Bottrop. . Fachärzte im Knappschaftskrankenhaus Bottrop sensibilisieren für den Notfall: Die Symptome sind oft unklar, aber jede Sekunde zählt
Jede Sekunde zählt, wenn es zu einem Schlaganfall kommt. Etwa 630 Patienten kommen alljährlich mit Hirndurchblutungsstörungen in die Notaufnahme des Knappschaftskrankenhauses, bei rund 450 wird letztlich ein Schlaganfall diagnostiziert. „Waren die Betroffenen früher mindestens 70 Jahre alt, so sind sie heute oftmals weitaus jünger“, stellt Dr. Reinhold Dux, Chefarzt der Klinik für Neurologie, fest. „Wichtig ist, bei einem Schlaganfall schnell zu reagieren und den Notruf 112 zu wählen. Im Zweifel lieber einmal zu viel, als lebensnotwendige Zeit zu vergeuden.“
Einseitige Lähmungen, Gangunsicherheit, schiefer Mund, Schwindel, Seh- oder Sprachstörungen -- all das kann auf einen Schlaganfall hinweisen. „Das Tückische ist, dass die Symptome auch weniger stark ausgeprägt sein können und daher oftmals nicht oder erst sehr spät erkannt werden“, warnt Dr. Dux „Die Symptome des Schlaganfalls haben viele Facetten.“
Stroke Unit hat bald acht Betten
Sechs Betten hält das Knappschaftskrankenhaus ständig für die Behandlung von Patienten mit akutem Schlaganfall auf der Spezialstation „Stroke Unit“ bereit, im neuen Anbau West werden es sogar acht Betten sein. Für die hohe Qualität der Behandlung wurde die Klinik für Neurologie erst vor Kurzem bereits zum siebten Mal zertifiziert. „Für uns ist wichtig, die so genannte „door to needle-time“ ständig zu verkürzen. Das bedeutet: So wie der Schlaganfallpatient die Schwelle des Krankenhauses übertritt, läuft die Zeit. Innerhalb von 30 Minuten soll die Therapie feststehen und beginnen“, erklärt Dr. Svenja Hennigs, Chefärztin für Radiologie und Neuroradiologie.
Selbsthilfegruppe trifft sich jeden 2. Mittwoch im Monat
Gemeinsam mit dem Paritätischen gründete das Knappschaftskrankenhaus im Februar eine neue Schlaganfall-Selbsthilfegruppe. Zum Start kamen fünf Personen, inzwischen treffen sich regelmäßig bis zu 18 Betroffene.
Die Treffen der Selbsthilfegruppe finden jeden 2. Mittwoch im Monat, 15 Uhr, im Reha-Zentrum Prosper, Zimmer 1.15 statt. Im Mittelpunkt steht der Austausch. Es gibt auch Vorträge und Informationen von Fachleuten.
Zu 85 Prozent ist die Ursache des Schlaganfalls ein verstopftes Blutgefäß, schon nach zwei Minuten beginnen die Gehirnzellen abzusterben. „Die große Chance für den Patienten liegt natürlich in der schnellen Wiedereröffnung des verschlossenen Blutgefäßes“, so Dr. Dux und erläutert die verschiedenen Möglichkeiten: „Mit der so genannten Lyse wird das Gerinnsel in der Vene über Medikamente aufgelöst.“
Katheterverfahren ist relativ neu
Relativ neu sei das Katheterverfahren. Dabei wird ein Katheter über die Leiste in die entsprechende Gehirnregion geführt und fängt das Gerinnsel mit einem Körbchen ein oder saugt es ab. „Diese Methode kommt vor allem für sehr schwere Schlaganfälle in Frage“, so Dr. Hennigs. „Also für Patienten, die früher eigentlich keine Überlebenschance hatten.“ Etwa 60 Mal jährlich komme das Katheterverfahren im Knappschaftskrankenhaus zum Einsatz. „Wir sind gut gerüstet und stolz, eine so hocheffektive Behandlung gegen den Schlaganfall bieten zu können“, so Dux.
Nach der akuten Behandlung des Schlaganfalls folgen in der Regel drei Tage Aufenthalt auf der Stroke Unit. Schon hier beginnt die individuelle Rehabilitation beispielsweise mit Physio-, Ergo- und Sprachtherapie, bevor es in die eigentliche mehrwöchige Rehabilitation gehe. „Wichtig ist, dann auch im Alltag aktiv zu bleiben“, weiß Peter Conrad, Sprecher der neuen Schlaganfall-Selbsthilfegruppe. „Bloß nicht zurückziehen. Unsere Gruppe kann ein erster Schritt sein, wieder Kontakt aufzunehmen.“