Bottrop. Wolfgang Fröhling hat für seine jüngste Serie „Doppelhaushälften“ vor allem den Bottroper Süden erkundet. Zu sehen im Pixelprojekt Ruhrgebiet.

Ungleiche Paare oder zweieiige Zwillinge: Wolfgang Fröhling ist wieder einmal mit der Kamera durch Bottrop gezogen und hat sich auf die Suche nach „Reviertypischem“ begeben. Für seine neue Serie „Doppelhaushälften“ war der Fotograf überwiegend im Süden der Stadt unterwegs, suchte die Zwillingsbauten der hiesigen Zechensiedlungen, die gar nicht wie Zwillinge daherkommen - und wurde fündig. Jetzt ist die Serie im „Pixelprojekt Ruhrgebiet 2020“ im Gelsenkirchener Wissenschaftspark zu sehen, einem schier unergründlichen Ort, der das frühere und heutige Ruhrgebiet nach allen Regeln der (Foto-)Kunst speichert.

Zum achten Mal sind Fröhlings Arbeiten beim Pixelprojekt dabei. Der 68-Jährige, der auch regelmäßig an der Jahresausstellung Bottroper Künstler im Quadrat teilnahm - 2016 erhielt er die Einzelausstellung - begibt sich immer wieder auch die Suche nach der Vergangenheit in der Gegenwart. Dem Charme aber auch der Melancholie des Vergehenden spürte er bei den heute abgetragenen Kohleaufschüttungen, den alten Vorratshalden, im Kanalbereich nach. Seine Tür-Bilder der Umbau-Provisorien vor alten Hauseingängen, die später zum ästhetisch fragwürdigen Dauerzustand mutierten, atmen immer auch etwas von einer gewissen Hemdsärmeligkeit bei hiesigen Umgang selbst mit eingetragenen Baudenkmälern.

Manchmal kommt der Fotograf auch zu spät

„Manches verschwindet eben, manchmal kommt man als Fotograf zu spät“, sagt Fröhling. Auch die von ihm abgelichteten Doppelhausfassaden in Batenbrock und anderen Stadtteilen sind nicht mehr, wie sie einmal waren. „Denkmalschützer mögen das anders sehen, aber ich empfinde diese teilweise richtig fantasievoll gestalteten und voneinander abweichenden Zwillingsfassaden als Hingucker“, sagt der Fotograf, der immer noch als Dozent zum Beispiel der Düsseldorfer Mediadesign Hochschule arbeitet.

Als im Vergleich zu anderen Städten reicher verziert empfindet Fröhling den Bottroper Zechenhausstil. Und für die Serie sucht er die frech gestalteten Exemplare aus, die mit dem Grundmaterial - natürlich Ziegel - spielen oder es frisch gereinigt gekonnt in Szenen setzen. Die Serie erscheint wie aus einem Guss. Stimmt.

Herbstzeit ist Fröhlings Fotozeit

„Ich brauche immer die gleichen Lichtverhältnisse, möglichst keine Laubbäume, was natürlich nicht immer klappt“, sagt Fröhling. Herbstzeit ist seine Fotozeit. Das diffuse Licht, der weißgraue Himmel, keine Autos: Bei Häusern in der Stadt, die nicht in der Fußgängerzone stehen, gar nicht so einfach. Paßstraße, Scharnhölzstraße oder der Welheimer Speckenbruch waren dieses Mal seine bevorzugten Jagdgründe.

Wer mehr sehen will: Bis 13. November im Wissenschaftspark, Munscheidstraße 14, 45886 Gelsenkirchen oder online auf: pixelprojekt-ruhrgebiet.de