Kirchhellen. Wenn das Gänseessen im Restaurant nicht mehr möglich ist, dann muss die Martinsgans halt nach Hause kommen. Küchenfertig oder gleich als Menü.

Rund um St. Martin will jeder im Gasthof Berger in Feldhausen Gans essen. Bis zu 110 Portionen klopfte das Team von Stefan Bertelwick und Volker Rütter in den Vorjahren jeden Novemberabend aus zwei Backöfen. Bei Berger Gans essen geht nicht mehr wegen des Lockdowns. Wohl aber Gans essen von Berger. Und wer Gans ganz selber machen will, landet am Hof Overgünne.

„Beim ersten Lockdown im März sind wir noch in Schockstarre gefallen“, sagt Stefan Bertelwick, mit Volker Rütter Chef im Gasthof Berger in Feldhausen. „Auf dem zweiten sind wir besser vorbereitet.“ Denn der Vorlauf war länger. Ohnehin war die Zahl der Sitzplätze wegen der Corona-Schutzverordnung begrenzt; als Ende September die ersten Gänseessen storniert wurden, begannen beide Chefs mit dem Nachdenken über ein zweites Standbein. „Ich habe relativ früh entschieden: Gänse außer Haus geht“, sagt Bertelwick.

Verpackungs-Tipps von Riesener

Wertvollen Rat für geeignete Verpackungen gab Riesener-Metzger Tom Hußmann. Die Warnung vor einem Lockdown erreichte die Branche so früh, dass Bertelwick zwei Karten auf dem Rechner hatte: eine für Außer-Haus-Geschäft bei laufendem Betrieb, eine für den Lockdown. Als dann die Kanzlerin Ende Oktober verkündete: Wir machen die Gastronomie dicht, brachte Berger am nächsten Tag die neue Karte an die Kunden und in die sozialen Medien.

Aber er hat seitdem auch anders kochen lernen müssen. So viele Fragen waren nur durch Versuch und Irrtum zu klären. Welche Verpackungen machen Pommes nicht matschig? Wie verhindern wir, dass das Dressing den Salat dahinwelken lässt? Welchen Garpunkt wähle ich, wenn das Essen danach noch 20 Minuten unterwegs ist? Und Steaks zum Mitnehmen. hat Bertelwick entschieden, „machen wir gar nicht“.

Auch das gibt’s außer Haus: Stefan Bertelwick (links) und Volker Rütter mit Adnetsgebäck und Christstollen vor dem neuen Berger-Verkaufspavillon an der Marienstraße.
Auch das gibt’s außer Haus: Stefan Bertelwick (links) und Volker Rütter mit Adnetsgebäck und Christstollen vor dem neuen Berger-Verkaufspavillon an der Marienstraße. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

16 Sorten Adventsgebäck

Die Kundschaft vermisst die offensichtlich kaum. „80 Prozent der Bestellungen am Wochenende sind Gänsebrust oder Keule“, sagt Bertelwick,, und Rütter ergänzt: „Auch Sauerbraten geht sehr gut.“ Seit Montag gibt es bei Berger neben Kuchen auch Christstollen und 16 Sorten Adventsgebäck.

Der milde September, sagen die Chefs, „hat uns noch mal gut getan, Der Oktober war hart. Aber im November arbeiten wir an der Kapazitätsgrenze.“ Volker Rütter nickt, als Bertelwick sagt: „Wir sind zufrieden. Die Bestellungen übertreffen unsere Erwartungen.“ Spricht’s, blickt auf die Uhr und entschuldigt sich: Gleich werden Vier-Gänge-Menüs abgeholt. Klar: mit Gans.

Am besten Gans gleich mit Rezept

Gänse sind auch ein Geschäftsmodell auf dem Hof Overgünne an der Hackfurthstraße. „Die meisten Kunden bestellen für Weihnachten“, sagt Thomas Overgünne und blickt auf seine 400-köpfige Gänseherde. Aber 30 bis 40 werden dieses Jahr auch an Martin weggehen. Darunter sind erkennbar Kunden, die daheim Ersatz schaffen wollen für das abgesagte Gänseessen im Restaurant: „Die fragen nicht nur nach Gänsen, sondern gleich auch nach Rezepten.“