Bottrop. Tanzstudio-Inhaber Ralf Jörgens hört nach 21 Jahren mit lachendem und weinendem Auge auf. Der Bottroper hat gute Gründe für seine Entscheidung.

Im Tanzstudio Jörgens hat es ist ausgetanzt. Nach 21 Jahren hört Inhaber Ralf Jörgens auf. Am 30. Juni schließt er seine Tanzschule an der Hochstraße.

Zahlreiche Tänzer und Paare legten eine flotte Sohle aufs Parkett bei Walzer, Discofox oder Hip-Hop. Das Tanzstudio feierte Erfolge wie die deutsche Meisterschaft im Formationstanz. Unzählige Bräute und Bräutigame lernten die notwendigen Schritte für den Eröffnungstanz am schönsten Tag ihres Lebens. Es gab die Zusammenarbeit mit Tänzer und Choreograf Detlef D! Soost („Popstars“, Pro Sieben). Noch heute ist Jörgens mit ihm privat befreundet. Tänzerinnen und Tänzer des Bottropers begleiteten die verschiedenen Sänger und Bands auf den Bühnen bei Music-Shows wie „The Dome“, „Echo“ oder „Top of the Pops“.

Das Ehepaar Jörgens verlässt die Tanzfläche

Nun verlässt das Ehepaar Jörgens die Tanzfläche. Schweren Herzens haben sich er und seine Ehefrau Kirsten zu diesem Schritt entschlossen. „Es war keine leichte Entscheidung, aber die einzig logische“, sagt Ralf Jörgens. Er hört auf mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Beide tragen sich schon seit zwei Jahren mit dem Gedanken, aufhören zu wollen. Sie standen vor der Wahl, entweder wie bisher mit dem gleichen zeitlichen Aufwand die nächsten Jahre weiterzumachen oder einen Schlussstrich unter diesem Lebensabschnitt zu ziehen.

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In den letzten Jahren bestimmte eine Sieben-Tage-Woche, Stress und viele Veranstaltungen den beruflichen Alltag. Ehefrau Kirsten arbeitet als Grundschullehrerin, nachmittags kümmerte sie sich um die Kinderkurse. An den Wochenenden übernahmen beide die Paarkurse.

Die Studio-Leitung entwickelte sich zur Vollzeitbeschäftigung

Ralf Jörgens studierte zunächst auf Lehramt, ehe er 1999 die Tanzschule in der Innenstadt gründete. Die Leitung des Studios entwickelte sich zu einer Vollzeitbeschäftigung. Seit zwei Jahren unterrichtet er zusätzlich als Lehrer an einem Duisburger Gymnasium. Er fand Spaß an seinem neuen Beruf. Bei beiden reifte die Entscheidung. Das Für und Wider wurde mehrmals abgewogen. „Wir haben eine berufliche Alternative“, sagt Jörgens. „Und wir möchten privat mehr Zeit für die Familie haben.“ Gemeinsam haben sie zwei Kinder.

Einige Mitglieder des Studios zeigen sich überrascht und verständnisvoll, als sie von der Schließung erfahren. Am 19. Juni verkünden beide in einem langen Statement auf ihrer Facebook-Seite den Entschluss. Wie Jörgens erzählt, wollte man nicht „Knall auf Fall aufhören“. Der ursprüngliche Plan sah eine Schließung des Studios im Herbst nächsten Jahres vor. Das Coronavirus ist nicht ganz unschuldig an der Entwicklung.

Corona-Krise beschleunigte die Schließung

Am 16. März muss die Tanzschule, wie viele andere Betriebe, schließen. Knapp zwei Monate später folgt die Wiedereröffnung unter strengen Auflagen . Unter anderem: Die Gastronomie bleibt geschlossen, die Kursgröße wird auf maximal fünf Paare begrenzt. Und der Abstand muss eingehalten werden. Gar nicht so leicht, denn in Tanzschulen ist das Risiko eines Körperkontakts besonders groß.

In Zeiten von Corona kann der gewohnte Betrieb, wie vor dem Ausbruch der Pandemie, nach Einschätzung von Jörgens nicht aufrechtgehalten werden. Der Gedanke ans Aufhören zu einem früheren Zeitpunkt erhält neue Nahrung. Letztlich haben Ralf und Kirsten Jörgens die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und beginnen ab dem 1. Juli einen neuen Lebensabschnitt.

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Ralf Jörgens ist Vorsitzender der KKG

Auch wenn sich Ralf Jörgens in Zukunft auf seinen Beruf als Lehrer konzentrieren möchte, kann er sich vorstellen, bei Veranstaltungen in Bottrop seine jahrelangen Erfahrungen einzubringen und sich weiterhin zu engagieren.

Der 46-Jährige hat nicht nur eine Leidenschaft fürs Tanzen. Er ist dem Bottroper Karneval eng verbunden und Vorsitzender der Kleinen Karnevalsgesellschaft (KKG).