Ruhrgebiet. „Wir im Revier“ unterstützt Menschen, die durch Corona in Not geraten sind. Hunderte freuen sich über Hilfe – weitere Vorschläge erwünscht!

So lange, so verzweifelt und so vergeblich sucht der Dortmunder einen Job, dass er die übliche Schlussformel auch unter seinen Hilferuf schreibt: „Wenn meine Bewerbung Ihr Interesse geweckt hat...“ Dabei geht es bei „Wir im Revier“ gar nicht um Interesse, es geht um pure Not. Die Hilfsinitiative fragt nicht nach Fähigkeiten, nicht nach Ausbildung oder Berufserfahrung, sie sucht sogar die Lücke im Lebenslauf: Sie unterstützt Menschen, die durch die Corona-Krise finanziell nicht mehr klarkommen. Hunderten konnte seit April bereits geholfen werden.

Der Dortmunder Student der Elektrotechnik hat aus dem Topf der gemeinsamen Initiative aus Stiftungen und Unternehmen im Ruhrgebiet 1000 Euro bekommen, den Höchstbetrag. Vor Corona finanzierte er sein Studium mit Umzugshilfen, seit März fällt alles weg. „Ich kann meinen Studienbeitrag nicht mehr bezahlen und meine Miete auch nicht“, schreibt der junge Mann.

Kein Computer für den digitalen Unterricht

Für Menschen wie ihn und die vielen anderen, die durch die Pandemie ihren Minijob verloren haben, in Kurzarbeit mussten, keine neue Anstellung mehr finden, haben Funke Medien NRW, zu der auch diese Zeitung gehört, und die Business Metropole Ruhr den Spendenfonds aufgelegt. Die Bedürftigkeit wird in jedem Fall geprüft, rund 340.000 Euro sind inzwischen ausgezahlt worden. Zusätzlich wurden 33 Mediengutscheine für Kinder und Jugendliche ausgegeben, die zuhause bislang keinen Computer hatten, um am „Homeschooling“ teilzunehmen.

Mehrere Lehrerinnen, etwa aus Witten oder Essen, erbaten solche Hilfe für ihre Schüler, Großeltern für ihre Enkelkinder. Eine Pädagogin stellte gar den Antrag komplett, weil die Mutter des Kindes nicht einmal selbst ein Smartphone besitzt. Finanzielle Hilfe floss an eine Familie in Bottrop, in der beide Elternteile in Kurzarbeit sind, an eine alleinerziehende Mutter in Dortmund, die ihrem Arbeitgeber einen Aufhebungsvertrag unterschreiben musste, an den Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, dessen Honorar auf weniger als 1000 Euro schmolz.

„Ihre Hilfe ist lebenswichtig für mich“

Ein Eventmanager aus Herten mit „Auftragslage null“ bekam Unterstützung, der sich fast für seine Bitte entschuldigte: „Ich bin dankbar, gesund zu sein und niemanden zu kennen, der ernsthaft erkrankt ist.“ Ein Musiker aus Essen, dem alle Konzerte abgesagt wurden. Ein Mann aus Duisburg, der durch Kurzarbeit 600 Euro weniger verdient, eine Freiberuflerin mit zwei Kindern aus Bochum, die keine Aufträge mehr hat, eine Frau aus Hamm, die klagte: „Ich bin gekündigt worden und mit meinen Rechnungen überfordert.“

„Wir im Revier“ hilft denen, die vom Staat (noch) keine Sozialleistungen bekommen. Denen, die zwar suchen, aber keine neuen Jobs finden. Denn die sind in der Krise kaum zu kriegen. Darunter leiden besonders viele Studenten, wie die inzwischen lange Liste der Anträge zeigt. „Ich kann manchmal nicht essen“, schreibt ein Studierender aus Essen, „Ihre Hilfe ist lebenswichtig für mich.“ Eine Lehramtsstudentin kurz vor dem Master-Abschluss, auf dem Arbeitsmarkt also dringend gebraucht, war kurz davor, ihr Studium abzubrechen, weil sie es nicht mehr finanzieren kann. Ein Kommilitone aus Bochum hat zwei von drei Jobs verloren, auch sein Fußballverein, bei dem er Jugendmannschaften trainierte, hat keine Arbeit mehr für ihn.

Viele haben ihr Konto überzogen, Beiträge gestundet, sich Geld geliehen

Viele Studierende sind auf kleine Jobs angewiesen: in der Gastronomie, der es nach wie vor schlecht geht. In den Fußballstadien, in die seit März keine Fans mehr kommen dürfen. Auf Messen, die nicht mehr stattfinden. Als Nachhilfelehrer, Schulbetreuer, Übungsleiter. In ihren Anträgen im Internet legen sie ihre Engpässe in Zahlen offen: „225 Euro Miete“, rechnet ein Bochumer vor, „161 Euro Versicherung, 145 Euro Schulden.“ Mancher hat sein Konto überzogen, viele haben sich Geld geliehen, Beiträge gestundet. „Man kann sagen“, notiert ein Student aus Essen, „ich überlebe.“ Sozialleistungen wie Hartz IV stehen Studierenden nicht zu.

Bei Caritas und Diakonie, die die Anträge prüfen, treffen jede Woche weitere Vorschläge ein. Trotzdem ist noch Geld im Topf. Also sagen Sie uns: Wer im Ruhrgebiet braucht Hilfe von „Wir im Revier“?

>>INFO: DAS IST DIE HILFSINITIATIVE „WIR IM REVIER“

Unter
www.wir-im-revier.de
können Sie Ihre Vorschläge machen, wer Hilfe bekommen soll.

Die Hilfsinitiative „Wir im Revier“ wurde von der Funke Mediengruppe NRW gemeinsam mit der Business Metropole Ruhr ins Leben gerufen. Mit dabei sind die Brost-Stiftung, die RAG-Stiftung und die Stiftung Mercator, der Regionalverband Ruhr, die Wohnungsunternehmen Vivawest und Vonovia, Thyssenkrupp Steel, der Bauunternehmer Goldbeck und die Buchhandlung Thalia Mayersche.

Sie alle haben großzügig Geld gegeben, um Menschen aus dem Ruhrgebiet zu unterstützen, die durch die Corona-Krise in wirtschaftliche Not geraten sind. Nachbarn, Freunde, Verwandte können Bedürftige über ein Formular auf der Internetseite vorschlagen. Caritas und Diakonie prüfen die Angaben und übernehmen die Auszahlung von bis zu 1000 Euro an jene, die ihren Job verloren haben, deren Minijobs es nicht mehr gibt, die in Kurzarbeit sind, die keine staatliche Unterstützung bekommen.

Zusätzlich gibt es in Kooperation mit der Firma Medion in Essen Gutscheine für Computer, Laptops und entsprechendes Zubehör für Familien, deren Kinder ohne solches Gerät nicht am digitalen Unterricht teilnehmen können. Solche Gutscheine können auch an Empfänger vergeben werden, die bereits Arbeitslosengeld oder Hartz IV beziehen.