Bottrop. Pächter von Haus Lindemann im Fuhlenbrock geben auf. Auch die Reduzierung der Pacht durch die Eigentümer hat offenbar nicht geholfen.

Auch vor Corona haben Lokale in Bottrop geschlossen. Von 14 Gastro-Betrieben in den vergangenen zehn Jahren sprach die Gewerkschaft NGG noch im letzten Sommer. Jetzt hat aber erstmals ein eingesessenes Gasthaus als Folge der Corona-Pandemie geschlossen: Haus Lindemann im Fuhlenbrock.

„Vor drei Tagen fanden wir die Schlüssel und ein kurzes Kündigungsschreiben im Briefkasten“, berichtet Tobias Lindemann, dessen Familie den Restaurantbetrieb vor über 60 Jahren aufnahm. Später hat es auch einige Pächter gegeben. Aber dass einer von denen vorzeitig den Pachtvertrag beendete, habe es dort noch nie gegeben, so Tobias Lindemann. Nachdem die vorletzte Pächterin Monika End nach 25 Jahren in den Ruhestand ging, hatte das Essener Duo Petar Josic und André Heutmekers 2017 das Traditionshaus übernommen. Heutmekers habe sich allerdings schon aus Krankheitsgründen vor einiger Zeit zurückgezogen, weiß Lindemann. Danach habe Josic das Restaurant und die Veranstaltungsräume mit seiner Frau weiterbetrieben.

Als die Corona-Auflagen in Kraft traten, habe man sofort eine Pachtreduzierung vorgenommen. „Denn wir wissen, dass die Absagen von Familienfeiern und Beerdigungen, eine wesentliche Säule bei diesem Betrieb, natürlich voll durchgeschlagen hat“, so Tobias Lindemann. Das gilt für Pächter wie für Eigentümer. Vor der Übernahme durch die Essener haben Lindemanns noch 50.000 Euro für die Modernisierung des 500 Quadratmeter großen Objekts in die Hand genommen. So etwas rechnet sich ebenfalls nur bei Erfüllung eines Pachtvertrags. Die Kündigung durch die Pächter kam für die Eigentümer trotz der Reduzierung überraschend. Eigentlich sehe der Pachtvertrag eine Kündigungsfrist von drei Monaten vor. Ob die ausstehende Summe noch gezahlt werden wird, weiß Lindemann nicht, wünscht aber den Noch-Pächtern alles Gute.

Derzeit sei man auf der Suche nach neuen Pächtern, stehe aber auch einer anderen Nutzung, zum Beispiel als Praxis oder Bürokomplex offen gegenüber. Eine Spielhalle oder ähnliches sei aber nicht gewünscht. Am liebsten wäre Tobias Lindemann natürlich ein Gastronom. „Aber wir wissen, dass die derzeitige Lage extrem schwierig ist. Es müsste endlich ein wirkungsvolles Hilfspaket auch für die Gastronomie geben“, so sein Appell.