Bottrop. . Verstopfte Gullys, zugewucherte Spielplätze. Auch bei der Grünpflege in der Stadt wird gespart. Was man sieht. Ein Kommentar von Michael Friese.
Die Auswirkungen des Rotstifts sind nicht mehr zu übersehen. Parkanlagen, die einst als Wohlfühloasen angelegt wurden, erhalten nur noch das Nötigste an Pflege, das Grün entlang der Straßen wuchert monatelang so ungestört, dass es Verkehrsteilnehmern bisweilen die Sicht nimmt, Sitzflächen von Bänken sind verschmutzt oder zugewachsen, dass dort niemand mehr Platz nehmen mag. Gullys stecken randvoll mit Laub und Straßendreck, dass es aus ihnen sprießt und sie kein Regenwasser mehr aufnehmen.
Gehen dann doch zwischendurch Mähmaschinen über hochgewachsene Grasflächen, tritt ein Müll zutage, dessen Menge nur noch erstaunt. Drei Ursachen kommen zusammen: Der Wegwerfmüll (Coffee To Go) hat eine aberwitzige Größenordnung erreicht; Sauberkeit als Tugend zu betrachten scheint aus der Mode zu kommen - wenn nicht allgemein, so doch auffällig in Kreisen mit wenig Sinn fürs Gemeinwohl; und wo bereits Dreck liegt, gesellt sich bekanntlich gern neuer hinzu.
Die Reaktion der Leser spricht für sich
Die Reaktionen aus der Leserschaft auf den redaktionellen Aufruf, vernachlässigte Ecken zu nennen (3. Lokalseite), sprechen eine klare Sprache: Sie erwartet von ihrer Stadtverwaltung, das gemeinsame Eigentum instand zu halten und zu pflegen. Da interessiert es wenig, wie Behörden und städtische Gesellschaften ihre Zuständigkeiten geregelt haben. Was zählt, sind neue Konzepte zur Beseitigung des städtischen Pflegenotstands. Dies ist ebenso wenig trivial wie nebensächlich, so dass die Idee naheliegt, es zur Chefsache zu machen.
Bottrop ist bei weitem nicht die einzige Stadt im Ruhrgebiet, die sich ihre Aufenthaltsqualitäten langsam kaputt spart. Der Zusammenhang mit der schwachen politischen Lobby der Region ist schon lange offensichtlich. Es hilft aber nichts, auf den großen Wurf zu warten. Lokales Handeln ist jetzt gefragt. Warum nicht auch als Vorreiter oder in ganz anderen Netzwerken?