Bottrop/Oberhausen. Naturnahes Gärtner haben sich die Nabu-Mitglieder als Ziel gesetzt und einen Kleingarten gemietet. Ein Widerspruch? Nein, sagen alle Beteiligten.

Wer beim Thema Kleingarten ein Klischee vor Augen hat, der dürfte sich beim Anblick dieser Parzelle im Kleingartenverein (KGV) am Quellenbusch wundern. Der Rasen wuchert hoch, in den Fugen des Weges wächst das, was die einen als Unkraut, die anderen als Wildkräuter bezeichnen. Kurz gesagt, alle Erwartungen an den typischen Vereinskleingarten erfüllen sie hier nicht. Der Naturschutzbund (Nabu) hat die Parzelle angemietet. Die Gartengruppe – die Mitglieder kommen aus den Nabu-Gruppen in Bottrop und Oberhausen – will auf der Parzelle naturnah gärtnern.

Susanne Däne erntet von den Trauben im Garten. Die Weinreben hat der Nabu vom vorherigen Pächter übernommen.
Susanne Däne erntet von den Trauben im Garten. Die Weinreben hat der Nabu vom vorherigen Pächter übernommen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Vor gut einem halben Jahr hat der Nabu den Kleingarten übernommen und will nach und nach einen ökologischen Garten daraus machen. Im Verein kommt das Projekt gut an. Denn der Kleingartenverein Am Quellenbusch zeigt deutlich, dass das Kleingärtnerklischee schlicht überholt ist oder hier womöglich nie zutraf. Vor kurzem erst erhielt der Verein eine Auszeichnung, weil man besonders schmetterlingsfreundlich ist. Die hohen Hecken, die die Gemeinschaftswege begrenzen, sind Nist- und Rückzugsräume für Vögel. Und wer genau hinsieht, dem fällt auf, dass abgestorbene und abgeschnittene Ästen in den Grünanlagen liegen. Das dient Tieren als Rückzugsort, und gleichzeitig sprießt die Hecke hier neu aus, verjüngt sich. Ein gutes Umfeld also für einen Nabu-Garten, sagt Stephan Voßschmidt, der stellvertretende Vorsitzende in Bottrop.

Von dem Projekt profitieren beide Seiten

KGV-Vorsitzender Ulrich Mitschard sieht das Nabu-Engagement überhaupt nicht als Widerspruch zum geübten Kleingartenleben. Im Gegenteil: „Das ist eine Situation, davon profitieren beide Seiten. Wir haben so Zugriff auf das Nabu-Netzwerk und deren Experten, umgekehrt hat der Nabu hier seine Parzelle und wir unterstützen ihn und bieten unser Wissen an.“ Für Mitschard eine klassische Win-Win-Situation. Widerstrebende Auffassungen mag es in der Vergangenheit vielleicht an einigen Stellen gegeben haben, „doch das ist es schon lange vorbei“, sagt er. Längst stünden bei Kleingärtnern Natur- und Umweltschutz oben auf der Agenda. Und so sehen die Vereinsmitglieder das Nabu-Engagement in ihrer Anlage positiv.

Nein, nicht die Ausbeute aus diesem Jahr, sondern hoffentlich der Grundstock für kommenden Ernten. Aus diesen Pflanzen will die Gruppe Samen gewinnen und neue Pflanzen züchten.
Nein, nicht die Ausbeute aus diesem Jahr, sondern hoffentlich der Grundstock für kommenden Ernten. Aus diesen Pflanzen will die Gruppe Samen gewinnen und neue Pflanzen züchten. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Was dem Nabu wichtig ist: Ökologisches Gärtnern bedeute nicht, einfach der Natur freien Lauf zu lassen. „Auch der Mensch soll weiter einen Platz im Garten haben“, sagt Voßschmidt. Das fange zum Beispiel mit der Wiese an. Rund zwei Drittel der Fläche sollen sich nach und nach in eine Wildwiese verwandeln. Der Rest werde normal gemäht und soll Raum bieten für die Mitglieder der Gartengruppe oder auch für spielende Kinder.

Nabu setzt auf alte Sorten in den Beeten

An den Sträuchern auf den Beeten wachsen Tomaten, eine Reihe Beerensträucher bildet die Grenze zum Nachbarn. Was die Pflanzen im Garten angeht, setzt der Nabu auf alte Sorten und will auch den nötigen Samen selbst ziehen, um nicht auf gekauften Samen angewiesen zu sein. „Wir setzen hier auf samenfeste Sorten“, sagt Voßschmidt. Die entwickeln Pflanzen mit denselben Eigenschaften und Gestalten wie die Elternpflanzen.

Noch steht die Nabu-Gartengruppe ganz am Anfang, und in der Parzelle entspricht noch nicht alles ihren Vorstellungen. Aber das sei auch nicht schlimm. Denn selbstverständlich wolle man nicht alles umpflügen und gesunde Pflanzen, die der Nabu selbst vielleicht nicht gesetzt hätte, rausreißen. Das Gartenprojekt ist auf einen längeren Zeitraum angelegt.

Ein Garten soll auch Raum für Freizeit und Erholung sein

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Es gehe eben auch darum, zu zeigen, dass ein Garten nicht nur Arbeit, sondern auch Raum für Freizeit und Erholung ist. „Wir wollen dem Gärtner eigentlich etwas mehr Gelassenheit vermitteln“, sagt die Nabu-Vorsitzende Claudia Verhoeks. Dazu gehöre eben auch, die Brennnesseln einfach mal eine Zeit lang stehen zu lassen, weil sie wichtige Nahrung für Schmetterlinge sind.

Die Laube wollen die Nabu-Gruppen als Treffpunkt nutzen und möglicherweise kleinere Veranstaltungen anbieten. Je nachdem wie es mit der Ernte klappt, sei in einem weiteren Schritt denkbar, die Früchte gemeinsam zu verarbeiten, sagt Claudia Verhoeks.

Gruppe sucht noch Mitstreiter

Die Nabu-Gartengruppe besteht bisher aus zwölf Personen, der harte Kern trifft sich regelmäßig in dem Kleingarten in Vonderort zur Gartenarbeit. Wir sind zweimal im Monat hier, wenn es geht auch häufiger.

Die Gruppe sucht auch noch Mitstreiter, auch Nicht-Nabu-Mitglieder sind willkommen. Wer Interesse hat sich in der Gartengruppe zu engagieren kann sich bei Stephan Voßschmidt melden, 016090283646, oder per Mail an: info@nabu-bottrop.de