Bottrop. Dr. Martin Glasneck baut als Chefarzt den bisherigen geriatrischen Schwerpunkt an dem Bottroper Krankenhaus zu einer eigenen Fachabteilung aus.

Am Knappschaftskrankenhaus Bottrop wird sich aus einem geriatrischen Schwerpunkt, bislang angesiedelt in der Neurologie, eine eigenständige Klinik für Altersmedizin entwickeln. Ihr Chefarzt wird Dr. Martin Glasneck (56). Er tritt seinen Dienst zum 1. Juli an.

Dr. Martin Glasneck wird zum 1. Juli 2020 Chefarzt der neu zu etablierenden Klinik für Altersmedizin am Knappschaftskrankenhaus Bottrop.
Dr. Martin Glasneck wird zum 1. Juli 2020 Chefarzt der neu zu etablierenden Klinik für Altersmedizin am Knappschaftskrankenhaus Bottrop. © KKH

Von bislang 30 Betten soll mit der neuen Klinik schrittweise auf 60 Betten erweitert werden. Der Bedarf ist da, sind sich Glasneck und KKH-Geschäftsführer Dr. André Schumann einig. Nicht nur die Neurologie als Fachabteilung etwa bei Schlaganfällen schaffe geriatrische Patienten, sondern jede Fachrichtung, unterstreicht der neue Chefarzt. Mittelfristig strebt er die Schaffung eines geriatrischen Versorgungsverbundes mit Hausärzten und kooperierenden Krankenhäusern an.

Komplexbehandlung für betagte Patienten in Bottrop

Die Idee der geriatrischen Behandlung erklärt Glasneck anhand eines konstruierten Beispiels: „Nehmen wir Hanna Müller, 89 Jahre alt, sie wohnt noch alleine, im dritten Stock, hat Arthrose, ist adipös.“ Weil sie verwitwet ist, ist sie zudem depressiv, ihre Kinder leben weit weg. Es ist heiß, Hanna Müller trinkt zu wenig, stürzt beim nächtlichen Gang zur Toilette, bricht sich die Hüfte. Der akute Bruch wird schnell behandelt, sie erhält eine Prothese. „Aber das Problem fängt ja erst an“, so Glasneck. „Sie hat eine Mangelernährung, trinkt zu wenig, hat wenig Lebensmut, rutscht ins Delir, ist verwirrt und mutlos.“

All diese Dinge zusammen nimmt das geriatrische Team, das im Idealfall den Hilfebedarf schon bei der Einlieferung erkannt hat, mit einer Komplexbehandlung in den Fokus – samt Einsatz von Logopäden, Ergo-, Physio-, Psychotherapeuten. Und der Überlegung, was nach dem Krankenhaus kommt. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Hanna danach wieder gehen kann und alterskompetent ist, ist so größer“, betont Glasneck. Ziel ist, Pflegebedürftigkeit abzuwenden.

Der Ansatz der Altersmedizin ist ganzheitlich

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Der Ansatz ist ganzheitlich und setzt die enge Kooperation mit allen beteiligten Fachabteilungen voraus. Glasneck: „Einen großen Vorteil sehe ich in den bereits bestehenden leistungsfähigen Kliniken der Inneren Medizin und dem breit aufgestellten operativen Spektrum des Krankenhauses.“ Er hebt die stationären und ambulanten Rehamöglichkeiten vor Ort hervor.

Dr. Martin Glasneck ist Facharzt für Innere Medizin, Geriater, Rehabilitationsmediziner, Palliativmediziner und Psychotherapeut. Der gebürtige Kieler, der in Berlin studierte, war als Leitender Oberarzt und Chefarzt in verschiedenen Kliniken mit Altersmedizinischen Schwerpunkten tätig, etwa in Radevormwald, Velbert und Krefeld. Ab Mitte Juli sollen in der neuen KKH-Klinik die ersten Patienten versorgt werden.

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