Holger Czeranski und Stephan Kückelmann haben das Stadtfest abgesagt. Doch wie geht es weiter mit Veranstaltungen wie etwa dem Feierabendmarkt?
Letztlich war es nur noch eine Vollzugsmeldung. Die Veranstalter des Stadtfestes, Holger Czeranski und Stephan Kückelmann, haben die große Feier in der Stadt abgesagt. Ein weiteres Ereignis, das dem Corona-Virus zum Opfer fällt. Doch wie geht es weiter mit solchen Veranstaltungen?
Czeranski und Kückelmann organisieren gemeinsam auch den Feierabendmarkt in Bottrop. Kückelmann ist außerdem für das Kirchhellener Pendant verantwortlich, gehört zu den Machern des Dorffestes und veranstaltet regelmäßig Partys und Discoveranstaltungen im Lokschuppen oder in der Maschinenhalle Zweckel. Haben Sie eine Vorstellung, wie es angesichts von Corona in dem Bereich weiter gehen kann?
Bottroper halten bisher etablierte Formate unter Corona-Regeln für nicht machbar
Bis zum 31. August sind sämtliche Großveranstaltungen untersagt. Daran ändern auch die am Mittwoch vorgestellten Lockerungen nichts. Allerdings sei etwa der Feierabendmarkt rein rechtlich gesehen keine Großveranstaltung, stellt Kückelmann klar. Wobei er und auch Holger Czeranski wissen, dass es schwer vorstellbar ist, dass ab September auf dem Rathausplatz wieder fröhlich in den Feierabend geschunkelt wird.
Kückelmann: „Veranstaltungen, wie wir sie bisher machen, werden definitiv nicht möglich sein.“ Er verweist auf die Gastronomie, für die die Lockerungen mit allerlei Auflagen verbunden sein werden. So muss ein Hygiene- und Abstandskonzept erstellt werden. Das werde aber wohl seitens Dehoga oder IHK begleitet, so Kückelmann. Aber ein solches Konzept sei eben nicht auf Freiluftveranstaltungen wie den Feierabendmarkt anwendbar. „Wir können da den Zugang nicht so ohne weiteres regulieren und Listen über die Besucher führen, um mögliche Infektionsketten nachvollziehbar zu machen.“ Auch die Frage, ob und wie ein Weihnachtsmarkt stattfinden kann, kann derzeit niemand beantworten.
Veranstaltungen müssen wirtschaftlich sein und den Besuchern noch Spaß machen
Am Ende müsse man sich als Veranstalter dann auch die Frage stellen, ob solche Dinge wirtschaftlich darstellbar seien, „und ob Veranstaltungen unter solchen Einschränkungen den Besuchern dann überhaupt noch Spaß machen“. Kückelmann glaubt, dass man – so lange es keinen Impfstoff gibt – ganz neue Formen von Veranstaltungen entwickeln müsse. Und das versuche er aktuell.
Intern, so berichtet Holger Czeranski, hätten sie das Stadtfest schon früher gecancelt und dies auch gegenüber Künstlern und Geschäftspartner kommuniziert. Schließlich habe man teils auch Verträge kündigen müssen. Das jedoch sei höhere Gewalt.
Bottroper Macher erfahren von Partner auch einen Vertrauensvorschuss
Stephan Kückelmann hat noch etwas beobachtet. Innerhalb der Branche gebe es in Teilen auch eine Solidarität. „Davon profitieren wir, weil wir schon lange dabei sind und verlässliche Partner sind.“ Er spricht in dem Zusammenhang von einem „Vertrauensvorschuss“, der ihnen in dieser Situation gewährt werde – verbunden natürlich mit der Erwartung, dass die Zusammenarbeit dann später fortgesetzt werde. „Letztlich sind wir ja vielfach auch alle voneinander abhängig“, bringt er es auf den Punkt. Veranstalter, Künstler und auch Anbieter entsprechender Hallen bräuchten einander ja auch weiterhin.
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Für Kückelmann und Czeranski geht es teilweise aber auch um die Existenz. Während bei Holger Czeranski die Veranstaltungen nur ein Standbein von mehreren ausmachen und er deshalb nicht komplett ohne Einnahmen dasteht, sieht es bei Kückelmann, der allein im Veranstaltungsbereich unterwegs ist, schwierig aus. Zuletzt wirklich Geld verdient habe er im Januar, räumt er ein. Derzeit gehe es für ihn auch darum, sich in der Krise weitere Standbeine zu schaffen, die sich mit seinem Kerngeschäft ergänzten. Da haber er aber schon Ideen, sagt er.
Bottroper planen schon Formate für die Zeit nach Corona
Außerdem haben die beiden die Zeit genutzt, um gemeinsam Ideen für weitere Veranstaltungen zu wälzen. Czeranski: „Einiges haben wir auch schon länger in der Schublade, hatten aber nie die Zeit, uns ausführlich damit zu befassen.“ Das sei nun anders gewesen. Aber Czeranski stellt auch klar, dass man vorbereitet sei, wenn es offiziell wieder losgehen darf. „Vielleicht starten wir dann mit einer großen After-Corona-Party.“
Klage über fehlende Perspektive
Stephan Kückelmann kritisiert, dass in der gesamten Diskussion immer nur über Großveranstaltungen gesprochen wird. Ihm fehle jedoch auch die Diskussion darüber, wie es mit „Nicht-Großveranstaltungen“ denn jetzt weiter gehe. Auch am Mittwoch sei darüber nicht gesprochen worden. „Mein Eindruck ist, dass das totgeschwiegen wird.“
Unter den gegebenen Hygienevorgaben und Kontaktbeschränkungen jedenfalls seien Veranstaltungen, wie sie bisher stattfanden, nur schwer vorstellbar.