Bottrop. Nach 41 Jahren in der Gastronomie, davon 16 in dem Fuhlenbrocker Traditionshaus, nimmt die Bottroperin Abschied. Das sagt sie dazu.
Der Abschied fällt ihr schwer, das spürt man. Dennoch hat sich Hildegard Kremer entschlossen, in den Ruhestand zu gehen. Nach 16 Jahren als Pächterin vom Café Haus Rogge in Bottrop hat sie jetzt dort ihre selbst gebackenen Kuchen zum letzten Mal serviert. Insgesamt blickt die 70-Jährige auf 41 Jahre als Wirtin zurück.
Die Gastronomin startete in einer Bottroper Kleingartenanlage
„Gelernt habe ich Friseurin“, erzählt sie. Angesprochen auf einem Pfarrfest, dass die Gastronomie zu ihr passen würde, habe sie bei den damaligen Pächtern von Haus Rogge, den Haferkamps, ausgeholfen. „So bin ich reingerutscht“, erzählt die Bottroperin, die dann aber zunächst in der Kleingartenanlage Beckramsberg selbstständig war. Am 4.4.2004 übernahm sie das Haus Rogge gegenüber vom Parkfriedhof.
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Und damit ein Haus mit Tradition: Eröffnet wurde es von Familie Rogge, die den Steinmetzbetrieb direkt nebenan heute in dritter Generation betreibt. „Von 1955 bis 1962 war es ein Familienbetrieb im Bungalow-Stil“, sagt Elfriede Rogge, die damals zusammen mit ihrer Schwiegermutter dort im Einsatz war. „Dann wurde umgebaut, vergrößert und verpachtet.“ Die ersten Pächter, Hilde und Karl-Heinz Haferkamp, hätten das Haus über 30 Jahre geführt. Und wie: „Damals gab es jeden Samstag Tanz und Frau Haferkamp hat gesungen.“ Taubenausstellungen, große Gesellschaften, der Sparclub – „es war immer etwas los.“
Selbst gebackener Kuchen als Markenzeichen
Danach gab es weitere Pächter, bis schließlich Hildegard Kremer übernahm. Beerdigungen gehörten durch die Nähe zum Friedhof zu ihrem Hauptgeschäft, aber auch Gesellschaften, Frühstück, Mittagstisch – und der bei Stammgästen auch aus Oberhausen beliebte selbst gemachte Kuchen zum Kaffee. Besonders gern genommen, so die langjährige Servicekraft Conny Jenlin: „Schwarzwälder, Stachelbeer und Bienenstich.“ Dabei verrät Kremer: „Bis ich das Haus Rogge übernommen habe, hatte ich noch nicht einmal Kuchen gemacht.“ Aus Angst vor Hefeteig suchte sie sogar eine (offenbar leckere) Alternative.
Trödelmarkt mit der alten Ausstattung
Nun entschloss sich die Wirtin bereits im Februar dazu, sich zur Ruhe zu setzen, da sie keine guten neuen Mitarbeiter finden konnte. Die Corona-Krise bestärkte sie in der Entscheidung.
Für Hildegard Kremer war der Einsatz für ihre Gäste immer mehr als ein Vollzeit-Job. „Ob ich es jetzt so ganz ohne Arbeit schaffe, weiß ich noch nicht.“ Zunächst einmal hat sie aber auch noch damit zu tun, das Café im Fuhlenbrock ganz frei zu machen für Neues: Am Samstag, 10. Oktober, findet dort von 14 bis 17 Uhr ein Trödelmarkt mit der alten Ausstattung statt – „das fängt bei Töpfen an und hört mit Besteck auf“.