Bottrop. „Im Rathaus muss die Politik wieder die Politik machen“, sagt die grüne OB-Kandidatin Andrea Swoboda. Was sie meint und welche Ziele sie auch hat
Die Innenstadt, genauer den Pferdemarkt hat sich die grüne OB-Kandidatin Andrea Swoboda als Treffpunkt ausgesucht. Hier und an der Osterfelder Straße lasse sich gut zeigen, was in Bottrop in in den letzten Jahren schief laufe, sagt die 51-Jährige. Sie spricht gar von „verpatzter Stadtentwicklung“. Sie wünscht sich „mehr Mut“ für eine nachhaltige Stadtentwicklung „zum Wohle von Wirtschaft und Handel“.
Dazu gehöre, die beiden aktuellen Krisen – Corona und Klima – zusammenzudenken und temporäre Möglichkeiten nicht auszuschließen. Dazu zählen aus Sicht von Andrea Swoboda auch zeitlich begrenzt eingerichtete Radwege. Generell will die grüne OB-Kandidatin die Straßen sicherer machen für Schüler, die mit dem Rad unterwegs sind. Und all das lasse sich zusammendenken mit dem Klimaschutz, wirbt die Fraktionsvorsitzende der Grünen.
Tempo 30 auf der Osterfelder Straße in Bottrop
Ganz konkret schwebt ihr vor, schon jetzt und frühzeitig das Tempo auf der Osterfelder Straße in der Innenstadt auf 30 Stundenkilometer zu reduzieren. Als Teil des Lärmaktionsplans sei das bereits beschlossen, warum also diese Maßnahmen nicht jetzt schon umsetzen, so Andrea Swoboda. Ferner schwebt ihr vor, eine Taskforce einzurichten, die sich unter anderem um die Themen Wirtschaft und Verkehr kümmert. Dort könnten dann nicht nur Politik und Verwaltung zu Wort kommen.
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Offensiv wirbt die OB-Kandidatin auch für die Entsiegelung von Flächen sowie für Fassaden- und Dachbegrünung. Da sei auch die Stadt gefordert, mit gutem Beispiel voran zu gehen. „Zumindest bei den Gebäuden, auf die die Stadt Zugriff hat.“
Bottrop sollte sich als „Stadt der Märkte“ positionieren
Was den Handel angeht, spricht sich die gebürtige Bottroperin dafür aus, den Markt aufzuwerten und Bottrop als „Stadt der Märkte“ zu positionieren. Eine Idee: An Markttagen könnte die Adolph-Kolping-Straße in Höhe des Café Kram für den Autoverkehr gesperrt werden. So ergebe sich eine Verbindung des Marktes mit der gegenüberliegenden Außengastronomie und auch dem Einzelhandel etwa auf der Poststraße.
Andrea Swoboda tritt zum dritten Mal für die Grünen als OB-Kandidatin in Bottrop an. Die zweifache Mutter ist hier geboren und lebt inzwischen in Batenbrock. Ein weiterer Punkt, der ihr wichtig ist, ist die Bürgerbeteiligung. Da reiche es nicht wie bisher den ein oder anderen Workshop anzubieten, kritisiert sie die Verwaltung. Ihr schwebt eine bessere Bürgerbeteiligung vor. Auch auf digitalem Wege und online müsse es möglich sein, sich einzubringen. Ihre Aufgabe als Oberbürgermeisterin und auch die der Verwaltung wäre es, Leitplanken vorzugeben, ansonsten aber ergebnisoffen zu arbeiten. Zumal sie derzeit sowieso den Eindruck habe, dass in Bottrop viel zu viel von der Verwaltung ausgehe. Ihr Ziel am Ende: „Im Rathaus macht die Politik die Politik.“
Schwerpunkt Wasserstofftechnologie in der Welheimer Mark zu schnell aufgegeben
Angesichts der Entwicklung der Mobilität sieht sie ein weiteres Versäumnis. Das Thema Wasserstoff rücke derzeit wieder viel stärker in die Öffentlichkeit und werde vorangetrieben. Die Stadt habe in der Welheimer Mark mal einen Schwerpunkt Wasserstofftechnologie setzen wollen. „Das wurde zu früh aufgegeben“, kritisiert sie. Hier lohne es sich, das Thema erneut anzugehen. Zumal vor kurzem auch das Bundeskabinett eine „Nationale Wasserstoffstrategie“ verabschiedet hat. Und ansonsten gelte es, Gewerbeflächen vor allem im Zusammenspiel des Ruhrgebiets zu entwickeln. Und da sei das Projekt Freiheit Emscher sicher auf dem richtigen Weg.
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Doch zurück zum Bottroper Rathaus. Bisher stellen die Grünen drei Ratsleute, haben damit Fraktionsstatus. Im kommenden Rat wolle man mit mehr Leuten vertreten sein, sagt die Spitzenkandidatin. Und nach der Wahl, wo wäre da eine Zusammenarbeit möglich? Hier gibt sich Andrea Swoboda zurückhaltend. Allerdings sei sie eine Anhängerin von Koalitionen. „Man setzt sich zusammen, berät über einen Koalitionsvertrag, und diese Ziele arbeitet man dann offen und transparent ab“, wirbt sie.
Landesregierung in NRW muss Lösung finden für kommunale Altschulden
Allerdings, auch da macht Andrea Swoboda keinen Hehl draus, habe man kaum finanzielle Spielräume. Grundsätzlich seien die Grünen zwar ein Anhänger des Stärkungspakts gewesen, doch vor Ort habe man dagegen gestimmt, „weil aus unserer Sicht in Bottrop an den falschen Stellen gespart wurde“. Jetzt, nach Abschluss des Stärkungspaktes und angesichts der Mehrausgaben durch Corona, sieht die OB-Kandidatin das Land in der Pflicht, eine Lösung für die Altschulden der Kommunen zu entwickeln.
Schalke-Mentalität sagt Andrea Swoboda zu
BVB oder Schalke?
Schalke. Das ist bei mir aber eine regionale Entscheidung, die Schalke-Mentalität ist mit Bergbau und Solidarität verknüpft, das kann ich auch als Nicht-Fußballfan teilen.
Currywurst oder 3-Gänge Menü?
Alles zu seiner Zeit. Am liebsten habe ich aber eine Scheibe Brot mit Käse und Tomaten belegt, die schlägt beides.
Sofa oder Sport?
Sport, ich besuche das Fitnessstudio und mache gezielt Rückengymnastik, außerdem nutze ich auch das Fahrrad als Sportgerät.
Centro oder Bottrop-City?
Niemals Centro, ich halte das für absolut überschätzt.
Gedrucktes Buch oder E-Book?
Ich habe beides. Hauptsache lesen, am liebsten Krimis. Zuletzt habe ich die Buchreihe um Polizistin Jenny Aaron von Andreas Pflüger gelesen.
Fahrrad oder Auto?
Wenn es geht Fahrrad.
Meer oder Berge?
Immer Meer – und dann am liebsten die Nordsee in Holland.
TV oder Netflix?
Mittlerweile immer häufiger Streaming-Angebote. Die sind qualitativ und vom Angebot unschlagbar.
Telefonieren oder Whats-App?
Am liebsten telefoniere ich mit den Leuten, vor allem bei wichtigen Themen. Whats-App muss kurz und knackig sein.