Bottrop. Für sein Buch „Dunkle Geschichten aus Bottrop“ hat Revierchronist Friedhelm Wessel 28 Berichte gesammelt. Einige hat er schon in der WAZ erzählt.
„Dunkle Geschichten aus Bottrop“ hat der Journalist Friedhelm Wessel sein neues Buch genannt. Die Geschichten spielen zwischen 1914 und heute, zwischen Ebel und Ekel. Wessel nimmt die Leser aber auch mit auf Ausflüge. Zum Beispiel in die Wiener Unterwelt. Die kennt kaum einer besser als ein Bottroper.
Viele der 28 Geschichten in seinem Buch hat Wessel schon in der WAZ erzählt. Zum Beispiel die über den „König der Unterwelt“ von Wien, nach dem Filmklassiker „Der dritte Mann“ auch der „Vierte Mann“ genannt: Peter Ryborz, 1961 in Bottrop geboren. Der Bergmannssohn entdeckte schon in der Schule seine Leidenschaft für die Malerei. Der Bottroper Künstler Manfred Lux half ihm 1985 bei seiner ersten Ausstellung in Bottrop.
„Hier wurde Harry Lime erschossen“
Berühmt wurde der „Maler, Phantast, Veranstalter“ (Ryborz über Ryborz) ab 1996 mit dem „Underground Club“ in seiner zweiten Heimat Wien. Auf zweistündigen Fackeltouren führt er Besucher aus aller Welt durch die Wiener Unterwelt, in der 1949 „Der Dritte Mann“ gedreht wurde: „Hier wurde Harry Lime erschossen.“
Auch in den Bottroper Untergrund führt Wessel mit seinen Dönekes und Berichten über den Bergbau. Wie zum Beispiel ein Taubenpärchen und eine Harley unter Tage kamen oder wie die „Bottroper Protokolle“ über die Schließung der Zeche Rheinbaben im März 1967 bundesweit erste als Buch und dann als Film Schlagzeilen machten.
Der „Fotosoph“ im Bunker
Wessel besuchte den „Fotosophen“ Max Dans, in einem Bottroper Bunker 1945 geboren, der in Hannover später einen Bunker zum Kunstort gemacht hat. Er erinnert an Bottroper Unterweltgrößen wie den „Ausbrecherkönig“ Alfred Lecki oder die Juwelenräuberbande um Petras Dominas, dessen Diamantversteck die Polizei nach seiner Verhaftung in Ebel entdeckte: 39 ungefasste Diamanten fand sie im Damm des Rhein-Herne-Kanals. Auch der Fall des Massenmörders und „Menschenfressers von Duisburg“ Joachim Kroll, dessen Familie zu Beginn seiner Mordserie in Bottrop lebte.
Natürlich berichtet Wessel von dem Mord am Förster Paul Töfflinger 1914, an den in der Hohen Heide bis heute ein Gedenkstein erinnert, und an den Bottroper „König von Sylt“, der in den 1980er Jahren Millionen Mark auf der Nordseeinsel verbrannte.
Friedhelm Wessel: Dunkle Geschichten aus Bottrop. Wartberg Verlag, 12 Euro