Bottrop. Mit 165 Taten hat die Zahl der Wohnungseinbrüche den tiefsten Stand der letzten zehn Jahre erreicht. Polizei mahnt trotzdem: Seid wachsam!

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre gesunken. 165 Fälle zählte die Polizei, im Jahr 2012 waren es noch mehr als dreimal so viele. Gestiegen ist die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Der kommissarische Kripochef Jürgen Häusler geht aber davon aus, dass nicht die Zahl der tatsächlichen Übergriffe gestiegen ist, sondern sich das Anzeigeverhalten geändert hat. Außerdem werden sexuelle Beleidigungen seit einer Gesetzesänderung 2017 ebenfalls als Sexualstraftaten gezählt.

Den weiteren Rückgang der Wohnungseinbrüche nimmt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen mit Genugtuung zur Kenntnis. Weil sie weiß, wie sehr jeder einzelne Einbruch die Privat- und Intimsphäre der Opfer verletzt und wie sehr Einbrüche das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger beeinträchtigen.

Polizeipräsidentin: Wir reagieren auf Brennpunkte

Sie weiß aber auch, dass die Polizei große Anstrengungen gemacht hat, um die Zahl der Einbrüche durch bessere Sicherungsmaßnahmen an Türen und Fenstern zu senken. „Die deutliche Senkung der Wohnungseinbrüche basiert unter anderem auch auf unseren verstärkten Maßnahmen“, sagt sie. „Wir werden an unseren bewährten Konzepten, wie zum Beispiel den Aktionstagen gegen Wohnungseinbrüche, festhalten. Auch weiterhin werden wir schnell und unmittelbar auf Brennpunkte reagieren, um dem Sicherheitsbedürfnis der Bürgerinnen und Bürgern gerecht zu werden.“

Und der kommissarische Kripochef Häusler appelliert: „Jeder einzelne Einbruch ist immer noch einer zuviel. Ich möchte die Bürger nochmals ermuntern, sich bei unserer Fachdienststelle zu den Möglichkeiten des Einbruchschutzes kostenlos beraten zu lassen. Gleichzeitig bitte ich sie, verdächtige Beobachtungen unverzüglich über den Notruf 110 zu melden. Mit gemeinsamen Anstrengungen können wir die Fallzahlen in diesem Deliktfeld eindämmen.“

Weniger Taschendiebstähle

Häusler geht aus Erfahrung nicht davon aus, dass die Einbrecher durch die Anstrengungen der Polizei auf den Pfad der Tugend zurück geführt wurden. Er weiß, dass sie ausweichen auf andere Regionen und andere Straftaten ausweichen. „Sie werden sich andere Betätigungsfelder suchen.“ Mit Blick auf die wachsende Zahl von Betrugsversuchen am Telefon besonders an Senioren vermutet er, dass ein Teil der Täter inzwischen als falsche Polizisten oder mit dem Enkeltrick unterwegs sind.

Eine weitere gute Nachricht aus Sicht der Polizei: In Bottrop ist die Zahl der Taschendiebstähle (160) noch einmal zurück gegangen. Vor zwei Jahren gab es noch 231 Fälle. Damit liegt Bottrop deutlich besser als der Trend im Bereich des gesamten Polizeipräsidiums: Dort liegen die Zahlen „in den letzten fünf Jahren auf fast gleichem Niveau“.

Weniger Straßenkriminalität

Seit fünf Jahren rückläufig ist in Bottrop die Straßenkriminalität, von 2316 auf 1644 Fälle. Unter diesem Begriff fast die Polizei alle Straftaten zusammen, die im öffentlichen Raum geschehen: Raub, Körperverletzung auf offener Straße, Auto- und Fahrraddiebstahl, Sachbeschädigungen. Hier zeigt sich, dass der Rückgang der absoluten Zahlen nicht unmittelbar durchschlägt auf das Sicherheitsgefühl der Bürger. Die hatten vor allem rund um die Innenstadt den Eindruck, hier habe sich Kriminalität zuletzt massiert. Deshalb ist die Polizei dort seit Dezember schon zum fünften Mal gemeinsam mit dem Ordnungsdienst zu Schwerpunktkontrollen ausgerückt.

Polizei zählt in Bottrop mehr Sexualstraftaten

Die Zahl der Sexualstraftaten ist in Bottrop von 77 (2018) auf 121 (2019) gestiegen. Gleichzeitig hat sich die Aufklärungsquote deutlich erhöht auf fast 85 Prozent. Dafür gibt es mehrere Gründe, sagt der kommissarische Kripochef Jürgen Häusler. Seit einer Gesetzesänderung 2017 zählen darunter auch sexuelle Beleidigungen. Dazu komme eine deutlich gestiegene Anzeigebereitschaft nicht nur der Opfer, sondern auch von Zeugen: „Wir hellen viel mehr auf als früher.“

Insgesamt beobachtet er eine deutlich gewachsene Sensibilisierung für sexuelle Übergriffe: „Heute gehen Frauen den Weg zur Anzeige des Täters öfter als früher.