Bottrop. . Die erste wurde 1993 in Berlin gegründet, die Bottroper ist 16 Jahre alt. Sie versorgt 1200 Menschen an vier Ausgabestellen mit Lebensmitteln.
„Genauso haben wir auch angefangen“, lacht Dieter Kruse, Leiter der Bottroper Tafel. Mit privaten Pkw haben die ehrenamtlichen Helfern in den Anfängen die Bottroper Supermärkte abgeklappert und die Lebensmittel eingesammelt, die ansonsten auf den Müll gewandert wären. 16 Jahre ist das in Bottrop in diesem Jahr her. Die erste deutsche Tafel wurde aber bereits vor 25 Jahren gegründet.
Das war im Februar 1993 in Berlin, wo eine Frauengruppe die Initiative ergriffen hatte. Sie hatte da vor allem die Obdachlosen in der Stadt im Blick und folgten einer Idee aus New York. Es wurden „überschüssige“ Lebensmittel eingesammelt und an bedürftige Menschen und soziale Einrichtungen weitergegeben. Nach und nach gründeten sich weitere Tafeln, im September 1995 gab es 35, die dann gemeinsam den „Bundesverband Deutsche Tafel“ gründeten.
Anfangs glaubte man an Übergangslösung
Bis zur Gründung der Bottroper Tafel dauerte es noch bis 2002. „Wir sind damals von einer Übergangslösung ausgegangen“, erinnert sich Dieter Kruse, einer der Männer der ersten Stunde. Die „Übergangslösung“ ist mittlerweile etabliert, ein Ende nicht in Sicht. „Es wird wohl noch lange so weitergehen“, fürchtet der Vorsitzende. „Alle, die heute keinen vernünftigen Job haben, landen in Zukunft bei uns.“ Schon heute kommen immer mehr Rentner zu den Tafeln, die mit ihrer Rente nicht mehr über die Runden kommen.
Rund 1200 Menschen versorgt die Tafel inzwischen, viele Familien mit Kindern und viele Flüchtlinge. „Anfang des Monats sind es nicht so viele Kunden, wenn das Geld nicht mehr reicht im Laufe des Monats, werden es immer mehr“, stellt Kruse fest. Fünf eigene Autos rollen für die Tafel, neben den ehrenamtlichen Helfern gibt es heute auch 1,50-Euro-Jobber, Flüchtlinge, die für 80 Cent jobben und Bundesfreiwillige. Die Tafel ist ein mittelständischer Betrieb geworden.
Blumen zum Valentinstag
Es gibt in Deutschland 937 Tafeln
937 Tafeln mit zusammen mehr als 2000 Ausgabestellen gibt es inzwischen in Deutschland, davon mit 167 die meisten in NRW. Mehr als 60 000 freiwillige Helferinnen und Helfer sind in den Tafeln beschäftigt.
Bis zu 1,5 Millionen Bedürftige werden mit Lebensmitteln unterstützt, darunter immer mehr Kinder und Senioren.
Vier Ausgabestellen gibt es jetzt, neben der Hauptstelle an der Gladbecker Straße auch die in der Boy, in Ebel und Kirchhellen. An der Gladbecker Straße gibt es sogar drei Ausgabetage. Einer davon ist seit kurzem Senioren, Kunden mit gesundheitlichen Einschränkungen und Müttern mit kleinen Kindern vorbehalten. Damit wollte man den Kundenstrom entzerren, Wartezeiten und Gedrängel vermeiden. Viele ältere Kundinnen, die die Tafel zuvor gemieden hatten, sind so zurück gekommen.
Gemüse wird derzeit wieder knapp bei der Tafel, aber das ist um diese Jahreszeit normal. Dafür gab es letzte Woche zum Valentinstag „Blumensträuße ohne Ende“ für die Tafelkunden, die Supermärkten waren sie bei ihren Kunden nicht los geworden – auch mal eine nette Überraschung.