Steinkohlebrocken aus Bottrop liegen im Arbeitszimmer des Bundespräsidenten und selbst in einer Kirche im Revier.

Kohle aus Kirchhellen ist erinnert unter anderem in Berlin, Bochum und in Dortmund an eine längst vergangene Ära. Auch Großgeräte und Utensilien aus dem Bottroper Bergbau sind längst schon museumsreif. Dabei wagte erst vor 60 Jahren der damalige Rheinstahl-Konzern den Sprung nach Norden und damit nach Kirchhellen.

Die Entscheidung, die drei Grubenfelder unter Kirchhellen abzubauen, fiel bereits Mitte der 1950er-Jahre im neuen Rheinstahlhaus am Gleiwitzer-Platz. Dort wurde beschlossen, die ergiebigen Kirchhellener Kohlelagerstätten zu erschließen. 400 Millionen Tonnen Schwarzes Gold wurde hier vermutet. So erfolgte ab 1958 der Bau der Schachtanlage Prosper IV, 18 Jahre später – ab 1976 – folgte der Schacht 10 am Alten Postweg. Er sicherte, wie der 1986 in Betrieb genommene Schrägschacht von Prosper II das Überleben der Großanlage.

Hobel wurde Erinnerungsstück für Schalke 04

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte fanden immer mehr Politiker, Prominente oder Bergbauinteressierte den Weg nach Kirchhellen, um sich die Gewinnung der Steinkohle hautnah mitzuerleben. Doch das Ende des deutschen Steinkohlenbergbaus rückte unaufhaltsam näher: In Kirchhellen gab es im Bereich der neuen 7. Sohle zuletzt noch zwei Abbaubetriebe. Der Hobelbetrieb in der Bauhöhe 373 in Flöz N wurde so im August 2018 eingestellt. Der mächtige Hobel wurde danach geborgen und schließlich als blauweißes Erinnerungsstück dem Knappen-Club FC Schalke 04 überlassen.

Im Walzenstreb von Zollverein 1/ 2 in der Bauhöhe 124 wurde aber noch bis September weiter gefördert. Dann wurde hier offiziell die Förderung eingestellt, denn Prosper-Haniel hatte inzwischen die vorgesehene Jahresfördermenge von 1,8 Millionen Tonnen erreicht. Das letzte Schwarze Gold aus Kirchhellen ist aber längst zu einem begehrten Souvenir geworden.

Sieben Kilo schwerer Brocken für Steinmeier

Der Förderturm der Zeche Prosper V mit Schacht 10 am Alten Postweg.
Der Förderturm der Zeche Prosper V mit Schacht 10 am Alten Postweg. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

So überreichte Steiger Jürgen Jakubeit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während der Abschiedsfeier vom Deutschen Steinkohlenbergbau in Bottrop Ende Dezember 2018 einen dicken Kohlebrocken als Erinnerungsgeschenk. „Das ist ein Stück Geschichte, das hier hier in den Händen halte, sagte der Bundespräsident die frühere NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hatte Tränen in den Augen, als der Steiger den sieben Kilogramm schweren Kohlebrocken Steinmeier übergab. Der Bundespräsident ließ das historische Kohlestück schließlich im Berliner Schloss Bellevue aufstellen.

Im Bochumer Bergbaumuseum begrüßt ein sieben Tonnen schwerer schwarzer Brocken aus Kirchhellen die Besucher, und in der Dortmund-Huckarder Kirche erzählt Pfarrer Michael Ortwald von der St. Urbanus-Gemeinde seinen Gläubigen unter dem schönen Kirchenfenster mit dem Motiv der Heiligen Barbara oft und gerne die Herkunftsgeschichte des Kohlestücks, das dort einen Ehrenplatz hat.

Auf dem Zechenplatz gelagert

Steinkohle war bis zum 13. September 2018 im Grubenfeld von Schacht 10 abgebaut worden. Die Walze, die die letzte deutsche Kohle aus dem Flöz H schnitt, wurde ebenfalls ausgebaut und danach auf dem Zechenplatz gelagert. Viele Bergleute von Prosper-Haniel sind sich aber einig: Auch die Walze gehört eigentlich in ein Museum.