Bottrop. 1030 Kinder sind in Bottrop eingeschult worden – wegen Corona ganz anders als gewohnt. Ein Besuch an der Albert-Schweitzer-Grundschule.
Die Schultüten sind kunterbunt und verheißungsvoll bepackt wie immer. Viele Mädchen tragen Kleider, manch Junge ein Hemd oder sogar einen Schlips, und alle einen Mund-Nasen-Schutz. Der Tag der Einschulung ist und bleibt ein besonderer. Daran ändert die Corona-Krise nichts. Sehr wohl aber an der Art, diesen zu feiern.
Nur Eltern sind als Gäste bei der Einschulung in Bottrop erlaubt
Insgesamt werden in Bottrop 1030 Kinder eingeschult, knapp 60 von ihnen an der Albert-Schweitzer-Schule. Sophia (6) hat sich mit ihren Eltern Sabine Hockertz und Daniel Wientges auf dem Schulhof an der Prosperstraße eingefunden. Mehr Gäste sind coronabedingt nicht erlaubt; keine Großeltern, keine Paten, höchstens noch jüngere Geschwister. Bunte, aufgemalte Blumen auf dem Pflaster zeigen den Familien, wo sie – mit Abstand – stehen können. „Herzlich willkommen“ ist ebenfalls mit Kreide vor dem mit Wimpeln und Aufstellern geschmückten Eingang zu lesen.
Sophia hat ihre Schultüte – ein glitzernder Meerjungfrauenschwanz – dabei, findet ihren grünen Mundschutz ganz in Ordnung und sagt ein wenig schüchtern „ja“ auf die Frage, ob sie sich denn auf die Schule freut.
Begrüßungslächeln hinter dem Mund-Nasen-Schutz
Sie kommt in die Klasse 1c, und für genau diese beginnt jetzt die kleine Einschulungsfeier unter freiem Himmel mit einer Melodie vom E-Piano. Herzlich begrüßt Schulleiterin Christiane Gosda die Schulanfänger und ihre Eltern: „Ich würde Ihnen zu gerne ein Lächeln schenken“, bedauert sie, dass die Maske genau dieses verbirgt.
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Und speziell zu den Kindern sagt sie: „Herzlich Willkommen ihr Lieben, schön dass Ihr da seid! Wir freuen uns auf Euch!“ Normalerweise starte die Einschulungsfeier mit einem (coronabedingt abgesagten) Gottesdienst, „aber ich bin ganz sicher, liebe Kinder, Gottes Segen wird euch trotzdem begleiten“. Sie lässt sich die „tollen Schultüten“ zeigen und ruft schließlich jedes Kind einzeln nach vorne zur Klassenlehrerin.
Die in der Struktur vorgegebenen Feiern klassenweise versetzt; das Fehlen von sonst üblichen Willkommensaktionen der älteren Schüler; kein Gebäck und keine Getränke für die Eltern, während sie die erste Unterrichtsstunde ihrer Kinder diesmal außerhalb des Schulgeländes abwarten; vielleicht auch die Sorge um die Gesundheit ihrer Kinder: Das alles sorgt insgesamt für eine verhaltene Stimmung auf dem Schulhof. Das bestätigt Christiane Gosda: „Man merkt, dass die Stimmung ein bisschen anders ist als sonst. Vielleicht dadurch, dass man die lachenden Gesichter durch die Masken nicht sieht.“ Sonst werde auch gesungen und getanzt. Und: Die Kinder sehen ihre Mitschüler zum ersten Mal, Schnupperbesuche in der Grundschule waren diesmal nicht möglich.
Später kommt die ganze Familie zum Grillen, um die Einschulung zu feiern
Auch Daniel Wientges hatte sich den Tag anders vorgestellt: „Eigentlich hätte jetzt die ganze Familie dabei sein sollen. Aber dafür sind später alle da, wenn wir Sophias Tag beim Grillen feiern!“
Als die Erstklässler mit Klassenlehrerin Janina Blonski dann in ihren Klassenraum hochgehen, wird’s gleich munterer in der kleinen Schar - und an ihrem Sitzplatz angekommen, dürfen die i-Dötze auch endlich ihre Masken abnehmen.
Während Sophia und ihre neuen Mitschüler aus der 1c also ihre erste Schulstunde erlebt, kommen die früher gestarteten Kinder der 1a schon wieder aus dem Gebäude. Ömer zum Beispiel, der seine erste Stunde „schön“ fand und der nun erst einmal mit der Familie in Ruhe zu Hause frühstückt. Oder Nasim, dessen Mutter Hanane Amjhad von den älteren Kindern der Familie andere Einschulungsfeiern gewohnt ist – mit Freunden, Tanten. Ihr Plan heute noch? „Wir gehen mit der Familie essen.“
Einschulungsfotos vor einer Klapptafel auf dem Schulhof
Das Beste aus der Situation rausholen – dabei hilft auch, dass auf dem Hof eine Klapptafel mit der Aufschrift „Mein erster Schultag“ steht. Sie wird für Handy-Schnappschüsse rege genutzt. Das ersetzt das obligatorische Erster-Schultag-Foto vor einer Tafel im Klassenraum.
Mit dem Start des Regelunterrichts nach den Sommerferien, der für die restlichen Grundschüler ja schon am Mittwoch begann, ist Christiane Gosda zufrieden: „Alle Kinder und Eltern sind besonnen damit umgegangen. Man merkt, dass die meisten die AHA-Regeln praktizieren.“ Also das Abstand halten, Hygieneregeln beachten und Alltagsmasken (außerhalb des Unterrichts) tragen.
Gruppen überschaubar halten
Die Schülergruppen in den Grundschulen und in der offenen Ganztagsbetreuung dürfen grundsätzlich wieder durchmischt werden. Für die Albert-Schweitzer-Schule hält Christiane Gosda dennoch fest: „Überall, wo es möglich ist, bilden wir klassenbezogene Gruppen.“ Um mit Blick auf Corona die Kontakte untereinander möglichst überschaubar zu halten.
In den großen Pausen teilen sich dort im Wechsel jeweils die erste und die zweite sowie die dritte und die vierte Klasse den Hof. Was das Personal angehe, „sind wir in der glücklichen Situation, dass wir die Stundentafel komplett abdecken können“, so die Schulleiterin.