Bottrop. 2017 wurde das alte Hölschersche Wegekreuz demoliert. Nun ließen Anwohner den zerstörten Korpus aber auch die Balken fachgerecht wiederherstellen.
Ludger Koch ist mit dem alten Hölscherschen Wegekreuz mehr oder weniger aufgewachsen. Um so empörter war der Unternehmer von der Sterkrader Straße, als vor gut drei Jahren die alte religiöse Landmarke des Viertels nur noch ein trauriger Torso war. Das Wegekreuz dort wo Sterkrader Straße und Heidenheck aufeinanderstoßen hatte die Christusfigur verloren. Genauer gesagt: „Es hingen nur noch die Gliedmaßen an den hölzernen Balken, der Korpus selbst war verschwunden“, so Koch. Sei aber bei genauerem Hinsehen im Buschwerk wieder gefunden worden.
Zum Glück, denn so konnte das historische Kreuz gerettet werden. Dafür hatten sich eine ganze Reihe von Nachbarn, deren Familienmitglieder und Freunde eingesetzt, die das wiederhergestellte Kreuz nun am vergangenen Wochenende wieder aufstellen konnten.
Auch ein Stück Heimat
„Als Kind vom Heidenheck hat mir etwas gefehlt, das Wegekreuz erinnert ja nicht nur an die ländliche Vergangenheit und die Verwurzelung im Glauben, ich habe das festlich geschmückte Kreuz noch als Segensstation bei Prozessionen erlebt, sondern ist ja auch ein Stück Heimat.“ So sieht es jedenfalls nicht nur Ludger Koch. Auch Mitstreiter Christoph Ostgathe und viele Leute, die in dem ruhigen und noch von Nachbarschaft geprägten Viertel zwischen Innenstadt und Fuhlenbrock leben, wollten „ihr“ Kreuz wiederhaben.
Es war höchstwahrscheinlich Vandalismus
Manche sagen, das Kreuz sei altersschwach gewesen oder ein Unfall habe die Zerstörung verursacht. Aber wer die fast exakten Abtrennungslinien der Arme und Beine am Korpus gesehen hat, wird sicherlich anderes vermuten, so auch Koch und Ostgathe. Dann haben die Nachbarn, nicht zuletzt auch animiert durch eine Spende in vierstelliger Höhe, angepackt: Die Einzelteile des bleiernen Korpus, der wohl noch aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt, kamen in eine Fachwerkstatt nach Rhede. „Dort entfernte der Meister nicht nur viele alte Farbschichten, zuletzt war der Christus ja weiß bemalt, sondern entdeckte auch winzige Reste einer Vergoldung“, berichtet Christoph Ostgathe. Man vermutet daher, dass der schöne, ausdrucksstarke Korpus vielleicht sogar einmal für einen geschlossenen Raum gearbeitet wurde. Alle Beteiligten hätten sich dann aber entschieden, den Korpus naturbelassen, also in bleigrau, wieder anzubringen.
Dafür sind die überarbeiteten Kreuzbalken heute in einem Rotton gehalten, vom dem sich der Korpus optisch absetzt. Die Sanierung des Holzkreuzes wird wohl die Pfarre übernehmen, wie Propst Jürgen Cleve gegenüber den engagierten Gemeindemitgliedern angedeutet hat. „Denn schließlich ist die Pfarre ja auch Eigentümerin des Kreuzes, während die Fläche, auf der es steht in städtischem Besitz ist“, so Christoph Ostgathe.
Zeitpunkt und Form der Einweihung noch unklar
Die Pfarre hatte bereits 1927 das Kreuz erneuert, den alten Korpus aber restauriert. Später sorgten immer wieder Bottroper Malermeister ehrenamtlich für die Erneuerung des Anstrichs. „Das war auch jetzt wieder durch einen Maler aus Fuhlenbrock der Fall, so Ostgathe. den Aufbau am 1. August haben Nachbarn, Familienmitglieder und Freunde gestemmt - natürlich für Gotteslohn.
Jetzt bleibt nur noch zu überlegen, wann und in welchem Rahmen das alte Hölschersche Kreuz wieder eingeweiht werden kann. Von einer coronagemäßen Mini-Feier nur mit Nachbarn und Beteiligten oder später einer großen Prozession mit Vereinen, Andacht, Predigt von St. Cyriakus zum Heidenheck oder umgekehrt ist vieles möglich.