvorschlag: Wohnen auf Prosper IV

 Kompromiss: Auf dem ehemaligen Bergbaustandort Prosper IV könnten Wohnungen entstehen.
Kompromiss: Auf dem ehemaligen Bergbaustandort Prosper IV könnten Wohnungen entstehen. © Hans Blossey

Der hat schon Verständnis für die Kritik an den Neubauplänen geäußert und setzt sich dafür ein, bei der Nachnutzung der Bergbaufläche Prosper IV zwischen Vossundern und Fernewaldstraße nicht nur Gewerbe, sondern auch Wohnungen zu planen . Auch Politiker aus SPD und CDU haben sich dafür ausgesprochen; die ÖDP unterstützt die Initiative seit ihrer Gründung.

Diese Alternativplanung könnte zur Lebensversicherung werden für zehn Hühner, zwölf Alpakas und die Shetlandponys „Bella“ und „Filou“ von Horst Nachtmann. Vor zehn Jahren hat er von der Kirche die Weide am Andresen Strang gepachtet und mit der Alpakazucht begonnen. Beim Start mit drei Tieren hat er nach eigenen Angaben durchaus an einen Nebenerwerb gedacht. Inzwischen sind die Tiere sein sehr entspannendes Hobby. „Der alte Spruch stimmt: Auf einer Alpakaweide kannst du dich nicht streiten. Innerhalb von 20 Minuten mit den Tieren bin ich entschleunigt.“

Fünf bis zehn Jahre Vorlauf

Und das geht nicht nur ihm so. Für Kindergartengruppen und Familien mit Kindern aus Grafenwald ist seine Weide ein regelmäßiger Anlaufpunkt. Nicht nur sie würde für ein Neubaugebiet weichen müssen, sagt er: „Da drüben ist Holtforts Wiese“, wo die Schützen Grafenwald antreten, wenn der Vogel gefallen ist. „Und auf der Wiese da drüben sitzen zwei Fischreiher.“ Einer von ihnen schwebt Minuten später Richtung Grafenmühle.

Natürlich würde all das Grün nicht sofort weichen müssen, versichert Dezernent Klaus Müller immer wieder und spricht von fünf bis zehn Jahren Planungsvorlauf. Aber auch nach dieser Zeit wurde der ausgestiegene Gastronom Nachtmann („zum Glück schon vor Corona“) sehr gern bleiben. „Wo soll ich denn hin mit meinen Tieren? Ich will meine 3000 Quadratmeter Paradies so lange wie möglich erhalten.“

Die Petition

Unter der Überschrift „Grafenwald wird zubetoniert“ hat die Initiative ein Dutzend Argumente gesammelt, die aus ihrer Sicht gegen die Neubaupläne auf den Grünflächen sprechen. Auf der Plattform „ openpetition.de “ hat ihre Petition schon vor Ende der Zeichnungsfrist das Quorum von 800 Unterstützern erreicht.

Außerdem will die Initiative das Ruhrparlament e inschalten, das dem Flächentausch im Regionalplan zustimmen muss, und ihr Anliegen NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser vortragen.