Bottrop. Durch den Schrägschacht auf der geschlossenen Zeche Prosper II führen jetzt Wasserrohre in die Tiefe. Das machte den Förderberg so besonders.

Der Bottroper Förderberg ist dicht. Am Freitag wird der Schrägschacht auf der früheren Zeche Prosper II ebenerdig verfüllt sein. "Für die Ewigkeit", betont Stefan Rossbach. Noch fließt auf den letzten Metern in einer Tour Beton die Schräge hinab. So dünnflüssig kommt der Baustoff aus dem Schlauch am Hallenboden, als wäre es hellgraues Wasser. Etwa 26.000 Kubikmeter Beton werden die Männer um Rossbach bis Freitag alles in allem in den Schacht gepumpt haben, um ihn für immer dichtzumachen.

Kohle kann hier schon länger niemand mehr über Tage holen. Große Wasserrohre führen stattdessen jetzt durch den Beton den Schacht hinab. "Der alte Förderberg dient künftig als Reservestandort für die Grubenwasserhaltung der RAG", erklärt Stefan Rossbach, der Bereichsleiter für die Grubenwasserhaltung ist. Auch nach dem Ende der Kohleförderung muss die RAG dafür gerade stehen, dass das Grubenwasser sich nicht mit dem darüber liegenden saubereren Grundwasser mischt.

In Bottrop für alle Ewigkeiten kein Zugang mehr

Kurz vor Jahresbeginn hatte die RAG damit begonnen, den Schrägschacht auf der Zeche Prosper II zu verfüllen. Dazu wurde etwa in der Mitte des Förderbergs ein Damm eingebaut, bis zu dem der Beton hinablief. Gut die obere Hälfte der Förderbergstrecke sei mit Beton angefüllt. "Da ist nun für alle Ewigkeiten kein Zugang mehr möglich", sagt Stefan Rossbach. Schacht 9 auf der alten Zeche Prosper IV in Grafenwald und Schacht 10 auf Proper V in Kirchhellen sind auch schon verfüllt. Zuletzt wird die RAG dann den Schacht auf der Zeche Prosper-Haniel dichtmachen. Ende des Jahres werde das so weit sein, erklärt Sprecher Michael Sagenschneider.

Keiner dieser Schächte besaß für den Bottroper Steinkohlebergbau allerdings eine so große Bedeutung wie der Förderberg auf der Zeche Prosper II. "Es war der erste Schacht, der schräg in die Tiefe ging", erläutert RAG-Sprecher Christof Beike. Durch diesen Schrägschacht kam die geförderte Kohle aller Bottroper Zechen schließlich zentral auf der Zeche Prosper II über Tage. In Spitzenzeiten wurden so auf Prosper II 2000 Tonnen Kohle pro Stunde gefördert. "Der Rekord lag bei 50.000 Tonnen am Tag", erinnert sich Ex-Bergwerkssprecher Michael Sagenschneider.

Ein gigantisches Förderband brachte Kohlen über Tage

Ein gigantisches Förderband transportierte die Kohlen nach oben. Der Fördergurt war 7600 Meter lang und 800 Tonnen schwer. "Er war der bis dahin stabilste Gurt der Welt. Er hätte drei abhebende Jumbojets gleichzeitig am Boden halten können", schwärmt RAG-Sprecher Christof Beike noch heute von dem kilometerlangen Kraftpaket. Der Förderberg insgesamt sei in seiner Dimension einzigartig im europäischen Steinkohlenbergbau gewesen.

"Der Förderberg brachte aber auch einen großen ökologischen Vorteil mit sich", betont Stefan Rossbach. Denn mit seinem gigantischen Förderband wurden die Waschberge, das von der Steinkohle getrennte Gestein, unter Tage bis zur Zeche Prosper-Haniel transportiert und dort auf die Halde geschüttet. "Sonst hätten unzählige Lastwagen Tag für Tag die Berge durch Bottrop fahren müssen", macht Rossbach klar.

Der Förderberg sicherte dem Pütt die Existenz

Der Förderberg sicherte dem Bottroper Bergwerk bis zum Schluss das Überleben, weil mit ihm die Kohleförderung in Bottrop wirtschaftlicher geworden war. "Der Förderberg war letztlich der Grund dafür, dass Prosper-Haniel erst als letztes Bergwerk geschlossen wurde", unterstreicht Christof Beike. Doch am Freitag ist der Förderberg endgültig nur noch Bergbaugeschichte.

>>> Der Bottroper Förderberg war 1985 aufgefahren worden und ging am 3. November 1986 in Betrieb. Er war etwa 3,7 Kilometer lang und setzen unter dem Bottroper Stadtteil eigen an. Der Schrägschacht hatte eine Neigung von 21 Prozent. Der Förderberg verband die 5. Sohle in 768 Metern Tiefe mit der Kohleaufbereitung auf der Zeche Prosper II.

Im Saarland wurde Mitte der 1970er Jahre ein 3,5 Kilometer langer Schrägschacht gebaut: der Barbarastollen. Er überwand einen Höhenunterschied von 610 Metern. Sein Förderband transportierte 1400 Tonnen pro Stunde.