Bottrop. Fahrradstreifen des Straßenverkehrsamtes haben Falschparker auf Rad- und Gehwegen im Blick. Auch Radler kommen nicht ungeschoren davon.

„Ein Paradebeispiel“, sagt Katja Brück und deutet auf den schwarzen Kleinwagen. Der steht im Einmündungsbereich der Bothenstraße. Dort sind kurze Schutzstreifen für Radfahrer eingezeichnet. Die dürfen die Einbahnstraße in beide Richtungen befahren, der kurze Streifen soll ihnen zumindest Sicherheit im Einmündungsbereich bieten. Für Autofahrer bedeutet das: Hier darf nicht geparkt werden. Der Fahrer des Peugeots kann sich auf ein Verwarngeld gefasst machen. Nadine Ofiarski leitet es entsprechend in die Wege und hält den Falschparker – genauer dessen Wagen – im Foto fest.

Auf dem kurzen Schutzstreifen für Radfahrer an der Bothenstraße dürfen Autos nicht parken.
Auf dem kurzen Schutzstreifen für Radfahrer an der Bothenstraße dürfen Autos nicht parken. © Matthias Düngelhoff

Die beiden Politessen sind als Fahrradstreife des Straßenverkehrsamtes unterwegs. Seit Ferienende setzt man dort auf das Dienstrad. „Wir wollen das zunächst für sechs Wochen testen, schauen, was es bringt und überprüfen, ob wir es in unseren normalen Dienstplan integrieren können“, erläutert Monika Werwer, Leiterin des Straßenverkehrsamts. Aufgabe der Fahrradstreifen sei es in erster Linie, auf Falschparker auf den Geh- und Radwegen zu achten. Was nicht bedeute, dass die Mitarbeiter bei anderen Vergehen die Augen schließen.

Ein Autofahrer parkt verbotenerweise auf einem Behoindertenparkplatz

Am Mittwochmorgen haben die beiden Politessen noch nicht viel zu tun. Die meisten Autofahrer parken korrekt, auch vor den Schulen ist diesmal alles ruhig. Von der Bothenstraße aus setzen Katja Brück und Nadine Ofiarski ihre Fahrt fort. Der Schutzstreifen entlang der Peterstraße ist ebenfalls frei, und auch an der Osterfelder Straße blockiert niemand den Radweg.

Ein Audi-Fahrer steht verbotenerweise auf einem Behindertenparkplatz. Auf Katja Brücks Ermahnung antwortet der Fahrer mit der Gegenfrage: „Wo soll man denn hier parken?“ Und außerdem wolle er nur eben Brötchen holen. Nun, zumindest das mit dem Parken ist einfach. Zwei weitere Parkbuchten, vielleicht zehn Meter entfernt, sind frei. Dort darf jedermann kostenlos parken. Der Audi-Fahrer fährt die paar Meter weiter.

Die Bottroper Streife auf dem Fahrrad ist flexibler als mit dem Auto

Die beiden Politessen treten wieder in die Pedale. Der Radweg an der Osterfelder Straße und entlang des Westrings steht am Mittwochmorgen mit auf dem Plan. Über die Schützenstraße geht es vorbei am Josef-Albers-Gymnasium. Der Schulstart verläuft an dem Morgen gesittet, die gefürchteten Elterntaxis sind zumindest jetzt gerade nicht da. Und auch vor der städtischen Kita an der Zeppelinstraße läuft alles in geordneten Bahnen.

Oberbürgermeister Bernd Tischler (r.) Dino Rühlemann, stellvertretender Leiter des Straßenverkehrsamts (l.) und Michael Lindner vom Bausbetriebshof montieren an der Osterfelder Straße in Bottrop ein Schild, dass Geisterradler warnen soll und sie auffordert, den Radweg auf der richtigen Seite zu nutzen.
Oberbürgermeister Bernd Tischler (r.) Dino Rühlemann, stellvertretender Leiter des Straßenverkehrsamts (l.) und Michael Lindner vom Bausbetriebshof montieren an der Osterfelder Straße in Bottrop ein Schild, dass Geisterradler warnen soll und sie auffordert, den Radweg auf der richtigen Seite zu nutzen. © Matthias Düngelhoff

Dass sie nun selbst mit dem Rad unterwegs sind, mache sie flexibler, sagt Nadine Ofiarski. Anders als mit dem Auto. „Bis wir dann einen Parkplatz gefunden haben, sind die Falschparker oft schon weg.“ Außerdem sei es sinnvoll, den Verkehr und auch die Verstöße aus der Perspektive der Radfahrer wahrzunehmen, sieht Katja Brück einen weiteren Vorteil.

Stadt Bottrop verstärkt ihre Kampagne gegen Geisterradler

Am Mittwochmorgen stehen nicht nur Falschparker im Fokus. Auch das Fehlverhalten von Radfahrern wird deutlich angesprochen – von der Polizei. Denn die ist für den fließenden Verkehr zuständig und nur die darf die Radler anhalten. Das Fahren auf der falschen Seite und das Fahren auf dem Gehweg sind nur zwei der Verstöße, die die Verkehrssicherheitsberater der Polizei diesmal fast im Minutentakt feststellen – vor allem an der Osterfelder Straße. Die Polizisten sprechen die Schüler an, und die sehen ihre Fehler auch ein. Gerade jetzt zum Schulstart achte man verstärkt darauf, sagt Rolf Schmidt.

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Was die Geisterradler angeht, startet die Stadt eine weitere Kampagne. Ebenfalls am Mittwochmorgen montieren städtische Mitarbeiter gemeinsam mit Oberbürgermeister Bernd Tischler Warnschilder entlang der Osterfelder Straße. Die sollen Geisterradler auf ihren Fehler hinweisen und ihnen die Gefahr deutlich machen, der sie sich und andere aussetzen. Zur Erinnerung: Am Sonntag erst wurde ein Radfahrer bei einem Unfall mit einem Taxi schwer verletzt. Zum genauen Unfallhergang äußert sich die Polizei in ihrer Unfallmeldung nicht, nur so viel: Der Radfahrer sei auf dem linken Gehweg unterwegs gewesen, er fuhr also auf der falschen Seite.

Auch am Heine-Gymnasium soll nun eine Hol- und Bringzone eingerichtet werden

Gemeinsam mit Vertretern von Polizei, Straßenverkehrsamt und ADFC war auch Tischler am Mittwochmorgen unterwegs. Die Gruppe machte einen Abstecher zur Gustav-Ohm-Straße. Dort, am Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG), sei er überrascht gewesen, wie viel Verkehr vor der Schule geherrscht habe, so Tischler. Die Verwaltung werde nun schnellstens ein Konzept vorlegen, um auch am HHG Hol- und Bringzonen einzurichten. Die gibt es bereits an einigen Grundschulen und auch am JAG. Dort können Eltern in einiger Entfernung zur Schule ihre Kinder absetzen, die dann die letzten Meter zu Fuß gehen. Das soll vor den Schulen für Entlastung sorgen.

ADFC begrüßt die Kontrollen

Der ADFC Bottrop hält die städtischen Fahrradstreifen für eine gute Entwicklung. Es sei wichtig, gegen diese Art von Verkehrsbehinderung gezielt vorzugehen, sagt der Bottroper ADFC-Vorsitzende Heinz Brockmann. In anderen Städten sei das schob viel länger üblich. Aus seiner Alltagserfahrung als Radfahrer stellt er auch eine These auf: „Ich glaube, diese Streifen finanzieren sich selbst“, sagt er nur halb im Spaß.

Das gleichzeitig auch Radfahrer für ihr Fehlverhalten geradestehen müssen sei da nur konsequent und ebenso gerechtfertigt, sagt der ADFC-Vorsitzende. Denn selbstverständlich gebe es auch Radler, die sich nicht an Regeln halten.