Bottrop. . Peter Ryborz führt Touristen durch die historische Kanalisation Wiens. Er zeigt auch den Ort, an dem der berühmte Film „Der dritte Mann“ mit Orson Welles entstand.

In seiner Heimat ist er als „König der Unterwelt“ oder als „Vierter Mann“ bekannt: Peter Ryborz. Seit 1996 führt der bekannte Wiener fast täglich Besucher aus aller Welt durch dunkle und manchmal auch enge Gewölbe der historischen städtischen Kanalisation. Seine Wurzeln hat der 53-Jährige aber in Bottrop.

Durch eine alte Eisentür führt der Unterweltenweg immer über enge Stiege hinab zum Wienflussbett. „Dort beginnt die Welt der Finsternis“, erklärt Ryborz, der eine Trommel und eine brennende Fackel mitführt. Es beginnt eine atemberaubende zweistündige Tour, die auch schon mal in einer eisernen Litfaßsäule – einem versteckten Notausgang – mitten auf einem der belebten Wiener Plätze endet.

Seit über 50 Jahren lebt Peter Ryborz mittlerweile in Österreich, zunächst in der Steiermark, später zog es den vielseitigen „Kreativen“ in die Hauptstadt Wien, wo er erfolgreich ein Büro betreibt. Doch die Verbindung zu seiner Geburtsstadt Bottrop ist nie abgerissen. Zusammen mit seiner Mutter Renate (geborene Hagedorn) zieht es ihn immer wieder in die Stadt an der Emscher. Hier haben die Ryborz noch viele Freunde und Bekannte.

In Bottrop stellte der junge Künstler zu Beginn seiner Karriere auch erstmals seine Werke aus. Der Maler Manfred Lux (1948 bis 2010) war hier 1984 sein „Ausstellungspate“. „Die Schau war ein voller Erfolg. Es folgten weitere Ausstellungen in verschiedenen österreichischen Städten.“

Einige Jahre später gründete Peter Ryborz den „Underground Club Vienna“, denn er hatte inzwischen die Unterwelt Wiens als einen erhaltungswürdigen und geschichtsträchtigen Ort kennengelernt. Er öffnete die Kanalisation nun offiziell für Besucher. „Die Verwaltung legte mir aber so manchen Stein in den Weg, denn das Kanalnetz ist über 2100 Kilometer lang. Davon sind etwa 1600 Kilometer begehbar“, so der Wiener, der seine Besucher auch an die Stelle führt, wo einst der berühmte Film „Der dritte Mann“ (1949) von Carol Reed mit Orson Welles entstand. Während der etwa 2500 Meter langen Kanaltour erzählt Ryborz, der sich nach der Filmfigur „Harry Lime“ auch schon mal „Larry Lime“ nennt, gerne Episoden, die sich um den legendären Regisseur und Schauspieler Welles ranken. „So ließ der Regisseur 1948, als dieser Film gedreht wurde, die Wände eines unterirdischen Drehortes mit Parfüm einsprühen, weil hier der Geruch die feine Welles’sche Nase störte. Den Wänden bekam diese Prozedur aber überhaupt nicht,“ erzählt der trommelnde „Herr der Unterwelten“ mit einem Schmunzeln.

Peter Ryborz will Brücke zwischen Wien und Bottrop schlagen 

Später dann auf der Tour mit Peter Ryborz hallt sogar ein filmgerechter Schreckschuss durch die Wiener Unterwelt, die mutigen Besucher erhalten Urkunden – die Tour endet mitten auf dem berühmten und belebten Naschmarkt – in einem Kiosk.

Kanalisationsexperte Peter Ryborz, den es 1963 nach dem Tod seines Vaters – er starb bei einem Unfall im Untertagebetrieb einer Essener Zeche – einst von Bottrop nach Österreich verschlug, hat noch viele Pläne. Zunächst widmet sich der Vielseitige seinem „Vienna Untergrundverein“. Mit seinen 1000 Mitgliedern organisiert Peter Ryborz Veranstaltungen und bereitet eine Wanderausstellung mit Partnervereinen in Berlin, in Rom und in London vor. „Ich möchte dieses Projekt einmal auf eine Reise durch Europa schicken“, erläutert der „Vierte Mann“.

Auch über eine neue Ausstellung in Bottrop denkt er nach. Schon seit Jahren versucht der Inhaber des „Wiener Creativbüros“ Brücken zwischen Wien und seiner „alten“ Heimatstadt Bottrop zu schlagen. Bisher jedoch vergebens. „Dabei haben die beiden Städte doch sehr viele unterirdische Gemeinsamkeiten.“

Führungen mit Peter Ryborz „Unterweltenclub Rättet Wien“ sind aber nur nach vorheriger Absprache möglich. Infos dazu gibt es im auch im Internet unter: www.unterwelt.at