Bottrop. Die Stadt würdigt das Schaffen der Textilkünstlerin. Die Frau von Josef Albers machte die Museumsgründung mit einer Schenkung überhaupt möglich.

Die Stadt ehrt jetzt auch die Bauhaus-Lehrerin und Textilkünstlerin Anni Albers. Die Ehefrau des in Bottrop geborenen Bauhaus-Künstlers Josef Albers wird zur Namensgeberin für den Platz vor dem nach ihrem Ehemann benannten Josef-Albers-Museum. Der Vorschlag geht auf Museumsdirektor Heinz Liesbrock zurück. Die Entscheidung fiel einmütig. Auch die Adresse des Museums im Stadtgarten wird in Zukunft "Anni-Albers-Platz 1" lauten.

"Wir möchten damit vor allem ihr künstlerisches Werk würdigen", sagte der Bottroper Beigeordnete Klaus Müller. Denn die deutsch-amerikanische Textilgestalterin und Grafikerin gilt heute als eine der wichtigsten Künstlerinnen des Bauhauses. "Die Idee zu dieser Ehrung hatte Dr. Heinz Liesbrock. Er ist ja in engem Kontakt zur Josef und Anni Albers Foundation, die das künstlerische Erbe beider Künstler pflegt", sagte Müller.

Anni Albers stammte aus der Ullstein-Familie

Denn Anstoß zu der Würdigung habe im vorigen Jahr das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen des Bauhauses gegeben. "Nicht nur Josef Albers, auch Anni Albers war am Bauhaus tätig", erklärte der Beigeordnete. In Dokumentationen über das Bauhaus-Jubiläum sei auch Rolle der Frauen am Bauhaus herausgestellt worden: Während Männer ihre künstlerisches Wirken auf Papier, mit Glas, Holz und Metall frei wählen konnten, wurde Bauhaus-Studentinnen zur Arbeit in der Textilwerkstatt verpflichtet. "Anni Albers mag zwar immer im Schatten ihres Mannes Josef gestanden haben, auch sie hatte aber ja eine eigene Lehrtätigkeit", sagte Vize-Stadtsprecher Ulrich Schulze; zuerst am Bauhaus und nach ihrer Emigration dann auch am berühmten Black Mountain College in den USA.

Anni Albers stammte aus der jüdischen Verlegerfamilie Ullstein. Wegen ihrer jüdischen Abstammung musste sie 1933 mit Josef Albers nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in die USA auswandern. Sie war die erste Textilkünstlerin überhaupt, der das New Yorker Museum of Modern Art eine Einzelausstellung widmete, stellt die Stadt heraus. Als eines ihrer Hauptwerke gilt das Holocaust-Mahnmal Six Prayers. Mit diesem fast zwei Meter hohen und drei Meter breiten Bildgewebe schuf sie quasi eine meditative Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust.

Sie half der Stadt mit einer Schenkung

Die Künstlerin trug 1979 mit ihrer Zustimmung und der Schenkung gut eines Drittels des künstlerischen Nachlasses ihres Mannes maßgeblich zur Gründung des Josef-Albers-Museums bei. "Anni Albers hat es erst ermöglicht, dass wir dieses großartige Museum bekommen haben, und sie hat es ja auch mit eingeweiht", unterstrich Klaus Müller. Heute sei das Josef Albers Museum auch international bekannt und präge die Identität der Stadt. "Um diese große Schenkung aus den USA herum ist das Josef-Albers-Museum ja erst aufgebaut worden", sagte auch Vize-Stadtsprecher Urich Schulze.

Die Anerkennung für Anni Albers und ihre künstlerische Arbeit durch die Benennung des Museumsvorplatzes im Stadtgarten werde noch verstärkt, indem auch die Adresse des Josef-Albers-Museums künftig ihren Namen trage. Die Stadt sehe eine offizielle Einweihungsfeier für den Anni-Albers-Platz vor, kündigte Beigeordneter Klaus Müller an, wegen der derzeitigen Corona-Krise stehe ein Termin aber noch nicht fest.

Eine Ausnahmekünstlerin

>>> Anni Albers (* 12. Juni 1899 in Berlin; † 9. Mai 1994 in Orange, Connecticut) gehörte zu den Künstlerinnen und Lehrerinnen des Bauhauses. Ihre Mutter war Toni Fleischmann-Ullstein, ihr Vater der Möbelfabrikant Siegfried Fleischmann. Nicht nur ihr Mann Josef Albers wurde als Lehrer an das Black Mountain College berufen, auch Anni Albers begann 1939 dort zu lehren.

Bis zu ihrem Tod im Jahr 1994 beschäftigte sich Anni Albers mit Textildesign und Drucktechniken. Anni Albers erhielt für ihre Arbeit zahlreiche Auszeichnungen und einen Ehrendoktortitel. Zuletzt präsentierte die Londoner Tate Gallery of Modern Art ihr Werk 2018/19 in einer großen Ausstellung.