Kirchhellen. Seit drei Jahren arbeiten die Planer daran, eine Fläche an der Holthausener Straße zu vermarkten. Viele Bezirkspolitiker sehen das nicht gerne.

Die Stadt kommt voran mit ihrem Versuch, für die städtische Fläche an der Holthausener Straße westlich der Bottroper/Alleestraße Baurecht zu schaffen. Spätestens im Frühjahr kommt die „Klarstellungs- und Ergänzungssatzung“ erneut in die Bezirksvertretung. Dank einiger Änderungen sollte es ihr dort besser ergehen als beim letzten Mal.

Als Planungsamts-Abteilungsleiter Oliver Schüttler im Januar 2018 erstmals die Satzung in der Bezirksvertretung vorstellte, musste er viel erklären und sich einiges anhören. Das könnte zu tun haben mit der Vorgeschichte des Standortes: Während der Flüchtlingskrise 2015 hatte die Stadt die Fläche als Standort für Flüchtlings-Wohncontainer ins Auge gefasst. An einem Samstagmorgen, erinnern sich Anwohner immer noch erbost, kam damals ein Fälltrupp und legte den Baumbestand auf der Fläche um. Die Wohncontainer wurden übrigens nie aufgestellt.

Heftige Debatte in der Bezirksvertretung

Mit der „Ergänzungssatzung“ will die Stadt nun für diese Fläche Baurecht schaffen. Dreimal hat Schüttler den Bezirksvertretern erklärt, dass sie mindestens noch zweimal Gelegenheit haben würden, über die Größe der Bebauung zu befinden. Der Erfolg dieser Erklärungsversuche war, sagen wir: überschaubar. Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder brachte die Kritik vor allem von CDU und FDP auf den Punkt: „Wir können den Kirchhellenern da keinen Riegel hinsetzen.“ Wenn dort genauso hoch gebaut werden dürfe wie entlang der Bottroper Straße, seien dort dreigeschossige Mehrfamilienhäuser möglich. „Die gestalterischen Vorstellungen der Stadt müssen nicht mit den Vorstellungen der Kirchhellener übereinstimmen.“

„Unschöne“ Bebauung auf der Fläche befürchtete FDP-Ratsherr Oliver Mies und erinnerte an den Beschluss der Bezirksvertretung, westlich der L 623 keine weitere Bebauung zuzulassen. Einzig die SPD machte sich für das Konzept stark. Bezirksfraktionschef Willi Stratmann betrachtete das Vorhaben als „Abrundung des Ortskerns“ und einen guten Standort für sozialen Wohnungsbau. Mit den Stimmen von CDU, Grünen und ÖDP wurde der Beschlussvorschlag abgeschmettert. Schnieder rief die Verwaltung auf, dafür zu sorgen, dass der Planungsausschuss von dieser Ablehnung aus dem Dorf auch Kenntnis bekomme.

Gedeckelt auf zwei Geschosse

Der Ausschuss bekam Kenntnis, und er reagierte. Auch dort befürchtete etwa ÖDP-Ratsherr Johannes Bombeck zu viele Geschosse und eine Riegelbebauung. Oliver Mies erinnerte daran, wie viele Vorschläge aus der Bezirksvertretung von anderen Gremien später gekippt worden seien. Auf Vorschlag der SPD beschlossen die Planungspolitiker dann eine Klarstellung zum Klarstellungsbeschluss: Die Baufläche wurde aufgeteilt, so dass maximal vier Gebäude entstehen können. Und: Erlaubt sind höchstens zwei Geschosse plus Dach. Und für die SPD stellte Fraktionschef Thomas Göddertz auch klar: Sie würde es sehr begrüßen, wenn die städtische Wohnungsbautochter GBB den Zuschlag erhielte und auf dieser Fläche Sozialwohnungen errichte.

Mit gedeckelter Geschosshöhe hat die Verwaltung die Planung über lange Zeit eher mühsam vorangetrieben. Inzwischen, sagt Schüttler, „sind wir in den letzten Zügen“. Wenn die Politik mitspielt, könnte die Satzung im Sommer 2021 in Kraft treten und ein Investor einen Bauantrag stellen.

Der „Pitterkasten“

Auf dem Gelände an der Holthausener Straße standen bis 1960 die Reste des Kirchhellener Gefängnisses, berichtet Jan Marien in seinem Buch „Zeitreise durch Kirchhellen“.

Es habe vier Zellen gehabt, sei „Pitterkasten“ oder „Pittermann“ genannt worden und habe der Feuerwehr auch als Gerätehaus gedient. Im Keller habe sich im Zweiten Weltkrieg die Luftschutzwache befunden, die die Sirenen auslöste.