Bottrop. Pächterin Hildegard Kremer verabschiedet sich von Traditionscafé Haus Rogge. Für das Inventar des Lokals interessieren sich viele Stammgäste.
Der Bienenstich ist legendär. Auch andere hausgemachte Kuchen mit Stachelbeeren, Äpfeln oder Schwarzwälder genießen Kultstatus. Aber das Café Haus Rogge an der Hans-Sachs-Straße gegenüber dem Parkfriedhof bedeutet für Bottroper viel mehr. Welche Emotionen und persönliche Erinnerungen sie mit dem Traditionshaus verbinden, zeigte sich am Samstag.
Hildegard Kremer nahm Abschied. 16 Jahre war sie die Pächterin und führte das Geschäft mit Leib und Seele. Schweren Herzens wechselte das Inventar beim Trödelmarkt die Besitzer. „Alles muss raus“, stand auf einem Plakat im Schaukasten des Cafés. Eigentlich sollte der Trödelmarkt um 14 Uhr beginnen.
„Es wäre zu schade, diese Dinge einfach zu entsorgen.“
Aber schon gegen 10 Uhr standen die ersten Stammkunden vor der Tür. Sie wollten sich ein oder mehrere Andenken an die vielen schönen Stunden zum Abschied kaufen. Unterstützung beim Trödelmarkt erhielt Hildegard Kremer von ihrer Familie. „Es wäre zu schade, diese Dinge einfach zu entsorgen“, sagte ihre Schwiegertochter Stephanie Kremer.
Also sollten möglichst viele Gegenstände an den Mann oder an die Frau gebracht werden. Und wie viele Sachen im Laufe der Zeit in dem Traditionslokal aus Restaurant und Café zusammengekommen sind, lassen sich gar nicht alle aufzählen. Zahlreiche Deko-Artikel, Stühle, Tische, Kissen, Tischdecken, Gartenmöbel und Kaffeekannen. Dazu eine ganze Tafel gefüllt mit Tellern für Kuchen und für Suppen, Untertassen, Schüsseln, Saucieren, Milchkännchen und so weiter - alles aus weißem Porzellan.
Ein wenig Wehmut lag in der Luft bei diesem besonderen Trödelmarkt in Bottrop
Natürlich wurde im Café Haus Rogge nicht nur köstlich gespeist beim Frühstück oder Mittagstisch. Auf einem Tisch hatten die Besucher die Qual der Wahl bei verschiedenen Trinkgläsern für 50 Cent pro Glas. In mehreren roten Kisten stapelten sich fein säuberlich verschiedene große Kaffeetassen. Das gesamte Besteck wie Messer und Gabeln warteten in Körben auf neue Besitzer.
Ein bisschen Wehmut lag in der Luft beim Trödelmarkt. Wenn diese Gegenstände reden könnten, was hätten sie nicht alles zu erzählen. Sie erlebten schöne Feiern wie Taufen, Hochzeiten, Geburtstage oder Jubiläen und traurige Momente wie Beerdigungen.
Mit so einem großen Andrang haben die Verantwortlichen nicht gerechnet
Nachdem der erste Schwung von Stammkunden ihre Souvenirs mit nach Hause genommen hatten, folgte um 14 Uhr der nächste Ansturm. Es bildete sich vor der Tür eine Menschenschlange. Familie Kremer hatte immer ein wachsames Auge darauf, dass nicht so viele Besucher ins Café gingen. Wegen der Corona-Verordnungen durfte nur eine bestimmte Anzahl hinein. Im Gebäude galt die Maskenpflicht.
Der große Andrang kam für Familie Kremer überraschend. „Damit haben wir nicht gerechnet“, sagte Stephanie Kremer. Es war ein trauriger und zugleich schöner Trödelmarkt. Denn das Inventar ging in die Hände der Menschen, die dem Café Haus Rogge unter der Leitung von Hildegard Kremer in all den Jahren treu blieben und diese Souvenirs sicherlich in Ehren halten werden.
Neueröffnung mit neuem Pächter
Das Haus Rogge ist seit dem 5. Oktober geschlossen. Ein Plakat am Eingang weist darauf hin, dass voraussichtlich am Freitag, 30. Oktober, das Café wieder eröffnet wird.
Allerdings wird es dann eine neue Leitung geben. Dennis Florie übernimmt das Traditionshaus. Das geht auch aus dem Plakat hervor. Er betreibt bereits das Art-Café Florian am Westring.