Bottrop. Die Stadt Bottrop erlaubt die Benutzung von umstrittenen Heizstrahlern. Wirte und Cafébesitzer entscheiden selbst, ob sie die Geräte einsetzen.
Im Herbst beginnt traditionell die Pilzsaison. Gut möglich, dass in den kommenden Monaten mancherorts in Bottrop weitere Pilze sprießen. Die Stadt erlaubt den heimischen Restaurant-, Café- und Kneipenbetreibern die Benutzung von Terrassenheizstrahlern, im Volksmund „Heizpilz“ genannt.
„Wir werden die Gastronomen im Vorfeld auf mögliche Gefahren und auf eine möglichst effiziente Nutzung der Geräte hinweisen“, erklärt Stadtsprecher Thorsten Albrecht. Denn trotz alledem sind die Geräte schädlich fürs Klima. Ob die Geräte zum Einsatz kommen werden, bleibt jedem Gastronom selbst überlassen.
Gäste sitzen lieber im warmen Café
„Wir haben ein paar Ideen“, sagt Muharrem Ezici, Betriebsleiter des Café Extrablatt. Möglicherweise könnten Heizstrahler eine Lösung des Problems bei kühleren Temperaturen sein. Denn dadurch bleiben Gäste länger im Freien sitzen.
Davon kann der Gastronom profitieren. Extrablatt-Stammkunden hätten nämlich bereits ihr Fernbleiben angekündigt, wenn es kälter wird. „Wir bleiben dann Zuhause“, haben sie zu Ezici und seinen Mitarbeitern gesagt. Ein Platz im Café, also in einem geschlossenen Raum, würde für sie im Herbst und Winter nicht in Frage kommen. Die große Außenterrasse wurde in den Jahren vor Corona ab Ende Oktober, Anfang November immer geschlossen. Die Gäste genießen lieber die gemütliche Atmosphäre im warmen Café. Gut möglich, dass es in diesem Jahr anders sein wird.
Heizpilze sind eine Alternative für Gastronomen
Im Café Kram macht sich Inhaberin Christina Berger ihre Gedanken, wie es im Herbst und Winter weitergehen soll. Ob sich Investitionen für die Außengastronomie lohnen, mag sie noch nicht entscheiden. Mit großer Sorge blickt sie auf die nächsten Monate. „Ich befürchte, dass die Umsätze einbrechen werden“, sagt sie. Zurzeit ist die kleine Terrasse rund ums Café beim aktuellen Wetter sehr beliebt. Jedoch stehen den Gästen nur zehn Tische außen und elf Tische im Café zur Verfügung. Entscheidet sie sich bei kalten Temperaturen gegen eine Außengastronomie, würde die Hälfte der noch verbliebenen Tische auch noch wegfallen.
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„Wir leben in schweren und schwierigen Zeiten mit ständigen Kompromissen und Abwägungen“, sagt Tina Große-Wilde, örtliche Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands. Vor allem Kneipen hätten unter den strengen Corona-Auflagen gelitten. „Heizpilze sind umwelttechnisch nicht der große Wurf“, sagt sie. Aber ein Teil der Gäste würde lieber draußen sitzen, weil sie sich an der frischen Luft in Zeiten von Corona wohler fühlen. „Und Inhaber haben dadurch eine kleine Ausweichmöglichkeit.“
Kälte ist Gift für die Außengastronomie
Zum Beispiel wie das Cottage, das über einen großen Biergarten verfügt, wo normalerweise bis zu 200 Personen Platz finden. Wegen Corona ist die Zahl auf 100 reduziert. „Solange sich die Gastronomie draußen abspielt, funktioniert es“, sagt Inhaber Ralf Mader angesichts der Herbstsaison. Jedoch sind die Aussichten schlecht. „Wenn es kalt wird, bleiben die Gäste weg“, fürchtet er. Corona hat die Lage verschärft. Nur der harte Kern hält dann in den Abendstunden dem Cottage die Treue. Wichtige Einnahmen aus Veranstaltungen und Partys sind weggebrochen.
Mader macht das Beste aus der Situation. Die elektrischen Heizstrahler werden wie in den Vorjahren bei kühlen Temperaturen zum Einsatz kommen. Damit die Gäste weiterhin draußen ihre Getränke und Speisen genießen können. Auf manche schöne Tradition soll ebenfalls nicht verzichtet werden. Auch in diesem Jahr soll es das Wintergrillen mit Glühwein im Cottage geben.
Kritik vom Bundesumweltamt
Das Bundesumweltamt hat Heizpilze aus Klimaschutzsicht sehr kritisch beurteilt. Sowohl mit Propangas betriebene als auch elektrische Terrassenheizstrahler würden einen hohen Ausstoß an Kohlenstoffdioxid verursachen.
Gasbetriebene Terrassenheizstrahler sind meist mobil einsetzbar, während elektrische Heizstrahler in der Regel fest montiert sind.