Bottrop. Wenigstens eine gute Seite hat der Stillstand des öffentlichen Lebens in Bottrop. Die Leute bleiben daheim, die Einbrecher bleiben weg.

Wer lange genug sucht, findet auch die guten Seiten der Corona-Krise. Seitdem die Bottroper dringend aufgefordert sind, bloß daheim zu bleiben und soziale Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, sinkt die Zahl der Wohnungseinbrüche deutlich. Das Gleiche passiert übrigens auch bei den Unfallzahlen, meldet die Polizei.

Die Zahl der Unfälle sinkt, meldet die Polizei.
Die Zahl der Unfälle sinkt, meldet die Polizei. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Die Zahl der Unfälle auf Bottroper Straßen ist mit dem Rückgang des Verkehrs in den letzten Tagen merklich zurückgegangen, sagt Polizeisprecher Michael Franz. Am Montag hatte es genau eine Kollision eines Autos mit einem Moped auf der Gladbecker Straße gegeben. Beobachtungen wie in Essen, wo leere Straßen offenbar Fahrer zu Tempoverstößen anregen, haben die Beamten in Bottrop noch nicht gemacht. „Aber wir halten natürlich die Augen offen“, sagt Franz.

Ein Blick aufs Einbruchsradar

Auch die Zahl der Einbrüche sinkt. „Die Bürger können das nachverfolgen, wenn sie auf unser Einbruchsradar schauen“, sagt Michael Franz. Seit 2016 veröffentlicht die Polizei jeden Donnerstag eine Karte für Bottrop und Gladbeck, auf der die letzten Einbruchsorte verzeichnet sind. In der Karten mit den Taten vom 19. bis zum 25. März finden sich in beiden Städten nur je ein versuchter und vollendeter Einbruch. „Das ist zwar nur eine Momentaufnahme, zeigt aber den Trend.“

Für die Experten der Polizei ist diese Entwicklung keine Überraschung. „Einbrecher suchen erfahrungsgemäß keine Konfrontation“, sagt Franz. „Wenn die Täter damit rechnen müssen, dass viele Leute daheim sind, werden sie eher keine Einbruchsversuch unternehmen.“

Trickbetrug statt Einbruch

Das heißt allerdings nicht, dass sie die Finger von Straftaten lassen. Das hatte schon der kommissarische Kripochef Jürgen Häusler betont, als er die weiter gesunkenen Einbruchszahlen für das Jahr 2019 vorstellte: „Die Täter werden sich andere Betätigungsfelder suchen.“

Zum Beispiel den Trickbetrug. Die Polizei und das Netzwerk „Zuhause sicher“ erneuern ihre Warnung vor Betrügern, die die Corona-Krise für neue Tricks missbrauchen. Auch in Bottrop waren schon falsche Coronatester und Prospektverkäufer unterwegs.

Unter dem Vorwand, Bewohner auf das Virus testen zu wollen, versuchen sich Betrüger Zugang zum Haus zu verschaffen. Auch der altbekannte „Enkeltrick“ bekommt einen neuen Schliff: Trickbetrüger rufen bei älteren Menschen an und gaukeln ihnen vor, ein Enkel oder Verwandter zu sein, der sich infiziert hat und Geld für teure Behandlungen braucht. Ein „Bekannter“ werde das Geld oder Wertgegenstände abholen kommen.

Polizei rät zu „gesundem Misstrauen“

Polizei: Unbekannte nicht in die Wohnung lassen

Bei Täuschungsfällen an der Haustüre versuchen es Kriminelle nicht nur als falsche Coronatester oder Polizisten. Die Liste der Berufe ist lang, so die Polizei, und umfasst Mitarbeiter der Elektrizitäts- oder Wasserwerke, Handwerker, Heizkostenableser oder Postzusteller.

Bei unbekannten Personen vor der Haustür gilt: „Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung. Sie sind grundsätzlich nicht verpflichtet, jemanden unangemeldet in die Wohnung zu lassen“, informiert die Polizei.

In allen Fällen rät die Polizei zu einem gesunden Misstrauen gegenüber Fremden auf der Straße oder an der Haustür. Die Beamten empfehlen zudem: Niemals persönliche Daten oder Geld weitergeben. Die Bürger sollten nur Freunden, Nachbarn und Bekannten vertrauen, wenn diese Hilfe anbieten. Und: Umgehend den Notruf 110 wählen, wenn derartige Personen telefonisch oder persönlich Kontakt aufnehmen. Betroffene sollten das Gespräch beenden und das Telefon auflegen, um dann neu zu wählen. Damit gerade ältere Menschen geschützt werden, sollten Angehörige oder Bekannte mit ihnen über die Methoden der Trickbetrüger sprechen.

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