Bottrop. .
Jeder Gegenstand besitzt das Potenzial für etwas Besonderes - man muss es nur erkennen. Textilkünstlerin Anni Albers nutzte diese Gabe, um Schmuckstücke aus Alltagsgegenständen anzufertigen. Das Quadrat bietet nun wieder vier der eigenwilligen Ketten an - gebrauchsfertig oder als Bastelset für 26 Euro.
Außerhalb ihres gewohnten Einsatzbereichs und ihrer Funktionalität beraubt, wirken Haarnadeln und Abflusssiebe, Büroklammern und Metallketten für Wannenstöpsel bemerkenswert und fremd; Anni Albers hat sie durch ihre neuen Rolle geadelt.
Die Idee zu dieser Vorgehensweise brachte sie von ihren zahlreichen Reisen nach Mexiko mit, wo sie und ihren Ehemann Josef Albers die präkolumbische Kultur faszinierte. Einfache Gegenstände wie Kiesel oder Muscheln können durch Bearbeitung so aufgewertet werden, dass sie kostbar wirken, beschreibt Quadrat-Mitarbeiterin Dr. Ulrike Growe den gedanklichen Ausgangspunkt dieses Schmuck-Designs. Die schlichte Substanz hat sich nicht verändert, wohl aber die menschliche Wahrnehmung, die diese Alltagsgegenstände nun als originell oder hübsch einordnet. Darüber hinaus entspricht der Einsatz einfacher Materialien auch der Tradition des Bauhauses, an dem Josef und Anni Albers lehrten, bis sie 1933 in die USA auswanderten. Etwa ab 1940 soll Anni Albers dort ihre kreativen Schmuck-Ideen umgesetzt haben. Heute lässt die Josef and Anni Albers Foundation als Hüterin des Erbes diese Ketten anfertigen, und von dort bezieht sie das Bottroper Museum. Origineller Schmuck, für jeden erschwinglich: Auch dieser Gedanke mag Anni Albers gefallen haben.