An der Hackfurthstraße gibt es ab Samstag frische Freilandeier rund um die Uhr am Automaten. Thomas Overgünne und sein Bruder Michael, der den Ostrop-Hof an der Gladbecker Konrad-Adenauer-Alle betreibt, eröffnen zeitgleich den Automatenverkauf in ihren Hofläden.
Lange Tradition
Im Hauptberuf betreibt Thomas Overgünne eine Tischlerei. Aber die Landwirtschaft liegt ihm im Blut, weil der Hof an der Stadtgrenze zu Gladbeck schon seit Jahrhunderten im Familienbesitz ist. „Irgendwo habe ich ein Bild von 1650“, sagt Overgünne. Im Ahnen-Archiv des Wittener Familienforschers Volker Niermann taucht der Name erstmals 1706 auf, und 1770 bereits gehen Hof- und Flurname im Wortsinn eine Verbindung ein, als ein Georg Overgünne Anna Marie Hackfurth heiratet. „Ich hatte als kleiner Köttel schon Hühner“, sagt Ovelgünne, weil Opa sie nämlich auch schon züchtete.
Der landwirtschaftliche Nebenerwerb auf Hof Overgünne an der Stadtgrenze zu Gladbeck begann mit einer Pferdepension. Letztes Jahr legte Overgünne den Dinkelanbau nach - im Auftrag des Kirchhellener Bäckermeisters Markus Kläsener. „Dinkel liegt als Getreide im Trend und ist knapp“, sagt Overgünne. „Da lohnt sich der Anbau, auch wenn der Ertrag nicht so hoch ist wie bei andereren Getreiden.“ Immerhin: Sechs Tonnen pro Hektar hat er im August geerntet, die nach dem Entspelzen in Grevenbroich gemahlen wurden, bevor Markus Kläsener sie verbacken hat: „Dinkel ist eine Urform des Weizens und gerade für Menschen mit Allergie gegen Weizenmehl eine Alternative“, sagt der Bäcker, der mit dem Dinkelmehl außer Brot auch Flammkuchen für sein Cafe am Johann-Breuker-Platz hergestellt hat.
Die meisten der 500 Junghennen der Rasse Warren, die Overgünne von einem rheinischen Züchter erworben hat, drängen sich noch im Stall. Nur wenige erkunden schon das Freigelände, das pro Huhn immerhin sechs Quadratmeter Auslauf bietet. „Das verteilt sich dann wohl bald,“ sagt Overgünne, obwohl die Hennen schattige Plätzchen unter den Bäumen bevorzugen werden: Dort fühlen sie sich geschützt vor Raubvögeln.
Zusätzlich zu dem, was die Tiere auf dem Feld picken und scharren, serviert Overgünne täglich jeder Henne 120 Gramm Mais, Weizen und Vitamine. Mit den nach Größen sortierten Eiern (Marke „Eichengrund“) bestückt Overgünne den Verkaufsautomaten. Als Verkaufspreis kalkuliert er mit bis zu 2,80 Euro für die Zehnerpackung: „Viel günstiger gibt es Eier aus Bodenhaltung im Lebensmittelmarkt auch nicht.“ Moderne Zeiten: Wenn ein Fach leer ist, bekommt der Betreiber eine Nachricht aufs Handy.
Falls der 24-Stunden-Automatenverkauf genügend Kunden findet, denkt Overgünne an weitere Verkaufsautomaten. Das Kläsener-Dinkelbrot mit seinem eigenen Getreide wäre ein weiterer denkbarer Artikel. Und für den Start in die Grillsaison plant er schon einen Automaten, der rund um die Uhr Bauchfleisch, Würstchen und Nackensteaks ausspuckt.