Marten Theile ist Sprecher der Grünen Jugend und sitzt im Bottroper Jugendparlament. Die Politikverdrossenheit seiner Generation macht ihm Sorgen

„Politik macht nicht immer Spaß, aber immer Sinn.“ Dieser Satz stammt nicht von irgendeinem bekannten (Lokal-)Politiker mit jahrzehntelanger Berufserfahrung, er kommt von Marten Theile, einem 14-jährigen Schüler und wohl jüngsten Politiker in Bottrop.

Marten Theile ist auch Mitglied im gewählten Jugendparlament von Bottrop.
Marten Theile ist auch Mitglied im gewählten Jugendparlament von Bottrop. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Sein Interesse für Politik wird vor circa zwei Jahren geweckt. Er schaut Fernsehen und sieht einen Beitrag über den AfD-Politiker Alexander Gauland und wie dieser sich abwertend über die damalige Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz äußert („In Anatolien entsorgen“). Theile beschließt daraufhin, sich politisch zu engagieren gegen Rassismus und gegen den Rechtsruck im Land. Mit 13 besucht er zum ersten Mal den Bundeskongress der Grünen Jugend in Leipzig. Erfahrungen sammelt er zunächst bei deren Jugendorganisation in Essen. Theile ist sofort mittendrin statt nur dabei. Seine ersten Einsätze absolviert er an Infoständen zur Europawahl.

Der Schüler möchte die Grüne Jugend in Bottrop wieder aufleben lassen

Danach meldet er sich bei den Bottroper Grünen. Er möchte die Grüne Jugend vor Ort wieder mit Leben füllen. Marten Theile wird Gründungsmitglied und ist aktuell deren Sprecher. Seit März sitzt er zusätzlich im Bottroper Jugendparlament.

Und auch wenn er selbst noch gar nicht wahlberechtigt ist, die Kommunalwahl begleitet er aktiv mit. „Mindestens dreimal in der Woche war ich unterwegs“, sagt er. Im Wahlkampf versucht er, vor allem junge Menschen zu überzeugen, wählen zu gehen. Rückblickend schaut er mit einer gewissen Sorge auf seine Generation. „Viele wussten gar nicht, dass sie mit 16 wählen dürfen. Das war erschreckend“, sagt er.

Jugendparlament soll vor der nächsten Kommunalwahl in Schulen werben

Er könne junge Leute verstehen, wenn sie nicht in einer Partei sein möchten. Viel Arbeit und Zeit müsse dafür investiert werden. Die Freizeit bleibe oft auf der Strecke. „Aber, was ich nicht verstehen kann, ist, wenn 16-Jährige nicht zur Wahl gehen.“ Als Mitglied des Jugendparlaments denkt er darüber nach, ob man bei der nächsten Kommunalwahl verstärkt in Schulen gehen sollte, um dort die jungen Wähler von der Bedeutung einer solchen Wahl zu überzeugen. Gleichzeitig bedauert er, dass das Jugendparlament in Bottrop in politischen Gremien bei eigenen Vorlagen zwar Rederecht, aber kein Stimmrecht hat. „Das ist schade“, sagt der 14-Jährige.

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Die Ergebnisse der Kommunalwahl hingegen quittiert er mit einem zufriedenen Lächeln. Er freut sich, dass die Grünen-Fraktion im Rat stärker geworden ist. Auch dass die Bezirksvertretungen mit noch mehr Politikern aus seiner Partei besetzt sein werden. Von dem hohen Wahlergebnis von Oberbürgermeister Bernd Tischler war er überrascht. „Wir hatten eine sehr gute Alternative mit Andrea Swoboda“, glaubt er und klingt schon wie ein Politikprofi.

Ein Ziel, das er erreichen möchte: sichere Fahrradwege in Bottrop

Konkrete Ziele, die von der Politik künftig angegangen werden müssen, hat er im Blick. Zum Beispiel sichere Fahrradwege für Schüler. „Jedes Kind muss so sicher wie möglich zur Schule“, meint er. „Und der ÖPNV muss attraktiver gemacht werden.“ Dazu eine einfache Rechnung: Ein Einzelticket für Erwachsene in die Innenstadt kann bis zu 2,80 Euro kosten. Das macht bei Hin- und Rückfahrt 5,60 Euro. Zurzeit gilt in der City freies Parken für bis zu drei Stunden. „Deshalb kann man manche Leute verstehen, dass sie lieber mit dem Auto fahren“, meint Theile.

Schiedsrichter im Jugendfußball

Marten Theile ist Schüler an der Sekundarschule in Kirchhellen. Er macht die Erfahrung, dass es schwer ist, Politik und Schule unter einen Hut zu bringen. Oft geht es nach Schulschluss weiter mit Vorbereitungen zu Sitzungen oder politischen Treffen.

Der 14-Jährige engagiert sich aber auch abseits der politischen Bühne. Er ist Schiedsrichter im Jugendbereich. Für die Kommunalwahl hat er pausiert und steht bald wieder auf dem Fußballplatz.