Bottrop . Wir haben in NRW wegen Corona weniger Kriminalität, meldet der Innenminister. Die Bottroper Zahlen zeigen aber: Es gibt auch Anstiege.

Die Zahl der Straftaten ist in NRW durch die Corona-Pandemie um 23 Prozent gesunken, meldet Innenminister Herbert Reul. Dieser Trend gilt auch für Bottrop. Mit zwei Ausnahmen: Straftaten zum Nachteil von Senioren sind im März hochgeschnellt: Betrüger waren unterwegs mit dem „Enkeltrick im weißen Kittel“, wie Reul die Masche nennt. Und: Die Anzeigen wegen häuslicher Gewalt lagen im März und April deutlich über den Vorjahreswerten.

Fünf Deliktgruppen, die auch der Innenminister hervorgehoben hat, haben die Auswerter im Polizeipräsidium Recklinghausen genau unter die Lupe genommen: Wohnungseinbrüche, Taschendiebstähle, Taten gegen Senioren, Raubüberfälle und häusliche Gewalt (siehe Tabelle).

Stärkerer Rückgang als im Landestrend

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist in Bottrop noch stärker gesunken als im Landestrend (minus 39 Prozent). Das hatte sich schon Ende März abgezeichnet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast halbiert. Kein Wunder: Wenn die Menschen daheim bleiben müssen, steigt das Risiko für Einbrecher. Damit setzt sich der Rückgang der Einbruchszahlen aus dem Vorjahr fort. Schon 2019 lag die Zahl der Wohnungseinbrüche auf dem niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre.

Das dürfte aber bedeuten, dass Kriminelle sich neue Betätigungsfelder suchen, hatte Kripochef Jürgen Häusler schon bei der Vorlage der Kriminalitätsstatistik Anfang März gewarnt. Sie könnten zum Beispiel umsteigen auf Trickbetrug bei Senioren.

Falsche Coronatester in Bottrop unterwegs

red. Bottrop    
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Genau dieses Delikt hatte zu Beginn des Lockdowns Konjunktur. 15 Fälle registrierte die Polizei im März, in denen sich Trickbetrüger als falsche Coronatester oder als angebliche Verkäufer von Coronatest Zugang zu den Wohnungen von Senioren zu verschaffen suchten. Eine besonders perfide Masche meldete die Diakonie im Mai. Sie warnte vor einem Mann, der in Bottrop an der Haustür Besen und Bürsten verkaufe. Mit dem Kauf würden die Bürger die Bottroper Werkstätten unterstützen, denen es derzeit wegen der Coronakrise so schlecht ginge.

Die Anzeige zu häuslicher Gewalt sind in Bottrop im März und April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen, sanken im Mai und Juni aber wieder deutlich unter den Vorjahreswert.